14. Jahrgang | Nummer 10 | 16. Mai 2011

Antworten

Florian Henckel von Donnersmarck, Berufener – „Ich finde Arnold Schwarzenegger als Gesamtkunstwerk inspirierend“, haben Sie jüngst in einem Interview geschwärmt. Der habe gezeigt, dass er alles erreichen könne, was er erreichen wolle, und sei „ein wirkliches Vorbild“. Müssen wir jetzt befürchten, dass Sie bald à la Schröder an den Toren zur Macht rütteln, um ´rein zu wollen? Oder wollen Sie es doch erst mal in Kalifornien versuchen? Ach ja, bitte!

Silvana Koch-Mehrin, bisher Vizepräsidentin des Europaparlaments und nun Plagiatsverdächtigte – Vom „Glamour-Girl der Liberalen“ zur ertappten Trickbetrügerin, so einen Absturz muss man erstmal hinbekommen. Auch Sie stehen im Verdacht des Plagiierens bei Ihrer Doktorarbeit. Die Uni Heidelberg, an der Sie einst promoviert haben, hat die Vorwürfe geprüft, für „substanziell befunden“ und Sie zu einer Erklärung aufgefordert. Den Guttenberg zu machen haben Sie aber offensichtlich keine Lust und demzufolge Ihre Ämter schon mal vorauseilend niedergelegt. Dass Sie Ihr (üppig dotiertes) Europaparlamentsmandat behalten wollen, trifft auf unser demokratisches Verständnis: Schließlich sind Sie nicht als wissenschaftliche Assistentin in das Hohe Haus gewählt worden sondern als Vollblutpolitikerin. Im Übrigen bestätigt auch Ihr Fall die Dialektik des Lebens – alles Schlechte hat auch sein Gutes: Sie gendern ein Phänomen, das nicht wenige schon für eine reine Männerdomäne gehalten haben.

Thomas Straubhaar, Direktor und Geschäftsführer des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) – Eine Arbeitslosenquote von unter fünf Prozent, und das in vier Jahren, hat Ihr HWWI für ausgemacht erklärt. 2017 könnten sogar weniger als zwei Millionen Menschen auf Jobsuche sein – wenn die Politik mitzieht. Ja, wenn sie denn zieht. Und in einem halben Jahr erzählen Sie uns ein neues Märchen, gell?

Alan García, peruanischer Präsident – Bin Ladens Tod sei das „erste Wunder“ des soeben seliggesprochenen Johannes Paul Zwo und somit ein Argument für die fällige Heiligsprechung, haben Sie mit staatsmännischem Timbre verlauten lassen. Da haben Sie sich allerdings verzählt, denn ein Wunder ist dem Seeligen seitens des Vatikans ja bereits konzediert worden – die Gesundung einer Nonne von der Parkinson-Kranheit. Nach den Regularien der Katholischen Kirche steht damit der Erhebung Wojtylas in die allererste Liga der erdgeborenen Götter nichts mehr entgegen. Eigentlich schade – denn er hätte ja als zweiten Streich auch alle einschlägig gefährdeten Kirchendiener schlagartig von ihrer Libido befreien und sie sicherheitshalber zugleich noch impotent machen können. Aber man weiß ja nie: Vielleicht tut er es trotztdem!

Deutsche Reeder der Luxusklasse – Ihre Kreuzfahrschiffe bieten mittlerweile „Wellenreiten an Bord“ fast schon als Standardleistung an; freilich in erster Linie für jene, die sich das leisten können. Wer also will, muss an Bord Ihrer Edeldampfer auf diese Art Wassersport ebenso wenig verzichten wie auf Ballonflüge und anderes mehr.
Nun vereinnahmen wir Guido Westerwelle ja wirklich nur ungern: Aber lässt sich „spätrömische Dekadenz“ noch nennenswert anschaulicher präsentieren?

Apropos Guido Westerwelle – Im Kontext mit der Tötung Bin Ladens haben Sie auch etwas gesagt. Für einen Außenminister gehört sich das ja selbst dann, wenn er als Repräsentant einer Splitterpartei nicht mehr tragbar ist. Nun haben Sie also vorgeschlagen vor, „ein neues Kapitel zwischen dem Westen und der arabischen Welt aufzuschlagen, das auf Entspannung, Verständnis und Dialog ausgerichtet“ sei.
Mann, können Sie Ideen haben! Voll cool!! Das isses!!! Nu aber los!!!!

Thomas Bellut, designierter ZDF-Intendant – Da Sie einziger Kandidat sind, dürfte Ihrer Wahl zum neuen ZDF-Intendanten am 17. Juni nichts im Wege stehen. Dem Vernehmen nach freuen Sie sich ja auch schon darauf, was wiederum uns sehr freut. Besonders all jene, die am Nachmittag Seifenopern lieben und zur abendlichen Primetime Volksmusiksendungen und/oder Neues von Rosamunde Pilcher, Utta Danella, Hedwig Courts-Mahler etcetera pp. Die solcherart erzielte Quote hat Sie als bisherigen Programmdirektor ganz sicher zum jetzigen Alleinkandidaten prädestiniert. Wobei auch anspruchsvollere Zuschauer bei Ihnen auf ihre Kosten kommen: Die Parallelübertragung der königlichen Hochzeit in London hat es soeben erst bewiesen.
Dürfen wir nun hoffen, dass Sie mit der Programmgestaltung künftig nicht mehr befasst sind, oder haben wir das ganze Gegenteil zu befürchten?

Alan Bennett, britischer Schriftsteller – „Büchereien zu schließen, ist Kindesmissbrauch“, haben Sie bitter den Beschluss Ihrer Regierung kommentiert, die 800 Bibliotheken der Insel demnächst dicht zu machen. Ihr Kollege Philip Pullman kleidet seine Wut in folgende Worte: „Es ist ein Akt größter Dummheit, veranlasst von Menschen, die nicht viel lesen und den Wert von Büchern nicht verstehen.“ Nicht nur im Lande eines Shakespeare sind solche Reaktionen gut nachvollziehbar. Weiß man doch, wie der Ersatz aussieht, der Kindern wie Erwachsenen in erster Linie angeboten wird: Noch mehr Schwachsinns-TV, noch mehr Spielkonsolen, noch mehr Videos-Clips, noch mehr Comics …, wobei die ja immerhin noch zu den Druckwerken gezählt werden können.