Pete Seeger war Gewerkschafter, politischer Aktivist und Umweltschützer, der mit seinen Liedern zahlreiche Friedens-, Gewerkschafts- und Freiheitsbewegungen angestoßen und begleitet hat.
Viele Folk- und Rockmusiker, Liedermacher und Protestsänger wurden durch seine Lieder inspiriert, darunter Joan Baez, Bob Dylan, und Bruce Springsteen. Er verstand es, jedes Publikum zum Singen zu bringen. Selbst seine politischen Gegner stimmten irgendwann mit ein.
Laut Mitsingen kann das Publikum nur, wenn Emotionen aufkommen und die kamen bei Pete Seegers Konzerten nicht nur durch den Rhythmus, sondern immer dann, wenn das Publikum die Botschaft begriff, die in den Liedertexten steckte. Er verstand es, die aktuellen politischen Fragen auch in seine älteren Lieder immer wieder neu einzubauen.
Allen bekannt sind die Lieder, wie „Where Have All the Flowers Gone“, „We Shall Overcome“ und „If I Had a Hammer“, wenige kennen aber sein Leben als Gewerkschafter und politischer Mensch. Pete Seeger kam 1919 in einer Musikerfamilie in New York zur Welt und wurde in den vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Sänger der wieder auflebenden Folkmusik in den USA. Er spielte auf dem fünfsaitigen Banjo oder der Gitarre seine Lieder, in denen er sich mit der Arbeiterbewegung und später der Bürgerrechtsbewegung solidarisierte.
Er unterstützte mit seinen Liedern den Gewerkschaftsbund CIO (Congrss of Industrial Organizations), der damals durch seine Streiks vieles in den USA bewirkte und in Bewegung brachte.
1940 lernte er den knapp sieben Jahre älteren Woody Guthrie kennen, mit dem er sich anfreundete und einige Monate als Hobo (Wanderarbeiter) in Güterwagen und per Anhalter durch die USA fuhr. Gemeinsam sangen sie am Folk orientierte Gewerkschaftslieder. Woody Guthrie sagte den Liedtext jeweils zum Mitsingen an, was Pete Seeger übernahm und seitdem erfolgreich praktizierte.
1941 gründete er zusammen mit Woody Guthrie, Lee Hays und Millard Lampell die politische Folkgruppe „The Almanac Singers“, die zusätzlich zu ihren Gewerkschaftsliedern ein Album mit Antikriegsliedern herausbrachte. Im selben Jahr rief Seeger zusammen mit Guthrie und anderen in New York die erste Folk-Musiker-Gewerkschaft ins Leben.
1948 versuchte er mit einigen Mitstreitern eine dritte, eine progressive Partei mit Henry A. Wallace an der Spitze aufzubauen. Der Versuch scheiterte aber, doch schnell wurde Pete Seeger als „kommunistischer Verräter“ öffentlich angegriffen. Als er 1949 mit anderen das Lied „If I Had a Hammer“ herausgab, bezeichneten seine Gegner das Lied als kommunistisch und Pete Seeger kam unter Beobachtung des FBI (Bundesamt für Ermittlung in den USA). Bereits im Jahr 1952 lag beim FBI eine Aussage vor, dass er Mitglied der Kommunistischen Partei war. Als Student trat er in die Jugendorganisation ein, verließ die Partei später wieder, blieb aber den kommunistischen Idealen sein ganzes Leben lang treu.
Es folgte der mehr als fünfzehn Jahre lang dauernde Boykott fast aller Medien in den USA ihm und seinen Liedern gegenüber. Er schlug sich dann mit Auftritten vor kleinem Publikum durch.
1955 wurde er vor das „Komitee für unamerikanische Aktivitäten“ zitiert, dem sogenannten McCarthy-Ausschuss. Er verweigerte die Aussage unter Verweis auf seine verfassungsmäßigen Rechte, bot aber dafür an, eines seiner beanstandeten Lieder zu singen. Das hatte natürlich Folgen: 1957 wurde er wegen staatsfeindlicher Tätigkeiten und Missachtung der Institutionen verurteilt. Er musste ständig seinen Aufenthalt den Behörden melden, wenn er New York verließ. 1961 verurteilte ihn ein Gericht zu einer zehnjährigen Haftstrafe, doch das Urteil wurde angefochten und musste revidiert werden. Pete Seeger kam frei.
In den 1960er Jahren, als die Folkmusik auf den Höhepunkt ihrer Popularität war, war diese Zeit für ihn auch der Höhepunkt seines Schaffens. Seine Lieder für Frieden, für die Gleichberechtigung der schwarzen Menschen und für die Emanzipation der Arbeitenden sprachen vor allem die jungen Menschen auf der ganzen Welt an. Ende der 1960er Jahre begann sein Engagement für den Unweltschutz. Gemeinsam mit seiner Frau Toshi Seeger gründete er die Umweltschutzorganisation „Clearwater“.
1972 brachte Pete Seegers das Buch „The Incompleat Folksinger“ heraus, das schnell zur „Bibel“ der Folkmusik wurde.
In den 1980er und 1990er Jahren wurde es stiller um Pete Seeger, nicht weil er stiller wurde, sondern weil die neoliberalen Kräfte weltweit an Bedeutung zunahmen und keine linken Projekte, Bürgerrechts- und Gewerkschaftsfragen mehr zulassen wollten. In Deutschland wurde diese stupide Entwicklung „geistig-moralische Wende“ genannt, mit ihren speziellen Auswirkungen auf die Kultur und gewerkschaftliches Engagement.
Im neuen Jahrhundert beteiligte sich Pete Seeger mit seinen Liedern an den Aktionen gegen den Krieg im Irak und veröffentlichte einige Alben. Bis ins hohe Alter trat er noch bei verschiedenen politischen Anlässen auf. Zuletzt im Juni 2011 vor großem Publikum in New York, mittlerweile 92 Jahre alt.
Pete Seeger starb am 27. Januar 2014 im Alter von 94 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus.
Er war davon überzeugt und betonte dies auch immer wieder, dass es sich lohnt zu kämpfen und sich zu engagieren. Sich mit anderen Menschen zu organisieren und mit Liedern und Aktionen wirksam gegen soziales Unrecht und Krieg anzukämpfen und sich für die Gleichberechtigung und den Umweltschutz einzusetzen.
Übernahme aus gewerkschaftsforum.de vom 6. November 2023 mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Schlagwörter: Folkmusik, Gewerkschaft, Laurenz Nurk, Pete Seeger, Woody Guthrie