27. Jahrgang | Nummer 3 | 29. Januar 2024

Antworten

Ricarda Lang – Grünen-Vorrednerin bei diversen Talkshows. Neben der genannten Beschäftigung sind Sie als „ordentliches Mitglied“ im Familienausschuss und als „stellvertretendes Mitglied“ im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestags tätig. Wer nun dachte, auch das Thema „Renten“ gehöre in diese Bereiche, sah sich eines Schlimmeren belehrt, als Sie die Frage nach der Höhe der Durchschnittsrente in diesem Land nicht zu beantworten wussten. Erst auf Drängen des Moderators Marcus Lanz schätzten Sie die Durchschnittsrente auf 2000 Euro – fast 500 Euro zu hoch. Nicht dass wir den Sozialneid schüren und Ihnen die Abgeordnetendiäten (gut 10.000 Euro – vor Steuer) nebst Kostenpauschalen missgönnen wollten. Schließlich haben Sie daneben nach eigenen Angaben „keine weiteren Einkünfte“. Nur Ihre Kompetenz als „grüne Sozialexpertin“ geriet beim Publikum doch arg in Zweifel. Und die vielgescholtenen „Wutbürger“ sahen sich wieder einmal in ihrer Auffassung bestätigt, dass „die da oben“ keine Ahnung haben. Wer will’s ihnen verdenken.

Bezalel Smotrich – Kassenwart der israelischen Regierung. Sie äußerten: „Wenn in Gaza 100.000 oder 200.000 Araber leben und nicht zwei Millionen, sieht die ganze Debatte über den ‚Tag danach‘ anders aus.“ Und schlossen die Forderung an, ein Großteil der in Gaza lebenden Zivilbevölkerung solle in andere Länder umgesiedelt werden. Das, ergänzt durch ähnliche Auslassungen Ihres Kabinettskollegen Itamar Ben-Gvir, wurde weithin als unverhohlene Befürwortung ethnischer Säuberungen verurteilt. Selbstverständlich hat Ihr Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärt, dass dies nicht der Politik seiner Regierung entspreche. Er will lediglich den Kampf gegen die palästinensische Terror-Organisation Hamas bis zum „absoluten Sieg“ fortsetzen. Der israelische Historiker Moshe Zimmermann verglich diese Aussage im Interview des Deutschlandfunks mit der Verheißung des „Endsiegs“ im Zweiten Weltkrieg. Wie der endete, ist bekannt.

Wolodymyr Selenski – gewählter ukrainischer Präsidentendarsteller. Wladimir Putins völkerrechtswidrigem Überfall, maskiert mit dem Vorwand, die Interessen der russischen oder russischsprachigen Bevölkerung ukrainischer Gebiete vertreten zu wollen, setzten Sie jüngst ein Dekret „Über die historisch von Ukrainern besiedelten Gebiete Russlands“ entgegen. Die Regionen Belgorod, Brjansk, Woronesh, Kursk, Rostow am Don und Krasnodar seien nämlich eigentlich ukrainisch. Das klingt, als wollten Sie auf Putins Streben nach einem Großrussland mit dem Anspruch auf eine Großukraine reagieren. Frei nach dem Alttestamentarischen „Wie du mir, so ich dir! Ich zahle jedem heim, was er mir angetan hat!“ Die Bibel gebietet allerdings: „Sprich nicht: …“ Für das Gebiet des ethnisch bunten Vielvölkerstaats, der die Sowjetunion nun mal war, drohten sonst endlose kriegerische Auseinandersetzungen.

Tom Bartels – überraschend einsichtiger Vertreter der ARD-Seh-Rederei. Unerwartet selbstkritisch haben Sie jüngst Ihre Mikrofon-Arbeit bewertet. „Ich rede leider auch zu viel. Ich rede definitiv zu viel“, sagten Sie laut dpa in einem Podcast. Tatsächlich war das erst jüngst anlässlich Ihrer Redeschlacht mit dem Skisprung-Experten Sven Hannawald zu bemerken. Allenthalben hat man den Eindruck, Sportreporter würden nach der Wortzahl bezahlt. (Die ebenso euphorischen wie voreiligen Voraussagen schwarz-rot-goldener Triumphe scheinen eh obligatorisch zu sein.) Ihre Frau hat Ihnen jedenfalls gesagt, es habe ihr eigentlich gefallen, nur hätten Sie eben viel zu viel geredet. Falls Sie diese Kritik zur Selbsterkenntnis geführt hat, die angeblich ein erster Schritt auf dem Weg zur Besserung ist, sollten Sie unbedingt dafür wirken, diese Einsicht in der Gilde ihrer Berufskollegen (geschlechtsübergreifend) weiterzuverbreiten. Unsere Hoffnung ist allerdings nicht gar zu groß.