Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 5. Juli 2004, Heft 14

Wer lacht denn da?

von Peter Braune

Genau am 7. Juni begann die neue Penny-Woche 2004: Das Journal – Jede Woche neu. Mitnehmen! – titelte: »Alles für Ihren vierbeinigen Freund!«
Natürlich posiert in Großaufnahme einer unserer Freunde, ist’s ein Setter oder gar ein Bernhardiner, als Aufreißer. Das brave Tier hat sich auf seine Hinterpfoten gesetzt und krallt sich mit den Vorderpfoten am Bohnerwachs fest, um auf dem frisch geölten Laminatboden nicht immer wieder auszurutschen. Sein treuer Blick ist auf eine Hundebar auf Ständer gerichtet. Oder schaut der Hund etwa darüber hinweg, weil der Fotograf mit einem Wurstzipfel wedelt oder gar mit einem Belohnungskeks der Marke Spurty, das Pfund für 2,99 Euro in der Dose? Die beiden Freßnäpfe jedenfalls aus Edelstahl, jeweils 28 Zentimeter Durchmesser, cirka 9,5 Zentimeter hoch und zirka 4,5 Liter Inhalt, spülmaschinengeeignet, sind nämlich leer. Dafür glänzen sie wie Brillantringfassungen aus Weißgold. Beide sind auf die maximale Freßnapfhöhe von 38 Zentimeter eingestellt, also nicht für den mittelgroßen, sondern für den großen Hund, was dann doch eher auf einen Bernhardiner als Model hinweist. Der Metallständer ist schwarz beschichtet, unten mit vier Antirutschfüßen. Kein Wunder bei dem Boden! Die ganze Bar inklusive zwei Befestigungshaltern, eine Halterung für zwei Schüsseln und Montageanleitung gibt es für 9,99 Euro das Set, im gelben Kasten darunter: Mit Penny Sparen!
Auf dem nächsten Bild liegt derselbe Hund bereits auf dem glatten Boden, das Haupt stolz erhoben. Für ein Rassetier vielleicht etwas zu weit gespreizt: die ausgestreckten Vorderpfoten. Aber das gibt Halt. Vor ihm ein Haustierteppich mit der Aufschrift: BITTE FÜTTERE MICH! aus hundert Prozent Polypropylen mit rutschfester Latexgummierung. Neben der liebevollen Aufforderung zum Fraß glänzt eine Weißgoldschale. Doch wieder schaut unser großer Freund, jetzt sichtlich erhaben, über den leeren Freßnapf hinweg. Ist ja auch nur ein Katzennapf, zwanzig Zentimeter Durchmesser außen, fünf Zentimeter hoch mit einem Füllvolumen von 450 Millilitern, das Stück für 0,89 Euro. Im gelben Kasten darunter … aber das kennt man ja schon.
Plötzlich steht doch das Tier wieder! Jetzt allerdings schnüffelt es, nach mehrfacher Aufforderung offensichtlich, geduldig, doch leider irgendwie lustlos an einem Futtertablett der Marke Maxi Lindo herum, einer idealen Kombination für das Reichen von Futter und Wasser, robust, rutschfest, leicht zu reinigen, mit den Maßen 53 x 38 x 8 Zentimeter, inklusive zweier blauer Näpfe. Und noch einmal sind beide Schalen leer. Mag sein, daß unser Bernhardiner auf eine der Zecken wartet, die im nächsten Bild eine Hand mit elektronischer Zeckenzange aus dem Fell herauszieht. Welch Leckerbissen nach so viel Edelstahl und Plastik! Übrigens ist diese Zange für Mensch und Tier geeignet und leicht zu handhaben. Zu klein für große Hunde ist dann allerdings die Tranportbox Atlas 20 DeLuxe, mit Lüftungsschlitzen, Liegekissen und Futternapf. Davor schaut uns listig ein weißer Terrier an, mit Knopfaugen und grauen Barthaaren unter den weit geöffneten Nasenlöchern. Der freut sich schon auf den Behälter aus stoßfestem und UV-beständigen Kunststoff, auf die Metalltür mit Drehverschluß und auf sperrbare Seitenverschlüsse.
Ohne Hunde sind dann noch Hundeleinen aus hochwertigem und gegerbtem Leder oder Nylon, das 100prozentige Naturprodukt Pansen für den Hund und fünf Knabberohren, nur zwei Prozent Fett, im Angebot, alles für wahre Spottpreise.
Darum bleibt mir bis heute unverständlich, warum zwei Afrikaner, vor dem Aushang des Journals bei meinem Pennymarkt um die Ecke, sich vor Lachen bogen, sich auf die Schenkel klatschten und sich minutenlang immer wieder gegenseitig eine der netten Abbildungen zeigten, um dann laut aufzukreischen.