von Renate Hoffmann
Da liegst du nun,
zerstückt in große Scheiben;
und nur dein Übermut
hat dich zu Fall gebracht.
Es war von dir sehr unbedacht,
die Expansion so weit zu treiben:
Musstest du die Mauer sprengen,
dich in die Rosenbeete drängen,
die Terrassensteine heben
und nach der Straßenleuchte streben?
Nun geht’s dir schlecht –
geschieht dir recht.
Doch bald wird’s Mai.
Dich überzog stets zarter Blütenschimmer.
Im Sommer warfst du Schatten in mein Zimmer.
Die Vögel turnten in dir rum –
man drehte man sich nach deinem Herbstschmuck um.
Und im Dezember trugst du Lichterketten,
als ob die Zweige Winterblüten hätten …
Du bist geköpft.
Die Träne tröpft.
Ich fühl’ mich hundselendiglich –
treib wieder aus, ich bitte dich.
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