Die Redaktion trauert um den langjährigen Blättchen-Autor Wilfried Schreiber, der am 19. November 2024 verstorben ist.
Wilfried Schreiber, Oberst a. D. der NVA und ehemaliger Ökonomie-Professor an der Militärpolitischen Hochschule der NVA in Berlin-Grünau, gehörte zu jenen Militärs in der DDR, die ab Mitte der 1980er Jahre das Gorbatschow’sche Neue Denken aufnahmen und schöpferisch in ihrem Kompetenzbereich umsetzten. Er gehörte seinerzeit zu den maßgeblichen Protagonisten einer wissenschaftlichen und publizistischen, auch über die Systemgrenze hinweg geführten Debatte um die Kriegsuntauglichkeit moderner Industriegesellschaften, deren Überlebensfähigkeit bereits unterhalb der Schwelle eines Einsatzes von Atomwaffen durch raumgreifende konventionelle Kriegführung auf ihrem Territorium gefährdet werden kann. Daraus folgte ein existenzielles Gebot der Kriegsverhütung, dem im Verhältnis zum militärischen Gegner durch einen gegenseitigen Übergang von Konfrontation zu Kooperation, durch Rüstungsbegrenzung und Abrüstung und zu einem Zustand vertraglich gesicherter gemeinsamer Sicherheit Rechnung getragen werden sollte. In einer von der Staatsführung der DDR berufenen Arbeitsgruppe militärischer und ziviler Experten, denen die Aufgabe übertragen wurde, eine Militärdoktrin der DDR auszuarbeiten, trug auch Wilfried Schreiber Sorge dafür, dass das Resultat, wie es schließlich dem Runden Tisch Ende 1989 vorgelegt wurde, von den genannten Aspekten des Neuen Denkens geprägt war.
Die sicherheitspolitischen Arbeiten Wilfried Schreibers, der ab 2011 auch im Blättchen publizierte, spiegelten diese seine Überzeugungen bis zuletzt wider. Wir werden Wilfried Schreiber ein ehrendes Andenken bewahren.
Jürgen Hauschke
Detlef-Diethard Pries
Wolfgang Schwarz
Schlagwörter: Editorial, Wilfried Schreiber