27. Jahrgang | Nummer 23 | 4. November 2024

Antworten

Jean-Paul Sartre, Nobelpreisverweigerer – Seit fast 125 Jahren ist der Herbst immer auch die Saison der Vergabe der Nobelpreise. Vor 60 Jahren sollten Sie einen solchen in der Sparte Literatur in Empfang nehmen und – lehnten ab. Mit der bemerkenswerten Begründung: „Weil ich nicht einsehe, warum 50 alte Herren, die schlechte Bücher schreiben, mich auszeichnen sollten. Die Leser sollen sagen, was ich wert bin. Nicht diese Herren!“ In einem Interview legten Sie nach: „Diese Haltung beruht auf meiner Vorstellung von der Arbeit eines Schriftstellers. Ein Autor, der politisch, gesellschaftlich und literarisch Stellung bezieht, sollte nur mit seinen eigenen Mitteln handeln, das heißt mit dem geschriebenen Wort. Alle Ehrungen, die er annimmt, setzen seine Leser einem Druck aus, den ich nicht für wünschenswert halte.“

Leider ist Ihnen in dieser Attitüde, der wir einiges abzugewinnen vermögen, seither niemand nachgefolgt …

Klaus Lederer, unter anderem ehemaliger Berliner Kultursenator – An der Spitze einer Garde ehemaliger Spitzenpolitiker der Linken haben Sie wenige Tage nach der Wahl eines neuen Parteivorstands ihren Austritt erklärt, weil es Ihnen „immer weniger“ möglich sei, sich in Ihrem Landesverband für Ihre „inhaltlichen Positionen und strategischen Orientierungen einzusetzen“. Kompromisse wollten Sie offenbar nicht eingehen. Selbstverständlich tat Ihnen dieser Schritt „verdammt weh“. Was glauben Sie, wie ein solcher Tritt gegen das Schienbein die gerade gewählten neuen Vorsitzenden schmerzt, denen Sie gar nicht die Möglichkeit gegeben haben, zur Lösung von Konflikten im Berliner Landesverband beizutragen? Aber das scheint jene Form der „Kultur“ zu sein, die den Umgang unter Linken prägt.

Cem Özdemir, nach eigenem Verständnis „anatolischer Schwabe“ – Im Gegensatz zur Ihrer Grünen-Parteifreundin Annalena Baerbock, die großzügig auf eine Kanzlerkandidatur bei der nächsten Bundestagswahl verzichtet hat, wollen Sie es eine Etage tiefer wissen und Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg werden. Ihren Ehrgeiz haben Sie in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt, wie sonst hätten Sie sich auch Ihr gegenwärtiges Amt des Bundeslandwirtschaftsministers gegen innerparteiliche Konkurrenz erkämpft. Angesichts der Umfragewerte Ihrer Partei stehen Ihre Chancen vorerst allerdings nicht besonders gut. Aber vielleicht ticken die Schwaben ja anders als der Rest der Republik.