22. Jahrgang | Nummer 8 | 15. April 2019

Antworten

Martin Zschächner, Opfer rotgrüner Hetzjäger – Wieder einmal haben in Thüringen die rotgrünen Strippenzieher einen tapferen Rechtshüter zur Strecke gebracht. Bis vor wenigen Tagen waren Sie als Staatsanwalt in Gera tätig und durften außerdem ihre eigenen Widerstandstaten gegen den kommunistischen Zeitgeist als Pressesprecher der Behörde verkünden. Damit ist jetzt Schluss, weil ein grüner (sic!) Justizminister aus Erfurt sich dem Willen seines roten Regierungschefs unterworfen hat. Dabei gingen Sie nur gegen den in Deutschland inzwischen alltäglichen Gesinnungsterror vor: 2017 verhinderten Sie eine unsinnige Anklage wegen Volksverhetzung – nur weil sich ein paar linke Demo-Aktivisten in Jena auf den Schlips getreten fühlten. AfD-Demonstranten wollten diesen Herrschaften eine U-Bahn „bis nach Auschwitz“ bauen. Auch in der politischen Polemik wird man doch wohl noch witzig sein dürfen! Und dass der erbarmungslos von einer „terroristischen Vereinigung“ namens ZPS unter Führung eines gewissen Philipp Ruch mittels einer an das Holocaust-Mahnmal (!) erinnernden Installation bedrohte AfD-Politiker Björn Höcke staatlichen Schutzes bedarf, dürfte wohl klar sein. Immerhin handelt es sich bei der Terrorgruppe, die Sie da im Visier hatten, um eine Vereinigung, die in Berlin vor einiger Zeit öffentlich Menschen von echten Tigern auffressen lassen wollte.
Jetzt wurden Sie ver- und abgesetzt. Aber es gibt Aufrechte, die sich dem erbärmlichen Erfurter Machtmissbrauch widersetzen. Stefan Möller zum Beispiel: „So geht mediale Hetzjagd à la DDR – diesmal auf einen Staatsanwalt, der sich gegen den totalitär linken Zeitgeist stemmt und für das Recht fechtet (sic).“ Gut, Möller ist AfD-Landesvorsitzender und ein bisschen voreingenommen. Aber auch die CDU ist an Ihrer Seite: „Ich finde es schon erschreckend, wenn die linke Seite einmal hustet und der Herr Justizminister sofort über das Stöckchen springt.“ – So deren justizpolitischer Sprecher im Landtag gegenüber dem MDR. Oder heißt das etwa Rechtspolitischer Sprecher? Egal, bald sind Wahlen. Harren Sie aus, Martin Zschächner! Leute wie Sie werden bald wieder gebraucht. Und die Ermittlungsakten kann man jederzeit aus den Archiven vorholen. Die rote Mischpoke werden wir schon noch vor uns hertreiben! Dann kriegt der Begriff „ruchlos“ möglicherweise eine ganz neue Bedeutung. Herr Ruch, Sie verstehen schon. Ein rechter Scherz am Rande …

Sylvie Meis, Deutschlands Vorzeige-Holländerin – Als Sie noch im Wesentlichen Model für Dessous waren und Ihre Natur ausstellten, musste mit Flops eigentlich nicht gerechnet werden. Doch nun fühlten Sie sich zu Höherem berufen: Seit 14.  März kommen Sie auch noch von der Kinoleinwand über uns. „Misfit“ heißt der Streifen. „Ein tolles Drehbuch und ein toller Cast!“, verrieten Sie BILD. „Bestürzend schlicht“, ätzte hingegen die Deutsche Presseagentur nach der Premiere. Da freuten wir uns für Sie, als wir in Das Neue lasen: „Sylvie Meis – Mit Bart ist sie seit fünf Monaten glücklich.“ Denn wir nahmen an, dass Sie als Choncita-Wurst-Klon auf der Straße nun nicht mehr gleich erkannt und ob des Kino-Flops angepöbelt werden. Doch – Pustekuchen! Im Kleingedruckten hatten wir leider überlesen, dass nur Bart Willemsen gemeint war, Ihr Neuer …

