16. Jahrgang | Nummer 7 | 1. April 2013

Antworten

Oberlandesgericht München, Unbestechliches – Wir gratulieren von Herzen zur Festigkeit Ihrer Empfehlung an türkische Journalisten. sich doch gefälligst früh anzustellen, um für den NSU-Prozess vielleicht wenigstens einen Platz im Zuschauerraum zu bekommen. Für die knappen Presseplätze hatten sich die Kollegen ja einfach zu spät angemeldet. Selbst die Annahme von deutschen Kollegen angebotener Presseplätze lehnen Sie aus Gerechtigkeitsgründen ab, Chapeau! Bei einem solchen Verständnis für das Hochpolitische eines Prozesses darf man auf dessen Verlauf und Ergebnis jetzt schon gespannt sein. Weniger gespannt muss man darauf sein, was man in der Türkei und anderswo außerhalb deutscher Lande von unserer Justiz hält.

Warren Buffet, US-Finanztycoon – „Wenn in Amerika ein Klassenkampf tobt, ist meine Klasse dabei, ihn zu gewinnen“, haben Sie vor kurzem in sympathischer Freimütigkeit erklärt. Nun haben Sie Sie Ihren Einsatz beim Bankhaus Goldmann-Sachs, über dessen engmaschig personelle Verflechtungen Kabarettist Erwin Pelzig in einer „Anstalt“ des ZDF kürzlich so grandios Auskunft gab, erhöht und gehören zu den zehn größten Anteilseignern auch dieses Finanzinstitutes. Es fällt leider ziemlich schwer, Ihrer eingangs erwähnten Feststellung zu widersprechen.

Markus Söder, Vorsteherdrüse der CSU – Immer wennʼs mal auszutesten geht, was man seinem Volk so zumuten kann, kommen südlich des Weißwurstäquators üblicherweise Sie ins Spiel. Den fröhlichen Antrag Bayerns und Hessens, den bisherigen Länderfinanzausgleich zu kippen haben Sie jedenfalls mit den öffentlichen Worten „Seit neun Uhr wird geklagt“ präsentiert. Dass Sie einfach zu blöd sind, um keinen Unsinn zu reden, hat ein anderer und der CSU nicht eben wohlgesinnter Bayer einst dementiert. Wenn Sie allerdings wissen, was Sie tun und sagen, dann wissen wir wiederum, wo Deutschland in seiner politischen Kultur bereits angekommen ist.

Reinhard Lakomy, Von-uns-Gegangener – Mit „Heute bin ich allein“ haben Sie uns dereinst musikalisch beglückt, ebenso wie mit vielen anderen Ihrer balladesken Lieder. Und nach Hunderttausenden zählen jene Kindheiten in DDR und BRD, in denen die geliebten Geschichten Ihres Traumzauberbaumes eine prägende Rolle gespielt haben. Dies ist bis heute so, denn grade erst ist eine neue CD aus dieser Reihe erschienen. Nur Sie haben die Kinder wie uns alle nun alleingelassen, der Krebs war stärker. Wir sind traurig.

Kurt Tucholsky, Nicht-vorgestellt-zu-werden-Brauchender – Dass Ihnen unsere heutige SPD vertraut wäre, davon gehen wir aus, denn Sie kannten deren Wurzeln und Verfehlungen mindestens aus den ersten 33 Jahren des 20. Jahrhunderts. Dass Sie darüber hinaus aber auch unsere heutigen Grünen antizipierten, ist nachgerade genial: „Aus der Opposition von damals ist ,realpolitisches Wirken‘ geworden – und durch die Schuld eben dieser Realpolitiker sind wir dahin gekommen, wo wir heute sind.“

Blättchen-Redaktion, MutigeDie Redaktion nimmt zwecks Stimmungsaufhellung zum 1. April einen Wetterdienst auf. Der Schwerpunkt liegt auf Schönwetter. Um Schönwetterangebote wird gebeten, das Wort Schnee ist zu vermeiden!