26. Jahrgang | Nummer 10 | 8. Mai 2023

Antworten

Roderich Kiesewetter, Oberst a.D., MdB CDU und Außenpolitiker (Letzteres behauptet zumindest Wikipedia) – Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten Sie in Print- wie Digitalmedien und nicht zuletzt in Talkshows wiederholt Gelegenheit, Ihr Scherflein zur Zuspitzung der Lage beizutragen. Klare Kante etwa im Spätherbst 2022: „Russland muss […] verlieren lernen wie Deutschland 1945.“ Jüngst wussten Sie auch in Sachen Sprengung der Nord-Stream-Pipelines offenbar besser Bescheid als alle anderen; denn am 10. Februar 2023 erklärten Sie im Plenum des Bundestages: „Wem nützt es denn, wenn so ein Anschlag auf kritische Infrastruktur wie Nord Stream stattfindet, eine Leitung erstaunlicherweise übrigbleibt und dann das Land, das das Gas sendet, über mehrere Tage mit Hochdruck Gas durch diese Leitungen sendet? Doch nicht, um die Spuren zu konservieren, sondern, um die Spuren zu verwischen!“ Ganz klar – die Russen warn’s selber.

Ausgerechnet die AfD hatte Ihre Ansage unfairerweise mit in eine Kleine (parlamentarische) Anfrage gepackt, worauf die Bundesregierung folgendermaßen geantwortet hat: „Der Bundesregierung liegen keine Informationen dazu vor, dass nach der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines noch Gas durch diese Pipelines geschickt wurde.“

Nun fragen wir uns natürlich, werter Oberst a.D.: Leiden Sie nur unter einer überbordenden Phantasie oder haben Sie womöglich vorsätzlich gelogen? Leider werden wir das wohl nie erfahren. Weil sich eben nur bei einer gewissen, ansonsten grundsympathischen Holzpuppe die Nase beim Lügen stark verlängert …

Hun Sen, rekordhungriger Regierungschef Kambodschas – Jüngst haben Sie selbst stolz verkündet, Sie hätten drei politische Rekorde gebrochen: „Der erste Rekord war, als ich der jüngste Außenminister wurde, der zweite, als ich die Ehre hatte, der jüngste Premierminister zu werden, und schließlich bin ich der am längsten amtierende Premierminister der Welt.“ Wir haben nachgerechnet: Außenminister wurden Sie 1979 mit 26 Jahren, Ministerpräsident 1985 als 32-Jähriger. Bei seinem ersten Amtsantritt mehr als zwei Jahrzehnte später war der Österreicher Sebastian Kurz allerdings erst 31, aber auf Ihre 44 Amtsjahre kann der vormalige donau- und alpenländische Bundeskanzler längst nicht verweisen. Sie schreiben Ihre lange Amtszeit selbstbewusst dem großen Vertrauen der Kambodschaner zu. Kein Zweifel, dass Sie sich um den Frieden im Lande verdient gemacht haben. Aber selbst der listenreiche verstorbene König Norodom Sihanouk nannte Sie nicht ohne Grund „strongman“ und sah sich von Ihnen politisch kaltgestellt. Sein Sohn und Thronerbe Sihamoni versucht Ihnen gar nicht erst ins Handwerk zu pfuschen. Und ernsthafte politische Konkurrenten haben Sie – auch mit Hilfe der Justiz – ausgeschaltet. Inzwischen 70-jährig, denken Sie immerhin bereits an einen Nachfolger für sich: Ihr Sohn Hun Manet soll Sie als Regierungschef beerben. Nun ja, das „dynastische Prinzip“ – mit oder ohne Krone – ist in Ihrer Region nicht unüblich. Sie selbst wollen nur Chef der allein regierenden Volkspartei bleiben und also die Aufsicht behalten. „Ich bin der am längsten dienende Führer der Welt“, prahlten Sie. Und dabei soll es wohl auch bleiben.

