16. Jahrgang | Nummer 13 | 24. Juni 2013

Shanzo: Western war gestern

von Hans-Peter Götz

„Angefangen hat alles 2006 mit dem Trashmovie Shanzo Brown – noch ohne Geld, aber mit viel Herzblut“, erzählt Murat Seven zu Beginn unseres Gesprächs. Er sitzt mir mit Regisseur Markus Pajtler auf einer geblümten Couch gegenüber. „Seit dem ersten Projekt ist viel passiert. Wir sind älter geworden, haben eine Menge Filme gemacht, viel dazugelernt und uns trotzdem nie aus den Augen verloren.“ Jetzt, sieben Jahre später, so fährt Murat Seven fort, sei es Zeit für den ersten Langfilm – Shanzo. Seven soll eine der Hauptrollen in diesem Streifen übernehmen.
Gedreht werden soll Shanzo als Independent-Produktion der Firma framerausch, die ihrerseits ein Team von Kollegen ist, die über die Jahre Freunde geworden sind. framerausch sitzt in Essen, und der Fokus des Unternehmens ist auf die Realisierung von Kinofilmen gerichtet. Zu den bedeutenden Erfolgen der jüngeren Vergangenheit zählen der Preis für den besten Nebendarsteller auf dem „Hollywood Real Independent Film Festival“ in Los Angeles 2010 für den Schauspieler Philip Bender sowie der Publikumspreis für den besten Film auf dem „Europäischen Independent Film Festival“ in Paris 2011 für „A Damn Killer“.
Und das Genre? Shanzo soll ein Neo-Noir-Urban-City-Western werden – unter der künstlerischen Leitung des Essener Nachwuchsregisseurs Markus Pajtler. Erzählen wird der Film die Geschichten dreier Personen: Shanzo, eines Fremden, der in einer Großstadt auftaucht und bei einem in einem Kino residierenden Cineasten anheuert; Marcio Plata, eines gescheiterten Fußball-Stars, der nach einem selbst verschuldeten Autounfall im Rollstuhl sitzt, und Elisa Day, einer jungen, phantasievollen, selbstbestimmten Frau, die ihre Erfüllung in der Unterstützung anderer findet.
Zum Cast gehören neben Murat Seven unter anderem die Hollywood-Schauspieler David Gant (Braveheart) und Udo Kier (Armageddon) sowie Julia Dietze (Iron Sky).
Shanzo wird ein Film, der über den Tellerrand hinausblickt“, sagt Murat Seven. Der Deutsch-Kurde wird zusammen mit dem jüdischen Deutsch-Afrikaner Philip Bender agieren, doch ihr Migrationshintergrund werde dabei in keinster Weise thematisiert. „Das macht das Projekt so besonders: Shanzo steht für ein integratives Deutschland – in einer anderen Form.“ Und Regisseur Markus Pajtler ergänzt: „Gemeinsamkeit entsteht aus unserer Sicht aus dem Verzicht auf Heraushebung von unabänderlichen Alleinstellungsmerkmalen wie Hautfarbe oder Religion. Neben den vielen wertvollen Filmen, die genau diese Ab- und Ausgrenzungen thematisieren, sehen wir uns in der Pflicht gelebte Integration abzubilden.“
Die Protagonisten sollen dabei inspirieren und gleichzeitig der Identifikation dienen. Als Beispiel nennt Pajtler die Person der Elisa Day – eine Frauenfigur, die für jene Generation von jungen Frauen steht, die nicht gerettet werden wollen, die vielmehr Selbstbewusstsein, Kraft und vor allem Selbstbestimmtheit verkörpern. „Shanzo bebildert zudem männliche Antihelden, die sich schlussendlich für das Gute und Erstrebenswerte entscheiden.“ Pajtler lächelt. „Moderne Vorbilder in einer Zeit, die zu oft von schnellem Ruhm und fehlgeleiteten Idealen bestimmt wird.“

Bei der Finanzierung des Films setzen die Macher unter anderem auf die Crowdfunding-Plattform Startnext, die schon zahlreichen unabhängigen Kunst- und Kulturprojekten die Realisierung ermöglicht hat. Das Crowdfunding für Shanzo läuft noch bis zum 7. Juli.

Die Redaktion