14. Jahrgang | Sonderausgabe | 5. Dezember 2011

Anti-Heilgenbilder

von Thomas Behlert

Oh Gott, was werden das alles wieder für Jahresrückblicke bei den einschlägigen Fernsehsendern sein. Katastrophen bekommen eine nette Aufbereitung, sportlich doofe Höhepunkte (Vettel!) gigantisches Lob, das politische Versagen der FDP und das schmierige Verhalten des alten neuen Berliner Bürgermeisters werden weitestgehend ignoriert. Unser aller Papst aber bekommt den meisten Platz, denn für ihn und sein sinnloses Tun verpulverte man in Deutschland ja auch reichlich Geld. So gibt es in Etzelsbach, im sündigen (hier mal Mister Althaus fragen) Eichsfeld, jetzt an der kleinen Wallfahrtskapelle eine große betonierte Straße, die extra für das Papamobil entstand und nun angeblich den Wanderern das Leben leichter machen soll.
Wer nun so richtig despektierlich über die Kirche kichern, schmunzeln und brüllen möchte, dem sei das Buch „Gottlose Bilder“ aus dem Eulenspiegel Verlag empfohlen. Auf leider nur 96 Seiten „streiten“ sich die besten Cartoonisten über das knalligste Bild gegen Gott und Kirche. Auf keiner Seite richten sich die Zeichner nach dem Verlangen Gottes im Alten Testament „Du sollst Dir kein Bildnis machen!“ Vielmehr türmen sich Cartoons über Cartoons als Anti-Heiligenbilder gegen mieses Tun der Kirche auf. Mögen sie voll ins Wespennest stechen.
Da präsentiert der Zeichner Reiner Schwalme, der seit DDR-Zeiten regelmäßig Karikaturen für den Eulenspiegel und verschiedene Tageszeitungen entwirft, den Papst als böse schauenden Mensch, der zu einem Priester meint: „Diese Pädophilen haben doch hoffentlich keine Kondome benutzt?!“
Oh, wie ist dieses Bild wahr und wie zeigt es auf einfache Weise Altersstarrsinn, Vertuschung und Verfehlung, die drei Dinge, die speziell in der Katholischen Kirche verdammt großgeschrieben werden. Herrlich auch der Cartoon vom Erfurter Zeichner Nel, der sich mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Mehrere Priester sitzen mit ihrem Vorbeter in der Kirche und tun wohl Buße, mit folgendem Gebet: „Ich habe mich vergangen, du hast dich vergangen, er hat sich vergangen, wir haben uns vergangen“. Da benötigt man keine großen Worte, da reichen einige lustige Striche für die Wahrheit.
Gern und oft spielen die Künstler auf die kriminellen sexuellen Verfehlungen an, die noch lange nicht vom Tisch sind. Es wird aber auch Jesus ans Kreuz getackert, später geschraubt, und schließlich endet alles schon wieder mit einem wunderbraren Bild von Greser & Lenz – endlich bricht die Kirche ihr Schweigen; hier hält ein Priester eine letzte Rede, die den Satz enthält: „[…] und übrigens haben wir festgestellt, es gibt überhaupt keinen Gott.“
Der Herausgeber Rolf Lonkowski, der bereits mit den „Schweinischen Bildern“ und den „Schrecklichen Bildern“ für Aufsehen und Heiterkeit sorgte, versammelte unter anderem Arbeiten von Burkhard Fritsche, Gerhard Glück, Haderer, Mette, Andreas Prüstel und Polo.

Gottlose Bilder, herausgegeben von Rolf Lonkowski, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2011, 96 Seiten, 9,95 Euro