16. Jahrgang | Nummer 4 | 18. Februar 2013

Antworten

The Sun, englische Bild-Zeitung – „Papst Benedikt schockiert die Welt mit ‚Ich trete zurück‛-Ankündigung“, haben Sie Ihre Ausgabe nach Ratzingers honorigem Amtsrücktritt in boulevardüblicher Schriftgröße betitelt. Das Blättchen sieht sich angelegentlich dieser Verallgemeinerung gezwungen, seine Nichtzugehörigkeit zur Welt zu bekunden. Um es biblisch auszudrücken: Unser Reich ist nicht von dieser Welt.

Silvio Berlusconi, transalpine Unsäglichkeit – „Wenn die Wähler mir und meiner Partei die Mehrheit verschaffen, werde ich unverzüglich eine vollständige Steuer- und Bau-Amnestie umsetzen“, haben Sie verlautbart und damit wohl einen – zumal Ihnen ganz gemäßen – Wahlkampf-Coup gelandet. Abgesehen davon, dass Sie in erster Linie wohl gleich sich selbst amnestieren würden, dürfte Ihnen dieses Versprechen viele, viele Stimmen einbringen. Was übrigens auch ein Tipp an die CDU in unseren heimischen Gefilden wäre; mit einem analogen Wahlkampfversprechen würde diese für das Erreichen der absoluten Mehrheit nicht mal mehr der lästigen FDP bedürfen.

Liberale, mitregierende Randgruppe – bei allem Hohn und Spott, der sich seit langem über Sie ergießt, muss man Ihnen doch durchaus einen nach wie vor beachtlichen Ideenreichtum konzedieren. Nachdem Sie Ende 2012 das berüchtigte Betreuungsgeld via Koalition mit den Schwarzen beschlossen haben, nutzen Sie nun die breite Inakzeptanz dieses Gesetzes und wollen es im Wahlkampf in Frage stellen. Nun warten wir gespannt darauf, gegen was von all dem Ihrerseits Mitinitiierten oder Beschlossenen Sie noch Stimmung machen werden, um ohne Leihstimmen über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen; wobei Sie auf solche ganz gewiss vertrauen können, denn was ist (auch) ein konservativer Corpus ohne seinen Appendix.

Edmund Stoiber, medial fast Abhandengekommener – Aus dem Off heraus hat uns Ihr Vorschlag ereilt, das bevorstehende Kanzler-Kandidaten-Duell zwischen Merkel und Steinbrück nicht nur von den „üblichen Verdächtigen“ sondern auch von Stefan Raab moderieren zu lassen, um so auch der Jugend eine Chance zu geben, mitzureden. Abgesehen davon, dass Sie zufällig ja auch Beiratsvorsitzender des Raab’schen Arbeitgebers, der Münchner ProSiebenSat.1 Media AG, sind, sind wir – uns Ihrer üblich grandiosen öffentlichen Einlassungen  immer wieder gern erinnernd – von Ihrem Vorstoß enttäuscht, hatten wir doch erwartet, dass Sie Raab als Kanzlerkandidaten vorschlagen; verdient hätten wir’s ja allemal.

Annette Schavan, Unschuldslamm, Ministerin a.D. – „Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.“ Damit zielten Sie seinerzeit auf den oberfränkischen Freiherrn von und zu Guttenberg („Gutti“), dessen Promotion, nun ja, nicht so ganz den üblichen Kriterien wissenschaftlicher Ehrbarkeit entsprach und der deshalb des Titels und in der Folge seines Amtes verlustig ging. Der Freiherr legte alle öffentlichen Ämter in Deutschland nieder und gab sein Bundestagsmandat zurück. Sie wollen Letzteres behalten. Wir können Ihnen das wirklich nicht vorwerfen, schließlich neigen Sie zum Öffentlich-Schämen. Was ist dazu besser geeignet als ein Plenarsaal?

Lance Armstrong, gebeutelter Beutler – die Versicherungsgesellschaft SCA Promotions hat Sie nach Ihrem Dopinggeständnis nun auf eine Rückzahlung von zwölf Millionen US-Dollar (knapp neun Millionen Euro) verklagt, mit weiteren solcher Verfahren werden Sie wohl rechnen müssen. Nun wissen wir nicht, ob eine solche Rückzahlung auch die über diese Summe seit 2005 aufgelaufenen Zinsen einschließt; falls nicht, dürfte allein das einer finalen Verarmung Ihres Münchhausen-Daseins allemal verhindern.