25. Jahrgang | Nummer 5 | 28. Februar 2022

Medien-Mosaik

von bebe

Eigentlich war die sympathische Niedersächsin Katharina Marie Schubert als Schauspielerin in Wien, München, Berlin und Hamburg und in vielen Nebenrollen von Spielfilmen und Fernseh-Reihen (oft als Mörderin im Krimi) ausgelastet. Trotzdem hat sie daneben offenbar noch dramaturgische Fachbücher gewälzt (vielleicht nicht ganz zu Ende gelesen) und einen Spielfilm geschrieben, den sie auch selbst inszenierte. Ihr Erstling „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ hat viel von dem, was ein wirksamer Film braucht. Was ihm fehlt, ist Tempo. Doch das ist das große Plus. Schubert nimmt sich Zeit zum Erzählen, und da gibt´s nicht wenig. Zu einer erschütternden Mutter-Tochter-Beziehung kommt ein bisschen Märchenpoesie, Erschröckliches aus der jüngsten deutschen Geschichte und Kritik an der Geschichtsvergessenheit der heutigen Spekulanten. Anspruchsvoll gibt sich der Streifen, indem er (wenig nachvollziehbar) in Kapitel eingeteilt ist Aber warum beispielsweise die Mutter verbissen an einem Kinderheim hängt, das ihr jahrzehntelang nichts bedeutete, wird nicht erklärt. Hauptdarsteller wie Corinna Harfouch, Birte Schnöink und Jörg Schüttauf als doppelbödiger fieser Bürgermeister schaffen es, in einigen Szenen zu berühren. Dagegen steht die allzu spekulative Vorlage. Aber es ist ein Erstling. Vielleicht lernt Frau Schubert, dass man eine gute Idee doch auch an eine gute Drehbuchautorin weiterleiten sollte!

Das Mädchen mit den goldenen Händen, Regie Katharina Marie Schubert, Verleih Wild Bunch Germany, seit 17.2. in einigen Kinos.

*

Die Romane von Torsten Schulz faszinieren durch ihre ungewöhnliche Mischung von Realismus und Phantasie. In seinem neuen Werk „Öl und Bienen“ blieb er sich treu. Er schlägt einen Bogen von der Nazi-Zeit bis heute, erzählt Geschichte in ihrer skurrilen Sicht. Der Hauptteil handelt 1979 in Beutenberge. Dass dieses Dorf bei Nauen existierte, ist dem Großvater der Hauptfigur Lothar Ihm, genannt „der Ihmsche“, zu verdanken. Der hatte kurz nach dem Ersten Weltkrieg seinem Gefühl vertraut und bei Nauen ein Ölvorkommen entdeckt. Schnell wurde Beutenberge als Stützpunkt der Ölförderer errichtet, als die Quelle versiegte und Großvater als Betrüger inhaftiert wurde. Ihms Vater, der damals noch nicht Lothars Vater war, fühlte sich berufen weiter nach Öl zu suchen, wurde aber in den Krieg geschickt und zeugte seinen Sohn 1944, kurz bevor er für Führer und Vaterland fiel.

Der Ihmsche (der nach seiner unverheirateten Mutter so hieß) wuchs heran und ahnte, dass er die Fähigkeiten des Vaters und Großvaters geerbt hätte. Er lauschte in der Nauener Umgebung heimlich nach einer Ölquelle.

Wenn diese Darstellung der Vorgeschichte weit hergeholt scheint, ist es nicht dem Rezensenten zu verdanken. Der Autor schildert sie etwas zu umständlich, ehe er zur eigentlichen Geschichte um den Ihmschen, seine Mutter – in deren von Bienen bevölkertem Haus er wohnt – und seinen Freunden Krücke und Blutblase kommt. Gemeinsam leben sie in den Tag hinein, ehe des Ihmschen frühere Arbeitskollegin Agnes das Idyll gehörig durcheinanderbringt. Dieser Teil liest sich amüsant, ist gespickt mit vielen hintergründigen DDR-Anspielungen vom Kleber Duosan-Rapid (der auf Bienen eine besondere Wirkung hat) über die Rockmusik der Siebziger bis zu den motorisierten Zweirädern aus DDR-Produktion.

Legendenartig lässt Torsten Schulz den Roman ausklingen, und dem Leser bleibt die Anregung, über nachzudenken.

Torsten Schulz, Öl und Bienen, Klett-Cotta, Stuttgart 2022, 224 Seiten, 22,00 Euro.

*

Weder in der DDR, in die sie 1976 schneiten, noch in der Gegenwart, weder im mitteleuropäischen Mittelalter noch im Land der Mitte oder im Wilden Westen sind die Abrafaxe zu verorten, denn die drei Gnome sind Zeitreisende. Seit Herbst sind sie unter anderem mit Harun al Raschid in der Zeit um 800 u.Z. im Orient unterwegs. Noch ist es nicht zu spät, in die aktuelle Geschichte einzusteigen. Die Helden des MOSAIK haben ausgerechnet im Faschingsmonat ein kurioses Jubiläum zu begehen. Seit ihrem ersten Erscheinen bestreiten sie ihre Abenteuer nun im 555. Heft. Als Dankeschön an die Leser gelten alle Hefte dieser Ausgabe als Unikate, denn sie sind numeriert. Abgesehen vom Sammlerwert können Leser damit auch etwas gewinnen. Wenn sie sich anmelden, nehmen sie an einer Verlosung teil, durch die sie Mitglieder der großen MOSAIK-Gestalten-Galerie werden können. Fünf Gewinner(innen) werden fürs Heft gezeichnet! Wahrscheinlich nur so klein, wie es Mutter und Vater der Abrafaxe (Lona Rietschel, Zeichnerin, und Lothar Dräger, Autor) auf dem Wimmelbild in der Mitte der 555 zu entdecken sind. Aber immerhin!

Auch sonst sind die neuen Geschichten, in denen sich Abrax, Brabax und Califax im Milieu von 1001 Nacht tummeln, lesenswert!

Der siebenfarbige Smaragd, MOSAIK-Heft 555, Autor: Jens U. Schubert, 32 Seiten, 3,45 Euro.