Klaus Wolfram, Klartexter – Sie haben schon im November 2019 vor der Akademie der Künste eine Rede gehalten, die gegensätzliche Positionen und Protest – je nach Herkunft Ost oder West – hervorrief. Sie beschrieben, wie aus dem aufrechten Gang der Ostdeutschen 1989 nur wenig später Entmündigung wurde – und wie man im Westen alles besser wusste. Wir können uns ein Zitat aus Ihrer Rede, in der Berliner Zeitung veröffentlicht, nicht versagen:
„Fragen wir abschließend: Wenn die demokratische Kompetenz von 1989 heute eine eigene Stimme hätte, was würde sie dann, an ihrem 30. Geburtstag sagen? Sie würde zunächst stutzig werden über das einfältige Gerede von der „friedlichen Revolution“. Sie würde sich dann erinnern, dass es Monate unbeschreiblicher Angespanntheit waren. Sie würde erkennen, dass zu der Gewaltlosigkeit, die es ja nur war, zwei Seiten gehören. Sie würde schließlich zu der anderen Seite sagen: „Gut, wir sind noch immer anderer Meinung als ihr – und ihr seid es umgekehrt wahrscheinlich auch. Aber ihr habt damals nicht geschossen, habt uns unseren Weg gehen lassen, habt euch einer unbekannten Zukunft gebeugt. Deshalb soll von jetzt an jede verordnete Ausgrenzung enden. Also Generalamnestie, Ende der Regelanfrage u.ä.“
30 Jahre und die Sicht der Dinge bleibt im Wesentlichen nach Ost und West geteilt…
Dankenswerterweise findet sich mehr von Ihrer bemerkenswerten Rede im Online-Archiv der Berliner Zeitung: https://www.berliner-zeitung.de/zeitenwende/der-mutige-wird-wieder-einsam-li.80383.
Hans-Christian Ströbele, „Urgestein“ der Grünen – Nachdem Ihr Parteikollege, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, vorgeschlagen hatte, in der gegenwärtigen Corona-Krise Über-65-Jährige „aus dem Alltag herauszunehmen“, haben Sie gedroht: „Wenn sie die Alten und chronisch Kranken separieren, bin ich am nächsten Tag beim Bundesverfassungsgericht und klage.“ Und weiter: „Das wäre wie Knast und kann sich nur ein Junger ausdenken, der davon nicht betroffen wäre.“ Gut so, Herr Ströbele, wir Alten danken Ihnen für die klaren Worte!
Peter-Michael Diestel, 1990 „der schönste Minister der DDR“ – In einem Interview mit dem Freitag behaupten Sie: „Ich habe nie in meinem Leben mit so vielen Dummköpfen zusammenarbeiten müssen wie in der Politik.“ Wie gerne man Ihnen im einen oder anderen Fall zustimmen möchte, ein bisschen populistisch ist das wohl doch. Um nicht wieder das Einstein zugeschriebene Bonmot über die Unendlichkeit des Universums und der Dummheit zu bemühen: Auch bei Stupidedia heißt es: „Dummheit ist eine heutzutage in nahezu allen Gesellschaftsschichten weit verbreitete Eigenschaft, die sowohl vererbbar als auch erlernbar ist.“
Harald Martenstein, wieder in Hochform – „In Schottland“, so wurde Ihnen zugetragen, „haben sie eine neue Sozialleistung erfunden. Der Staat bezahlt jetzt Tampons für alle, sie werden kostenlos abgegeben, unter anderem in Apotheken.“
Sie wären nicht Martenstein, der Ätz-Ketzer vorm Herrn, wenn es bei Ihnen nicht sofort synapsiert hätte – mit dem Resultat weiterer praktischer Vorschläge: „Totale Gerechtigkeit? Viel Spaß beim Versuch, die herzustellen. Hier ein paar Ideen: höhere Renten für Männer, wegen der kürzeren Lebenszeit. Kleidergeld für sehr große und sehr kleine Menschen, denen Standardgrößen nicht passen. Sondersteuer für Menschen mit sehr hoher Intelligenz, denen es leichter fällt, Karriere zu machen. Wieso Sektsteuer, aber keine Austernsteuer? Subventionierte Tarife im Baugewerbe, die es für Unternehmen attraktiv machen, Menschen mit zwei linken Händen als Bauarbeiter einzustellen. Ein Solidaritätszuschlag für Unis, die extrem ungebildete oder verhaltensauffällige Menschen auf Lehrstühle berufen. Ein Gerechte-Konzerte-Gesetz, das es unmusikalischen Menschen ermöglicht, in der Philharmonie aufzutreten.“
Wir fordern die Bundesregierung dringlich auf, dem schottischen Beispiel schnellstens zu folgen – ergänzt um die Martensteinschen Komponenten. Und mit den ersten Konzerten in der Philharmonie bitte nicht bis zum Ende der Pandemie warten! Die könnten ja ohne Publikum stattfinden und um 20.15 Uhr von der ARD ausgestrahlt werden. Etwa anstelle der ewigen Wiederholungen während der sommerlichen Urlaubszeit …
1&1 Service News, Anhänger schwarzen Humors – Sie haben Ihren Kunden „Tipps & Tricks zusammengestellt, wie sie „die Zeit zu Hause positiv gestalten können“. Denkfaule Schwätzer haben den Naturwissenschaften vor Zeiten zwei mathematische Kurzformeln – nämlich „positiv“ und „negativ“ – gestohlen und sie in den Sprachgebrauch übernommen, wo sie seither trotz ihrer Inhaltsleere unausrottbar wuchern. Als sei „positiv“ ein Synonym für „gut“ und „negativ“ eines für „schlecht“. Um einen alten, bitterbösen Witz aufzufrischen: Klagt jemand, dass ihm die Frau abgehauen, das Haus abgebrannt und der Arbeitsplatz gekündigt worden seien. Mitfühlend wird er gefragt: „Gibt es denn überhaupt nichts Positives in deinem Leben?“ Antwort: „Doch, das Ergebnis meines Corona-Tests.“
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