Reinhard Grindel, fahnenflüchtiger DFB-Präsident – Dass Sie es als ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter mit Konrad Adenauer halten („Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“), war eigentlich erwartbar. 2015 hatten Sie an das Amt des DFB-Präsidenten den Maßstab angelegt, das müsse jemand ausüben, der sich im Zweifel an dem Grundsatz ausrichte: „Das tut man nicht.“ Also zum Beispiel 78.000 Euro jährliche Nebeneinnahmen bei einer DFB-Tochter in den Skat drücken oder beim Geschenk ausgerechnet eines ukrainischen Oligarchen und Sportfunktionärs – Kiew steht im Korruptionsranking von Tranparency International immerhin auf Rang 120 von 180 Staaten – nicht bemerken, dass es sich um eine 6000-Euro-Rolex handelt. Shit happens: Die Fettnäpfchen standen halt immer genau dort rum, wo Sie gerade waren. Nur gut, dass Sie uns wenigstens im Abgang nicht im Ungewissen ließen: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht geldgierig und seit Jahren mit Compliance-Fragen befasst bin.“

Prinz Philipp (97), Methusalem-Crasher – Da hat Lisbeth offenbar keine Ruhe gegeben: Drei Wochen, nachdem Sie sich samt Land Rover mehrfach überschlagen hatten, wobei zwei Personen, Sie ausgenommen, verletzt wurden, haben Sie Ihre Pappe „nach sorgfältiger Überlegung“ nun freiwillig abgegeben. Vielleicht etwas überstürzt, denn eine empathische Aktuelle-Leserin aus Ried gab zu Protokoll: „Autounfall, weil die Sonne blendet – so was kann schon mal passieren. Auch verursachen 97-jährige Fahrer viel weniger Unfälle als 20-Jährige.“ Mehr noch: Praktisch gar keine Unfälle werden von 107-Jährigen verursacht. Also holen Sie sich die Fleppen in zehn Jahren doch einfach wieder. Die Betty muss es ja nicht mitbekommen!

Sigrid Wagner, Problemlösungslehrerin a. D. aus NRW – Natürlich gönnen wir Ihnen den nach 22 Jahren Schuldienst sicherlich verdienten Ruhestand. Natürlich können wir die für Außenstehende kaum messbaren Frustrationen nachvollziehen, die so etwas mit sich bringt. Aber wenn Sie schon unbedingt Bücher schreiben müssen: Die Erkenntnis „Das Problem sind die Lehrer“ (so der Titel Ihrer „Bilanz“) ist nicht neu. Das wussten schon der Kaiser, Margot Honecker, Fidel Castro und Gerhard Schröder. Aber o.k., der Büchermarkt ist von Recycling-Ideen zwischen zwei Pappdeckeln überschwemmt. Auf einen Band mehr oder weniger kommt es da nicht an. Aber dass Sie die These verkünden, ausgerechnet die von der Schulpolitik als Lückenfüller für jahrelangen planerischen Pfusch herhalten müssenden „Quereinsteiger“ könnten „den ganzen Laden vom Kopf auf die Füße stellen“, wie Sie jetzt dem SPIEGEL erklärten, zeugt von einer gewissen – ja wie drücken wir es nett aus? – Rosamunde-Pilcher-Sicht auf die deutsche Schule. Das funktioniert nur in „Fack ju Göhte“. Ansonsten gilt: „Der Fisch stinkt zuerst am Kopfe“, wie der Volksmund sagt. Sie schnuppern am Schwanz.

Carlos Ghosn, Ex-Chef von Renault-Nissan-Mitsubishi – Sie waren ein Sonnenkönig unter Ihresgleichen: 15 Millionen Euro Jahressalär, 100 Millionen Privatvermögen. Aber das reichte nicht: Die Firmenkasse sollen Sie um weitere 40 Millionen geplündert haben. Und Sie galten als ausnehmend arrogantes, mit Verlaub, Arschloch.
Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall, und der Krug geht nur so lange zum Brunnen bis er bricht. Hinter jedem großen Vermögen steht im Übrigen ein großes Verbrechen (oder wahlweise mehrere mittlere). Und nicht zu vergessen: Gier frisst Hirn.
Alles zutreffend in Ihrem Fall. In Japan wurden sie schon im Herbst 2018 hinter schwedische Gardinen gesteckt; Vorwurf: Bilanzfälschung und Unterschlagung. Frankreich ist ebenfalls hinter Ihnen her. Schmiergeld sollen Sie an einen Berater von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy (eine Million Euro) und Ex-Justizministerin Rachida Dati (600.000 Euro) gezahlt haben, Firmengelder von Oman nach dem Libanon geschleust, zum Ankauf einer Luxusjacht und so weiter und so fort.
Sie sind zwar kein indigener Franzose, aber vielleicht finden sie dennoch Trost bei Balzac: „Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich.“