Abd al Fattah al Sisi, Neuzeit-Pharaone – Die grade eröffneten Parallelspur des Suez-Kanales haben Sie als „Ägyptens Geschenk an die Welt“ gepriesen. Lassen wir mal beiseite, dass die beglückten Meerestransporter für dieses Geschenk natürlich auch weiterhin Gebühren zu zahlen haben, so ist doch unter anderem eines an diesem Bauwerk höchst bemerkenswert. Das gut sieben Milliarden Euro teure Projekt, das nun auf fast der Hälfte der 162 Kilometer zwischen Port Saïd und Suez erstmals echten Gegenverkehr zulässt und die Passage des Kanals nun beschleunigt, ist binnen eines Jahres entstanden. Beim etwa gleichteuren Berliner Flughafen sind seit dem ersten Spatenstich am 5. September 2006 inzwischen neun Jahre vergangen…Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass dem Vernehmen nach auch deutsche Ingenieure am Suez-Kanal gebunden waren. Da diese jetzt wieder verfügbar sind, wird es in Schönefeld nun ratz-batz gehen, wetten?
Kereel Blumenkrants alias „Your Daddy“ – Bei der diesjährigen Luftgitarren-Weltmeisterschaft im finnischen Oulu haben Sie sich gegen hochkarätige Konkurrenz durchgesetzt: Glückwunsch! Für den, der diesbezüglich unbegreiflich ahnungslos ist, sei angemerkt, dass die Konkurrenten dieses Events Rockgitarre ohne Gitarre spielen, sich also auf der Bühne zur Musik aus der Konserve in beindruckendem Outfit spastisch verrenken und grenzwertig-gelenkig turnen. Vielleicht ist die Kunst, die Sie ausüben, ja der Beginn von etwas ganz Neuem, von dem sich zwei Sparten regelrecht anbieten: Das Finanzwesen, wo schon viel länger mehr Luftbuchungen praktiziert werden, als es je E-Gitarren gab, oder gar die Politik, wo schon jede Menge hochdotierter Volksvertreter so tun, als ob. Ein Neubeginn wäre da also gar nicht nötig, die Auslobung von Weltmeistern des Als-ob für uns alle aber ganz sicher ein großer Gewinn. Die Forbes-Wahl der jährlich „mächtigsten Person der Welt“ ist ganz nett, aber lange nicht so volkstümlich wie nötig. Sie und die Ihren zeigen, wies geht.
Herbert Mies, langjähriger DKP-Vorsitzender – In einem Aufsatz über das Thema Freundschaft, namentlich die politische Freundschaft, beklagen Sie bittere Enttäuschungen, die sie dank Eurokommunismus und später durch die Perestroika auch dahingehend erlebt hätten, dass sich die „Freundschaft zwischen kommunistischen Parteiführern“ eben nicht als so „besonders eng und herzlich“ erwiesen hätte, wie von Ihnen erwartet. Besonders enttäuscht hätten Sie dies in Ihrem Verhältnis zu Michail Gorbatschow empfunden. „Die gemeinsame Weltanschauung ging verloren, Prinzipien des proletarischen Internationalismus und der antiimperialistischen Völkerfreundschaft wurden preisgegeben. Das war der Anfang vom Ende so mancher kommunistischen Freundschaft. Auch das begünstigte den Zusammenbruch des Sozialismus in Europa.“ Sehen wir einmal davon ab, dass zum Beispiel die Stalinsche Freundschaft zu anderen kommunistischen Parteiführern eine immerhin mörderische Facette hatte, der zumindest indirekt auch ein Ernst Thälmann zum Opfer fiel, so bleibt es Ihnen auch in diesem Kontext offenbar unverzichtbar, mit Gorbatschow die in Ihren Reihen geliebte Dolchstoßlegende anklingen zu lassen. Aber keine Sorge, bei Ihren verbliebenen Freunden kommt das freundschaftsfördernd an, der Aufsatz war der jungen welt zu entnehmen.
Wolf-Dieter Poschmann, ZDF-Chef-Sportreporter – In Ihrer Reportage vom Leichtathletik-Stadionfest ISTAF nannten Sie Marzahn einen „Vorort von Berlin“. Das Olympiastadion, aus dem Sie berichteten, liegt übrigens in Charlottenburg, auch das ein Vorort von Berlin – jedenfalls bis zum Jahre 1920. Genausolange wie Marzahn und Spandau übrigens.
