13. Jahrgang | Nummer 7 | 12. April 2010

ANTWORTEN

Horst Köhler, angeblich noch immer Bundespräsident  – „Ja, ich sehe ´das Monster´ noch nicht auf dem Weg der Zähmung“, haben Sie gegenüber dem DGB verlautbart.  Ein Monster, sehr geehrter Herr Bundespräsident, zähmt man nicht, das tötet man oder sperrt es zumindest auf ewig ein, zumal wenn es seinerseits so viele Menschen tötet.

Hanno Harnisch, zweiter Stellvertreter – Ihre Vita belegt  auf herzerwärmende Weise, daß nicht nur die Lehren von Marx, Engels und Lenin unsterblich sind sondern auch ihre Erwerbsbiografie nicht totzukriegen ist. Mußten Sie einst den Platz des Pressesprechers der damaligen PDS einiger, sagen wir, Anstößigkeiten in Ihrem öffentlichen Verhalten  wegen  räumen,  hielt die für ihr besonders enges Verhältnis zur Solidarität bekannte Partei für Sie sogleich ein anderes, Ihnen angemessenes Amt bereit, Sie wurden Feuilletonchef beim ND. Kaum endete diese ruhmreiche Episode Ihres Berufslebens, sagen wir mal, unerwartet, haben die Ihren neuerlich keine Mühe gescheut, Sie gut zu versorgen. Seit dem 29. März also reüssieren Sie nun auf der eigens für Sie geschaffenen und nicht wirklich unterbezahlten Stelle als 2. Stellvertretender Pressesprecher der Bundestagsfraktion der Linken. Schön, wer solche Freunde hat, Glückwunsch!

Thomas Middelhoff, Ex-Arcandor-Chef Wenn Absahnen mal als olympische Disziplin anerkannt wird, kann Deutschland bei Ihrer Nominierung für sein Nationalteam mit einer sicheren Medaille rechnen. Das Bankhaus Sal. Oppenheim, bei dem Sie einen dreijährigen Beratervertrag hatten, das aber bereits nach drei Monaten Ihres (oder wegen Ihres?) Mitwirkens insolvent ging, hat Ihnen die schöne Summe von zehn Millionen Euro für diesen Schnupperkurs überwiesen. Daß Sie nun auf diese Weise wohl – wenn auch mit Einschränkungen – eine Weile über die Runden kommen werden, freut uns ungemein. In dieser Zeit können Sie ja noch ein wenig trainieren, denn zur Goldmedaille hätte diese schöne Einzelleistung derzeit noch nicht gereicht – US-Investor David Tepper hat 2009 vier Milliarden Dollar kassiert. Zwischen dem bestverdienenden Hedgefonds-Manager aller Zeiten und Ihnen ist also noch eine Menge Luft.

Maren Kroymann, Actrice – als bekennende Lesbe finden Sie die Schirmherrschaft über die Gay Games in Köln, die Guido Westerwelle übernommen hat, der bisher Kontakte zur Schwulenbewegung strikt mied, „durchschaubar“: Dem Superstrategen ginge es politisch so elend, da suche er schon in der schwulen Community, die er früher ignoriert habe, nach Unterstützung. Ungeachtet dessen bescheinigen Sie dem Bundesaußenminister, daß er intelligent sei. Nur sei „da auch etwas Besserwisserisches, das in Arrogante lappt“, und das wirke – vereint mit seiner klemmigen Art – „leicht tuntig“. Ihr Resümee: „Beliebt macht das nicht.“ Wo Sie recht haben, haben Sie recht.

Joseph Ratzinger, brückenbauender Oberhirte – Angelo Sodano, der Dekan Ihres Kardinalskollegiums, dürfte sich zu Ostern wohl das Anrecht auf eine Prämie aus Ihrer „Urbi-und-Orbi“-Schatulle für außerplanmäßige Verdienste erworben haben. Hat er sich doch – abweichend vom Kirchprotokoll – mutig vor bzw. hinter Sie gestellt, die Sie im Kontext mit amtsbrüderlichen Vergehen an Schutzbefohlenen  selbst angegriffen worden sind. Sodanos Diktion kommt unsereinem aus DDR-Zeiten ziemlich vertraut vor.  „Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit dir und wird sich nicht von dem unbedeutenden Geschwätz dieser Tage beeinflussen lassen“, haben Sie dem Papst warmherzig versichert. Auf ähnlich subtile Weise hat noch Mitte 1989 die SED die „Nörgler und Knieweichen“ gegeißelt, die das Idyll der „Einheit von Partei und Volk“ zu beschmutzen wagten. Wie das einst endete, weiß man; mal sehen, zu welchem Furor Ihre Schäfchen fähig sind.

Guido Westerwelle, Ministerdarsteller – Im Stern-Ranking von Beliebtheit und Vertrauen der zwölf wichtigsten deutschen Politiker sind Sie auf den letzten Platz  gerutscht. Das sollte Sie ebensowenig stören wie der Umstand, daß dies für einen deutschen Außenminister absolut untypisch ist. Denn andersrum gesehen stehen Sie auf einer Unbeliebtheitsskala schließlich klar an der Spitze. Noch vor Niebel, Brüderle oder Homburger, um nur mal bei Ihrer Partei zu bleiben. Und das muß Ihnen erstmal jemand nachmachen!

Mehrzeller, Hoffnungsträger – Soeben in  den Tiefen des Mittelmeeres entdeckt, zeichnen Sie sich durch die Fähigkeit aus, dauerhaft völlig ohne Sauerstoff auszukommen. Wenn man langfristig in die Zukunft unser aller Umwelt schaut, dann dürfte klar sein: Von Ihnen lernen, heißt siegen lernen! Da Wissenschaftler Ihnen attestieren, zu den „denkbar simplen Kreaturen“ zu gehören, dürfte der Übernahme Ihrer Überlebenstechnik durch den ähnlich veranlagten Homo sapiens nichts im Wege stehen.

Berthold Huber, IG-Metall-Vorsitzender – Sie überraschen uns, undzwar  auf eine höchst erfrischende Weise: Solche Töne wie die Ihren hat man von deutschen Gewerkschaftsbossen jedenfalls schon lange nicht gehört, fordern Sie doch die Einrichtung einer Wahrheitskommission zur Klärung der Verantwortlichkeit für die Finanz- und Wirtschaftskrise! „Wer ist verantwortlich für diese Katastrophe? Wer hat das angestellt, welches Denken, welche Systeme?“ haben Sie dem „Stern“ als aufzuklärende Fragen schon mal genannt. Sie machen noch so lange, bis die Gewerkschaften wieder Zulauf bekommen. Und dann werden Sie schon sehen, was Sie davon haben.