14. Jahrgang | Nummer 8 | 18. April 2011

Antworten

Mathias Döpfner, Bild-Imperialist – Mit einem Einkommen von zehn Millionen im Vorjahr haben Sie sogar den bestbezahltesten Dax-Konzernchef Martin Winterkorn von VW überboten – private Aktienerlöse sind da freilich noch nicht inbegriffen. Wir gratulieren jedenfalls; ist es doch ein weiteres schönes Beispiel dafür, wie man mit der Verblödung von Menschen ein gutes Geld verdienen kann.

Klaus J. Bade, Migrationsforscher – „Den größten Flurschaden hat Sarrazin bei der Stimmung unter den Einwanderern angerichtet“, haben Sie gutachterlich ermittelt: Sarrazin habe Deutschland ein doppeltes Eigentor beschert;. in Umfragen sei ein eklatanter Vertrauensverlust zu diagnostizieren, der Optimismus hinsichtlich der Integration sei abgestürzt. Ob Ihnen bei diesen Feststellungen auch der Gedanke gekommen ist, dass Sarrazin nur „his masters voice“ sein könnte, ist leider nicht überliefert.

Siegfried Jacobsohn, Weltbühnen-Begründer – Dass 2010 so viele deutsche Verbraucher pleitegegangen sind wie nie zuvor, können Sie dank Ihres bedauerlich frühen Ablebens 1926 natürlich nicht wissen. Ihr ein Jahr zuvor geprägter Satz, dass wir es mit zwei neuen deutschen Nationalheiligen – Konkursula und Insolwenzel –  zu tun haben, passt aber dennoch vortrefflich auch aufs Heute.

Friedrich März, Veräußerungsbeauftragter der WestLB – Auf 5.000 Euro pro Tag beläuft sich dem Vernehmen nach Ihr Honorar bei ihrem ebenso maroden wie halbstaatlichen Arbeitgeber. Summiert man das – wozu ein Bierdeckel locker ausreicht – aufs Jahr hoch, so streichen Sie für Ihre ganz sicher harte Arbeit (in Deutschland wird nur harte Arbeit geleistet) im Jahr dort also 1,8 Millionen ein, Respekt. Immerhin schuften Sie für die 5.000 ja auch täglich 666 Stunden. Und so gesehen, streichen Sie nicht mehr als eine Art Mindestlohn ein.

Luc Frieden, Luxemburger Finanzminister – „Die Menschen müssen verstehen, dass wir sparen, damit wir in Zukunft in die Sozialpolitik investieren können“, haben Sie das Credo ihres finanzpolitischen Verständnis beschrieben. Dazu meint der Publizist Friedrich Küppersbusch: „Der Satz wäre gut, wenn er nicht umgekehrt genau so funktionieren würde: Wir müssen in die Sozialpolitik investieren, sonst kollabieren die Gesellschaften. Die EU als Bank mit menschlichem Antlitz ist eine Fehlkonstruktion.“ Raten Sie mal, zu welcher dieser Auffassungen wir neigen …

Nicolas Sarkozy, Befriedungsrambo – „Jeder Staatsführer, insbesondere jeder arabische Staatsführer, muss wissen, dass die Reaktion der internationalen Gemeinschaft und Europas fortan dieselbe sein wird“, haben Sie – effektmindernd leider nur in Zivil gekleidet – in die böse arabische Welt hinausgeschleudert, die unerwartet mit (auch) von Ihrem Land gelieferten Waffen so argen Missbrauch treibt, dass diesem nun mit chargengleichem Kriegsgerät Ihrerseits entgegengetreten werden muss. Für großmäuligen Schwachsinn gibt es sicher diverse Quellen, und diese müssen auch keineswegs französischem Boden entspringen. Deshalb unsere besorgte Frage: Kann es sein, dass Sie schlicht zu oft von Angela Merkel geküsst worden sind?

Hans-Peter Keitel, Oberindustrieller – In einem Interview wurde Ihnen suggeriert: „Es wäre ein tolles Signal, wenn der Industriechef sagte: Ab morgen beziehe ich Ökostrom.“ Ihre Antwort darauf lautete: „Ich halte nichts von solchen Symbolen“. Hinzuzufügen haben wir dem nichts.

Wolfgang Kubicki, amtstragendes FDP-Nordlicht – „Guido Westerwelle muss sich als Politiker neu erfinden. Ich glaube, er ist bereits dabei“, haben Sie geäußert. Was, zum Teufel, liegt einem solchen Politikverständnis zugrunde? Vertrete ich als Individuum eine Überzeugung und will diese als Politiker realisieren? Oder geht es nur noch darum, dass man stets genug Wahlvolk manipuliert, auf dass man (einträglich) von Politik leben und Macht genießen kann – und es dabei immer gleichgültiger wird, in welchem politischen Kontext das geschieht? „Wünsch Dir was“, hieß dereinst eine Sendung des DDR-Fernsehens. Keine Ahnung, warum wir uns daran erinnert fühlen.