Lutz Marmor, ARD-Vorsitzender – Für den Zeitraum 2017 bis 2020 meldet Ihre Anstalt einen Mehrbedarf von über 1,6 Milliarden Euro an. Ihre knappe Begründung: „Gute Programme kosten Geld“. Nun sei sehr, sehr (!) dahingestellt, ob man das ARD-Programm (ebenso wie das des ebenfalls öffentlich-rechtlichen ZDF) als „gut“ bezeichnen kann. Oder ob es das würde, wenn es besagte Zusatzknete gebe. Das allerdings wäre dann jede Ausgabe wert. Ob es aber gleich ein Mehr aus dem öffentlich-rechtlichen Topf sein muss, sei ebenso dahingestellt. Wie viel Geld ließe sich zum Beispiel einsparen, wenn in der TV-Branche – nicht für alle, aber für sehr viele – Gehälter und Gagen gezahlt würden, die sich in einem auch nur einigermaßen akzeptablem Verhältnis zu den Einkünften jener Millionen Normalverdiener verhielten, von deren (Zwangs-)Beitrag sich ARD und ZDF nähren? Um nur ein Beispiel zu nennen: WDR-Intendant Buhrow, und nicht nur er, verdient mehr als die oberste Verantwortungsträgerin unseres Staates, also die Kanzlerin.
Peter Schreiber, Chefredakteur der Deutschen Stimme – Den Titel des von Ihnen redigierten Zentralorgans der NPD zieren die Porträts von Til Schweiger, Walter Sittler und Mathias Schweighöfer – allesamt Schauspieler, die sich öffentlich, vernehmlich und tatkräftig für die bei uns Asylsuchenden engagieren. Ihr Blatt bezeichnet deren Engagement als „Beleidigung heimatverbundener Deutscher“, also jener verbalen und realen Zündler im Sinne eines menschenfeindlichen Rassismus, für den die NPD Zeit ihrer Gründung – und zwar weitestgehend unbehelligt – so widerlich steht. „Schauspieler überbieten sich in Fremdentümelei und Volksbeschimpfung“ ist das alles in Bild-Manier überschrieben und von Ihnen mit dem Hinweis auf die „zunehmende Heimsuchung Deutschlands und Europas durch Fremde aus aller Welt“ begleitet. Wir sind schon gespannt, an welchen Verfahrensfehlern der zweite Anlauf des Verbots Ihrer Partei scheitern wird.
Juha Sipilä, finnischer Premierminister – Dass es so etwas noch gibt! Haben Sie doch bekannt gegeben, dass Sie demnächst Flüchtlinge in ihrem privaten und derzeit begreiflicher Weise wenig genutzten Wohnhaus im Norden des Landes unterbringen wollen. Mal sehen, welcher Großmächtige hierzulande Ihrem Beispiel folgen wird …
Jürgen Kuczynski, Spätgeehrter – Acht Jahre hat es dauern müssen und diverse konservative Widerstände waren zu überwinden, bis Ihrer, des Antifaschisten und bedeutenden Geisteswissenschaftlers der DDR an der Stätte Ihres Lebens und Wirkens ehrend gedacht wird. Eine Grünfläche in Weißensee trägt nunmehr Ihren Namen und eine Erinnerungstafel gibt Auskunft über Ihr Leben und Wirken. An einem Freizeithaus des Parks wird dieses hochverdiente Gedenken zudem durch ein in Bronze gegossenes Abbild Ihrer markanten und streitbaren Persönlichkeit ergänzt. Wir freuen uns, dass ein beharrlicher Kampf gegen bornierte Ideologen der konservativen Jetztzeit sich nun hat durchsetzen können.
Anthony Martial, teuerster Teenager aller Zeiten – Manchester United zahlt für Sie, das 19jährige französische Ausnahmetalent in der Welt der Balltreter, an den AS Monaco eine Ablösesumme von 50 Millionen Euro, was sich während Ihres bis 2019 laufenden Vertrages durch Bonus-Zahlungen noch auf bis zu 80 Millionen Euro erhöhen kann. „Das alles ist verrückt für einen Spieler in meinem Alter“, haben Sie das kommentiert. Das ist ebenso entwaffnend wie sympathisch ehrlich und spricht für Sie. Für den Irrsinn, den das Profitstreben aus dem gemacht hat, was einst ein Sport war, ist es eher zum Erbrechen.
Schlagwörter: Abd al Fattah al Sisi, Anthony Martial, Herbert Mies, Juha Silpilä, Jürgen Kuczynski, Kereel Blumenkrants, Lutz Marmor, Peter Schreiber, Wolf-Dieter Poschmann