Kai Wegner (CDU), letztlich doch noch Regierender von Berlin – Nein, auch wir wissen nicht, wer aus Ihrer gar nicht so ganz „Großen“ Koalition Ihnen in mindestens zwei Wahlgängen die Stimme versagt hat und ob Sie Ihre Wahl in der dritten Abstimmungsrunde nicht doch der AfD verdanken. Die Rathausuhr zeigte 16.45 Uhr, als das Drama beendet war. Geplant war das alles ganz anders: „13.30 Uhr Vorfahrt und Ankunft des RBM (Regierenden Bürgermeisters) am Hauptportal des Roten Rathauses mit Schornsteinfegerspalier; Amtsübergabe im Amtszimmer, ab 14.15 Uhr Ernennung der Senatsmitglieder im Wappensaal, anschließend Gruppenfoto auf der Haupttreppe, danach konstituierende Sitzung des Senats im Rathaus und ab 15.30 Uhr Vereidigung der Senatsmitglieder …, wenn alles nach Plan läuft.“ Lief es aber nicht! Sie sind ja wohl eigentlich ohnehin Gegner der Planwirtschaft. Bleibt die Frage, womit sich die Schornsteinfeger die stundenlange Wartezeit vertrieben haben. Berliner sind schließlich ungeduldig, wie neulich der Tagesspiegel dokumentierte, als er den Eintrag eines Christian Helms als „Tweet des Tages“ kürte: „Ich sag’s, wie es ist: Kai Wegner ist jetzt schon eine Woche Bürgermeister und die lange Treppe zwischen U- und S-Bahn am Gesundbrunnen stinkt immer noch nach Pisse.“ Also, kümmern Sie sich!

Iris Spranger (SPD), Berlins alte und neue Innensenatorin – Als einzige im Amt verblieben Senatorin beweisen Sie Ihre Eignung für den Posten unter anderem dadurch, dass Sie anregen, die Finanzströme an Initiativen zu untersuchen, die Volksentscheide anstreben. Man müsse sich sehr genau anschauen, woher die Gelder dafür kommen, ließen Sie sich zitieren und nannten als Beispiel die Initiative Klimaneustart, die unlängst den Berliner Klimavolksentscheid verantwortete. Sie hätten Sorge, dass ausländische Geldgeber Einfluss auf die deutsche Gesetzgebung nehmen könnten. Tatsächlich hatte die Initiative Spenden von insgesamt 1,15 Millionen Euro erhalten. Dazu trugen Großspenden von Stiftungen mit Sitz in den USA und den Niederlanden bei. Der Volksentscheid scheiterte bekanntlich. Was an Ihrem Beispiel auffällt: Bisher waren es doch immer „die Russen“, denen vorgeworfen wurde, Einfluss auf Wahlen und folglich die Gesetzgebung im Ausland nehmen zu wollen. Die hatten Sie wohl auch im Sinn. Aber haben nicht auch Sie jenes Gesetz kritisiert, das Organisationen und Initiativen in Russland zwingt, sich als „ausländische Agenten“ registrieren zu lassen, sofern sie aus der Ferne finanziert werden?

Steffen Sebastian, ganz Radikaler aus Regensburg – Sie nennen sich Immobilienwissenschaftler, was auch immer das ist… Aber Ihnen ist immerhin aufgefallen, dass die Wohnungsknappheit bedrohliche Ausmaße angenommen hat. Dann haben sie bemerkt, dass viele ältere Menschen in viel zu großen Wohnungen leben und da partout nicht raus wollen. Dass dies möglicherweise mit einer erwartbaren erheblichen Mietsteigerung beim Wechsel in eine kleinere Wohnung zu tun haben könnte, steht offenbar noch nicht im Fokus der Immobilienwissenschaft. Das läge wohl auch in der Zuständigkeit der Immobilienwirtschaft. Jedenfalls kommen Sie zu einer „radikalen Lösung“, wie einige Nachplapper-Journalisten meinen. Sie schlagen vor, für diese alten Parasiten am jungen Volkskörper – natürlich drücken Sie das viel freundlicher aus – die Mieten drastisch zu steigern, so um die 15 bis 20 Prozent. Dann würden die freiwillig ihre Palazzi räumen.
Klingt radikal, ist es aber nicht. Warum scheuen Sie eigentlich den Vorschlag, Tiny-House-Siedlungen auf den viel zu großen Wirtschaftsflächen der kommunalen Friedhöfe zu errichten und diese Geronten dort zwangsweise anzusiedeln? Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Die für diese Leute sowieso zu erwartenden Transportkosten verringerten sich erheblich. Sie sind ja schon da, wo sie hingehören. Außerdem könnten die Herrschaften dann schon mal in Ruhe Ausschau nach ihrem Ankerplatz für die Ewigkeit halten.

Warum scheuen deutsche Wissenschaftler eigentlich immer wieder die Konsequenzen ihres Denkens! Unser Volk ohne Raum war da schon mal weiter …