Des Blättchens 3. Jahrgang (III), Berlin, 25. Dezember 2000, Heft 26

Jeb und Koch

von Erhard Crome

Da hätte der Egon viel lernen können. Das Spiel heißt: Wie fälsche ich eine Wahl so, daß alles rechtens aussieht. Jeb Bush hatte seinem Bruder George W. die Stimmen von Florida versprochen und sein Bestes getan. Allerdings soll letzterer auch gedroht haben, zu Thanksgiving anderenfalls kein Gegengeschenk zu leisten. Da mußte der Jüngere sich einfach anstrengen.
Auch hier zeigt sich wieder die Überlegenheit eines Systems, das über soziale Codierung organisiert ist und nicht über zentrale Weisung. Besonders ausgeprägt funktioniert dies auf konservativer Seite; da braucht es keinen Befehl, vom Gouverneur bis zum Ortspolizisten wissen alle, was zu tun ist. Und so kam eines zum anderen. In Palm Beach, bekannt als Hochburg der Demokraten, wurde ein besonders unübersichtlicher Wahlzettel angefertigt, und prompt gab es etwa 30000 ungültige Stimmen, darunter war bei 11000 das Stanzloch nicht richtig durchstochen – deshalb wollten die Demokraten die Nachzählung per Hand, die ihnen nun höchstrichterlich untersagt wurde. Woanders tauchten plötzlich etliche Wahlzettel auf, die im ersten Durchlauf überhaupt nicht gezählt worden waren. Wie denn nun, in der so hochgelobten Demokratie, zählt die Stimme des einzelnen eigentlich oder uneigentlich doch nicht? In den Bezirken Seminole und Martin wurden dem Vernehmen nach etwa 25000 Briefwahlanträge von den Republikanern nachträglich manipuliert. Die NAACP, schon lange vor Martin Luther King eine der Interessenvertreterinnen der farbigen Amerikaner, machte darauf aufmerksam, daß schwarze Bürger – ebenfalls eher Wähler der Demokraten – an der Wahl gehindert worden waren. Hier wurde mit der Begründung hantiert, es seien nicht genug Wahlzettel […]