15. Jahrgang | Nummer 14 | 9. Juli 2012

Wen wählen Sie, …?
Eine erste Umfrage in den USA anlässlich der kommenden Präsidentschaftswahl

von Thomas Zimmermann

Virginia:
Ich habe mich in diesem Jahr zum ersten Mal als Wählerin registrieren lassen. Jetzt, wo ich im Ruhestand bin, habe ich endlich für so etwas Zeit. Ich glaube, ich werde … na, wie heißt er doch … Jimmy Carter! Ja, den find ich gut.

Mary Land:
Obama! Okay, er ist schwarz und nicht von hier, aber ich meine, ich hab schon immer die Demokraten gewählt. Unser Gouverneur, unsere Senatoren … Das hat bei uns Tradition, auch wenn jetzt eben mal ein Schwarzer dran ist.

Tex As:
Seit Bush geh ich nicht mehr wählen. Der kam von uns, der verstand noch was von dem kleinen Mann hier im Süden, verdammt. Und jetzt guckt euch an, was dieser Neger mit unserem Land gemacht hat. Wir sind aus dem Irak raus, aus Afghanistan … Und das als Weltmacht! Der verkauft uns doch unter unserem Wert!

Georgia:
Auf jeden Fall Republikaner! Hier unten im Herzen des Südens beginnt der große Wechsel, Mann. Die Republikaner werden wieder ins Weiße Haus einziehen und Amerika nach vorne bringen, oh ja Mann. Und wir machen den Anfang.

Mrs. Sippi:
Oh Lord, Obama ist unser Mann. Warum, fragen Sie? Weil er einer von uns ist, verstanden? Und ich sage Ihnen noch etwas: Der Mann hatte es nicht leicht, ja? Dem haben sie verdammt viele Steine in den Weg gelegt. Aber er hat sich gut gehalten. Und das ist seine Botschaft. Auch als Schwarzer kannst du es zu etwas bringen, verstanden? Er ist ein Vorbild für die vielen jungen Afroamerikaner – yes, we can. Daran glaube ich und er gibt mir die Kraft dazu. Ich wähle Obama!

Ken Tucky:
Was schert mich Washington? Das sind eh immer nur dieselben, egal aus welcher Partei sie kommen. Das ist alles ganz weit weg von mir und dem realen Leben.

Utah:
Ich wähle Obama, weil Bruce Springsteen und Puff Daddy für ihn sind. Und Aretha Franklin – Gott, hat die eine Stimme! Haben Sie die schon mal live gehört? Noch nicht? Oh Mann, ich war im letzten Monat zu einem Konzert von ihr und …

Carolina I.:
Nur keinen Yankee! Und erst recht keinen, der vielleicht nicht mal bei uns geboren wurde. Obama? Kommt der nicht aus Kenia? Ich weiß, die behaupten was anderes, aber wer weiß, ob das auch stimmt? Denken Sie nur an Kennedy!

Miss Souri:
Republikaner, eindeutig. Gegen Iran, gegen Saudi-Arabien, gegen Europa. Die Republikaner wissen als einzige Partei, was wir wirklich wollen und brauchen.

Carolina II.:
Ich geh nicht wählen. Mitten im Indian Summer. Da sitz ich lieber auf meiner Veranda und genieße den Herbst, anstatt mir mit Politik die Laune zu verderben. Ändern tut sich eh nichts.

Flo Rida:
Ich wähle Republikaner. Als der Wahlmann hier eine Rede gehalten hat, ist meine kleine Tampa vorgelaufen und er hat sie genommen und geküsst und was Schönes über die Familie und die richtigen Werte gesagt. Das hat mir viel bedeutet. Am nächsten Tag war er mit Tampa in der Zeitung. Hab ich ausgeschnitten, das Bild. Wollen Sie’s mal sehen?

Massa Chusetts:
Ich wähl Massa Obama, weil er schwarz ist, okay? Mehr Gründe brauch ich nicht. Die Farbe sagt mehr als tausend Worte.

Kalif Ornia:
Was soll das, Wahl in Washington? Wen interessiert das? Wir machen hier unser eigenes Ding, ganz ohne Präsident. Hier ist die echte amerikanische Freiheit, Bruder. Hollywood, L.A. – davon träumt die ganze Welt. Hier ist alles egal. Herkunft, Hautfarbe, Religion. Und du kommst mir mit Washington, Alter, also echt mal …