16. Jahrgang | Nummer 2 | 21. Januar 2013

Gutes vom Airport

von Wolfgang Brauer

Zum Jahresende überraschte die Berliner Flughafengesellschaft alle möglichen wichtigen und Persönlichkeiten der Hauptstadt mit einem Gläschen Bienenhonig mit einer äußerst präzisen Herkunftsbezeichnung: „vom Flughafen Berlin Brandenburg“. Und um dummen und von Voreingenommenheit zeugenden Fragen zuvorzukommen, legten die Flughafenmanager freundlicherweise ein Faltblatt „Bienen-Monitoring“ bei. Damit wurde diese Gabe von einem Akt „geldwerter Vorteilsnahme“ zu einem Vorgang politischer Berichterstattung. Bienenmonitoring bedeutet nämlich nicht mehr und nicht weniger, als dass man im Umfeld des BER „Pollen, Wachs und Honig auf Rückstände von Schadstoffen analysiert, welche über die Luft und die Umwelt in die Nahrung gelangen können.“ Und – „Überraschung, da fliegt ja nix!“ werden jetzt die Berlin-Skeptiker und eingeschworenen Feinde des Flugwesens einwerfen – der Honig ist sauber, also habe der Flughafenbetrieb „auf die Qualität des Lebensmittels Honig aus der Flughafenregion keinen Einfluss. Honig, Pollen und Wachs sind von den untersuchten Luftschadstoffen unbelastet.“ Na also! Jetzt müssen nur noch die Prüfingenieure der Europäischen Kommission ein Gläschen zugeschickt bekommen, dann nölen die vielleicht nicht mehr an der fehlenden Umweltverträglichkeitsprüfung der neuen Flugrouten rum. Und bald wird ein Schäfer aus Waßmannsdorf „Schafskäse vom Flughafen Berlin Brandenburg“ anbieten. Die Grasflächen zwischen den Rollbahnen müssen schließlich vor Verbuschung geschützt werden, sonst finden die Bienen nicht genügend Nahrung.
Das sind doch wunderbare Aussichten, meinen wir. Es gibt nur ein einziges Problem, und das hat einen Namen. Es ist der Berliner Tierschutzbeauftragte. Sowohl Bienen als auch Schafe sind Tiere. Auch Fische sind Tiere. Die Berliner Wasserbetriebe bekamen Stress mit diesem Amtsgewaltigen, weil sie Moderlieschen (Leucaspius delineatus) als „Biotoximeter“ im Wasserwerk Friedrichshagen einsetzten. Moderlieschen, etwa sechs bis neun Zentimeter lange Weißfische, reagieren sofort auf eine Verschlechterung der Wasserqualität. Die Wasserbetriebsidee aus dem Jahre 2008 galt damit als Tierversuch und war bis 2012 zeitlich befristet, „weil wir die Fische im Einsatz haben, um ein Produkt zu kontrollieren und nicht ausschließen können, das Schmerzen, Schäden und Leiden von den Fischen abgewendet werden.“ So ein zerknirschter Wassermann vor einiger Zeit im Deutschlandfunk. Er musste sogar einräumen, dass inzwischen ein Moderlieschen gestorben sei und schob dies perfiderweise auf eine vermeintliche „Altersschwäche“ des Tieres. Die Wasserwerke im saarländischen Homburg sind gewitzter: Die wissen genau, dass die dortigen Aquarianer auf ihr Trinkwasser angewiesen sind und verweisen auf deren Internetseite. Damit sind die Fische der Homburgischen Aquarienfreunde quasi ehrenamtliche Toximeter und kein Beauftragter von was auch immer kann den Wasserwerken in die Suppe spucken. Schwimmen die Scalare oben, läuft beim Trinkwasser etwas schief und bei den Wasserwerken laufen die Telefone heiß…
Die Berliner Flughafengesellschaft sollte daraus lernen: Ein Stand mit BER-Bioprodukten gehört auf die „Grüne Woche“ und die ITB, möglichst auch auf die diversen Brüsseler Messen – aber keine Faltblätter mit verfänglichen Begriffen wie „Schafsmonitoring“! Die Sprache der Tiere hingegen ist immer eindeutig. Nur eine Frage wäre noch zu klären: Wie ist das eigentlich mit Schallschutzfenstern in Schafställen und Bienenkörben?