23. Jahrgang | Nummer 3 | 3. Februar 2020

Was Prinzipielles

von Eckhard Mieder

Vielleicht müsste ich nach Antworten suchen:
Hat Homer über Geld gesprochen?
Über sein eigenes (falls es ihn überhaupt gab,
Falls er was verdiente mit seinem Erzählen
Oder mit dem Führen eines Öffentlichen Hauses)
Und über den Sold seiner Helden
Vor Troja und auf den Rückwegen (Odysseus
War nicht der einzige, der entkam).

Ich vermute, dass es Gewinnler gab.
Die gibt es immer, während die Toten
Auf dem Feld verfaulen. Die gab es schon,
Bevor der Bogen gespannt wurde, das Schwert
Gezückt und der erste Schuss fiel. Die gibt es
Danach, wenn die Denkmäler hergerichtet
Und die Konten diskret verwaltet werden.
Die gibt es immer, und deshalb gibt es sie immer.

Es lässt mir keine Ruhe. Ich wüsste gern,
Was der Krieg vor Troja gekostet hat, wer
Der Reeder war, der die Schiffe ausrüstete,
Wer der Bestatter, der die Toten balsamierte
Oder zweckmäßiger und klimafreundlicher
Verbrannte, wer der Kaufmann war, der am
Nachschub verdiente; irgendeinen heimatlichen Salat
Kriegten die Krieger vermutlich zwischen die Kiemen.

Gut. Der eine und der andere Krieger
Kehrt heim mit einem Sack Orden, Geld und
Mindestens einer Sklavin, gut. Die Frau,
Die auf ihn gewartet hat, macht gute Miene,
Gut, gut, gut; sie hat ihre Liebhaber rechtzeitig
Zwischen Schrank und Wand, in Keller und
Im sprossenden Hain in Rufweite versteckt;
Da lauern sie bibbernd, wer weiß, was passiert.

Ich weiß nicht, ehrlich, ich weiß es nicht,
Ob mich die Weltgeschichte interessiert.
Homer schon. Mit dem würde ich gern einen heben.
Er könnte entscheiden, was wir trinken, worüber
Er reden wollte nach diesen Jahrhunderten des
Blöden Kriegens und Nehmens und Vernichtens:
Was wir da getrieben haben zwischen Troja
Und So-Da ist echt eine gewaltige …