Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen.
Wir werden im Winter frieren und im Sommer
an Hitzeschlägen zerbrechen. Wir müssen noch nicht
den Gürtel enger schnallen, probehalber aber schon,
und Kinder werden bald hungern, doch, leider, diese
süßen aber auch. Wir werden unser Geld essen statt Brot
mit dünnem Sirup drauf. Wir sollen zur Selbstverpflegung
die Balkone bepflanzen und in Kleingärten aus einem Drittel
Bewirtschaftung fünf Drittel machen (das Obst
an den Zweigen in die Nachbargärten mitgerechnet
geht selbst die Prozentrechnung schräge Wege und
sprengt die Vereins-Vorschriften, ehe die Bomben
springen). Und wir werden
noch immer nicht fragen,
wer Wir ist, wer Wir sind, und wer nicht
Wir ist; vermutlich sind die Nicht-Wir die
Gewinner, welche die Preise machen auf einem
unsichtbaren Markt mit ihren unsichtbaren
Händen – als wären sie nicht zu sehen, wenn sie
die in Unschuld waschen und vor den Kameras
trocken wringen, fast schlagen sie gleich ein Kreuz
oder fassen sich ans Herz, ehe sie wiederholen:
Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen. Wir werden im
Winter frieren und im Sommer
9. Juli 2022
Schlagwörter: Die Lage, Eckhard Mieder