14. Jahrgang | Nummer 10 | 16. Mai 2011

Beim Durchschreiten deutscher Gegend (II)

von Eckhard Mieder

Durch die Wälder springen Hasen,
Aus den Mooren steigen Blasen,
In den Wipfeln wiegen leicht
Vögel sich, und keiner gleicht
Einem anderen im Fliegen
Aufwärts zu Erfolg und Siegen
Und auch nicht im Federkleide –
Deutschland tut mir nichts zu Leide.

Auf den Flüssen gleiten Schiffe.
Abgeschliffen sind die Riffe.
Deutschlands Fluss tut, was er muss:
Fließt vom Quellstein bis zum Schluss.
Auf den Schiffen die Matrosen
Tragen frisch gewaschne Hosen.
Ob aus Leinen, ob aus Seide –
Deutschland tut mir nichts zu Leide.

Auf den Straßen, auf den Bahnen
Zieht kein Mensch mehr hinter Fahnen
Her und auch nicht hin, und wieder
Hören wir die Leier-Lieder
Von des eignen Glückes Schmied
Und dass selber Schuld geschieht
Dem, der plötzlich steht in Kreide –
Deutschland tut mir nichts zu Leide.