26. Jahrgang | Nummer 3 | 30. Januar 2023

Antworten

Dmitri Peskow, russischer Präsidialamtssprecher – Über die Frage von Waffenlieferungen an die Ukraine und vor allem über deren Qualität kann man geteilter Meinung sein. Was Sie allerdings jetzt via Interfax von sich gaben, das haut jedoch dem Fass die Daube aus und ist an Großmachtarroganz kaum zu überbieten: „Allein die Diskussion darüber, die Ukraine mit Waffen auszustatten, die es ihr ermöglichen, russisches Territorium anzugreifen, ist gefährlich […] Das bedeutet ein neues Niveau des Konflikts und verheißt nichts Gutes für die Sicherheit in der Welt und Europa.“ Man muss wohl davon ausgehen, dass Sie unter „russisches Territorium“ auch die am 30. September 2022 annektierten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson verstehen. Auf gut Deutsch: Das Recht über seine Nachbarn kriegerisch herzufallen, billigen Sie nur Russland zu. Zahlen die Angegriffenen mit gleicher Münze zurück, dann gefährdet das den Weltfrieden.

Mit Verlaub: Das ist die Logik einer Räuberbande.

 

Marietta Slomka, Panzerfahrerin des Herzens – Uns scheint, Sie haben Ihren Beruf verfehlt. Die Leidenschaft und angelesene Sachkunde, mit der Sie sich für den Einsatz des „Leopard II“ an der Ostfront unserer FDGO in die Bresche werfen, ist beachtlich und steht dem Glaubens-Eifer Ihrer russischen Kollegen im Kampf gegen den Westen kaum nach. Vielleicht hätten Sie doch besser bei der Bundeswehr angefangen? Aber vielleicht werden Sie irgendwann Bundesaußenministerin. Dann können Sie das Auswärtige Amt mit dem Verteidigungsministerium fusionieren. Das spart Kosten. Zumindest medial sind da sowieso kaum noch Unterschiede bemerkbar.

 

Klaus Lederer, Verwunderter – Sie stellten fest, dass sich durch die Pandemie die Zusammensetzung des hauptstädtischen Kunst-Publikums verändert habe. Es sei teilweise „überaltert, ohne dass entsprechend neues Publikum nachwächst“. Grämen Sie sich nicht. Über die große Kluft zwischen Angebot und Nachfrage im Kunstbetrieb sinnierte schon Goethe, wie sein Adlatus Eckermann mitteilt: „Es iſt wunderlich, ſagte Goethe, wohin die aufs hoͤchſte geſteigerte Technik und Mechanik die neueſten Componiſten fuͤhrt; ihre Arbeiten bleiben keine Muſik mehr, ſie gehen uͤber das Niveau der menſchlichen Empfindungen hinaus und man kann ſolchen Sachen aus eigenem Geiſt und Herzen nichts mehr unterlegen.“ Wir zitieren nach der Erstausgabe.
Nun sind Sie sicher nicht mit Goethe vergleichbar, aber nachdenken darüber, was in den eigenen Häusern so angeboten wird, könnte man als Kultursenator schon. Vielleicht liegt nicht alles am Corona-Virus? Goethe bezog sich übrigens auf ein Quartett von Franz Schubert.

 

Michael Kröger, SPIEGEL-Poet – In vergangenen Zeiten sprach man eine klarere Sprache. So formulierte François Guizot in seltener Präzision das Glaubensbekenntnis der französischen Bourgeoisie in der Zeit der Julimonarchie vor 1848: „Bereichert Euch!“ Angesichts der zunehmenden Millionärsflucht aus Großbritannien – die von Ihnen zitierte The Times berichtet von rund 12.000 vermögenden Wirtschaftsflüchtlingen seit dem Brexit – beklagen Sie die misslichen Zustände im United Kingdom: „Großbritannien war einst ein Magnet für Wohlhabende, die den Rechtsstaat und relative politische Stabilität ebenso bevorzugen wie die zurückhaltende Regulierung.“ Zurückhaltende Regulierung … Darauf muss man erst einmal kommen. Welch romantischen Schleier vermögen Sie doch über ein System gnadenloser Herrschaft des großen Geldes zu legen!

 

Andreas Geisel, Berliner Schlagzeilensenator – Sie schaffen es aber auch immer wieder, für Unruhe im Blätterwald zu sorgen. Lassen wir mal das mit dem Wahldesaster 2021 – damals waren Sie noch Innensenator. Wir sind Ihnen ja dankbar, dass wir wahlmässig nicht aus der Übung kommen. Leicht aufgemerkt haben wir angesichts der jüngsten Meldungen aus Ihrer aktuellen Verwaltung. Die will, wie die RBB-Abendschau informierte, Unter den Linden 86 Bäume fällen lassen. Stehen da überhaupt noch welche? Aber egal, interessant ist, was statt der Linden möglicherweise gepflanzt werden wird. Von Haselnussbäumen ist die Rede. Sie sollten die Straße dann gleich umbenennen lassen: Unter den Nüssen. Das wäre sinnvoll, weil dann niemand auf die Idee kommt, den ehemaligen Berliner Prachtboulevard zu suchen. Einwohnerproteste sind keine zu befürchten, da wohnt schon lange keiner mehr.

 

Dr. Diether Dehm, Diplom-Heilpädagoge, Linkenpolitiker und Texter – In der letzten Funktion haben Sie Hits für Klaus Lage geschrieben. Wir erinnern uns an „Faust auf Faust“ und „Monopoly“, besonders gern aber an den immergrünen Song „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“. Der wurde jüngst in der ARD von Florian Silbereisen und Beatrice Egli als Coverversion dargeboten. Allerdings ohne das I-Wort. Aus „Erinnerst du dich? Wir ha’m Indianer gespielt“ wurde „Erinnerst du dich, wir haben zusammen gespielt.“ Diese Verletzung des Urheberrechts lassen Sie nicht durchgehen und haben Strafanzeige gestellt. Auf Facebook heißt es dazu von Ihnen, das Sängerpaar gehöre darüber hinaus „allein wegen groben Unsinns in eine geschlossene Einrichtung“. Auch wenn wir sonst nicht immer Ihrer Meinung sind: Recht so!