Des Blättchens 9. Jahrgang (IX), Berlin, 21. August 2006, Heft 17

Worte des Premiers

Partei »PiS«: Wir sind nicht besonders radikal, jedoch radikal in gewisser Hinsicht, weil Polen einen gewissen Radikalismus bei den Veränderungen und Säuberungen braucht. (»Radio Zet«, 18. November 2003)

Ambitionen: Ein Problem der persönlichen Ambitionen des Jaroslaw Kaczynski gibt es nicht. Am meisten würde mir die Justiz zusagen. Nach der Funktion des Parlamentspräsidenten sehne ich mich nicht. Ich ziehe Konkretes vor. Sehr meinen Wünschen entsprechen, würde eine Arbeit in der Regierung. Eine Situation, in der ich weiterhin Parteichef bin, akzeptiere ich ebenfalls. (»Nowy Przemysl«, 8. Januar 2005)

Zensur: Die Rettung der Zivilisation wird es künftig verlangen, eine Art Zensur der Alltags-Sitten einzuführen. (PAP, 6. Juni 2005)

Premier: Wenn wir gewinnen, werden wir zweifelsohne den Premier stellen. Die Frage ist lediglich, ob ich Premier sein werde oder ob das für die Gesellschaft schwer zu akzeptieren ist: zwei einander ähnliche Burschen mit gleichem Namen und gleichem Geburtsdatum. (»Radio Zet«, 20. Juni 2005)

Lügen: Im Leben, um so mehr in der Politik, kann man nicht immer die Wahrheit sagen. Eine Vielzahl von Schranken steht dem entgegen. Die sogenannten »weißen Lügen«, das heißt, man sagt nicht alles, was man weiß, kann man jederzeit anwenden. Über manche Sachen rede ich nicht, weder in der Öffentlichkeit, noch in Privatgesprächen. Und bemühe mich, nicht zu lügen. (»Gosc Niedzielny«, 16. April 2006)

Todesstrafe: Ich bin beispielsweise Anhänger der Todesstrafe, wenngleich ich mir dessen bewußt bin, daß in zivilisierten Staaten dieses Mittel sehr stark reglementiert ist. (»Gosc Niedzielny«, 16. April 2006)

Nationalbank: Anfang nächsten Jahres wird eine fundamentale Veränderung der Nationalbank vorgenommen werden. Ich glaube nicht, daß mein Bruder nochmals Balcerowicz als Bankchef bestätigen wird. Die Bank ist heute eine exterritoriale Institution. Ein wesentlicher Teil wird – und das ist das mindeste – verändert werden und in Folge dieser Veränderungen wird auch das Land ein anderes werden. (»Nasz Dziennik«, 1. Juli 2006)

Überprüfungen: Heute verlangen einige, alle Akten öffentlich zu machen. Wozu das? Das kann Politiker berühren, die ein gewisse Rolle in der Gesellschaft spielen, denen gegenüber höhere Anforderungen gestellt werden als gegenüber Journalisten. Wozu braucht jemand zu wissen, daß ein Geistlicher irgendwann einmal etwas wenig schmeichelhaftes über einen Bischof gesagt hat. Außerdem weiß man nicht, ob er das auch wirklich gesagt hat. (»Nasz Dziennik«, 1. Juli 2006)

Seilschaften: Kurz gesagt, in Polen müssen wahrhaft große Veränderungen vorgenommen werden, auch personelle Veränderungen. Das Kräfteverhältnis, über das wir ständig reden, besteht aus Netzwerken verschiedener pathologischer Verbindungen, die zerschlagen werden müssen. Und Personen, die in diese Netzwerke eingebunden sind, müssen aus dem Staatsapparat eliminiert werden. Entweder wir gehen so vor, und dann wird dem polnischen Staat, der Wirtschaft eine schwere Last von den Schultern genommen, und die Entwicklungschancen nehmen beträchtlich zu, oder alles bleibt, wie es ist. (»Gazeta Wyborcza«, 4./5. Februar 2006)

Deutschland: Die Beziehungen zu verbessern, ist Aufgabe unserer Partner. Wir haben schließlich niemand beleidigt. … Wir lassen uns doch nicht einreden, daß es in Europa keine Nationalstaaten und keine nationale Politik gibt. (»Wprost«, 16. Juli 2006)

Reisen: In gewisser Hinsicht werde ich auch reisen, aber ich verhehle nicht, daß der Präsident öfter als bisher reisen wird, ich jedoch auf jeden Fall weniger als der (bisherige) Premier Marcinkiewicz. Sicher werde ich die wichtigsten Städte besuchen – Washington, Brüssel, auch einige andere. (Newsweek Polski, 16. Juli 2006)

Jaroslaw Kaczynski ist neuer polnischer Ministerpräsident; aus dem Polnischen von Gerd Kaiser