22. Jahrgang | Nummer 16 | 5. August 2019

Antworten

Ivanka Trump, Twitter-Tipperin ohne Furcht und Tadel – „Congratulations @BorisJohnson on becoming the next Prime Minister of the United Kingston“, verbreiteten Sie nach der Berufung des Theresa-May-Nachfolgers durch die Queen. Die halbe Welt lästert jetzt über Ihre angeblich mangelhaften Geografie-Kenntnisse. Wir hingegen nehmen Ihren Tweed ernst: Es gibt gute Gründe für weitsichtige US-Politiker, den neuen britischen Premier wenn nicht dahin, wo der Pfeffer wächst, so doch zumindest nach Jamaika zu wünschen. Schließlich will der das United Kingdom wieder richtig groß machen … Und die Neu-Englandstaaten waren immerhin mal britische Kolonie. Gibt es da nicht noch irgendwelche Steuerschulden in Sachen Tee aus dem Jahre 1773? Mit Zins- und Zinseszins hochgerechnet dürfte das inzwischen eine erkleckliche Summe sein. Boris Johnson ist zuzutrauen, dass er die eintreiben will. Es müsste also in us-amerikanischem Interesse liegen, dass er Bürgermeister einer Insel-Hauptstadt der Neuen Welt wird. Bürgermeister kann Johnson. Da haben Sie wohl recht.

Engelbert Lütke-Daldrup, Berliner Scherzbold – „Wir haben das Fluggastterminal im Griff“, verkündeten sie jetzt der staunenden Presse. Sie meinen damit den Terminal 1 des weltberühmten Hauptstadtflughafens BER irgendwo bei Schönefeld, der bislang immer noch Sie und Ihre Aufsichtsgremien im Griff hatte. Inzwischen wurde nach nur zehn Monaten Bauzeit Richtfest am Terminal 2 gefeiert. Terminal 2? Der wurde nötig, weil seit längerem klar ist, dass der BER längst nicht die prognostizierten Fluggastzahlen bewältigen kann. Terminal 2 soll im Oktober 2020 fertig sein. Man habe „keine Kathedrale des Verkehrs“ gebaut, sondern so etwas Ähnliches wie „gehobenen Industriebau“, beschrieben Sie jetzt den Ergänzungsbau. Eine Fabrikhalle also. Für die Billig-Flieger sicherlich. Die „Kathedrale“ sei der BER selbst, eben das immer noch nicht funktionierende Terminal 1. Der Berliner Karneval leidet bekanntermaßen unter einer gewissen Krampfigkeit. Sie sollten sich schleunigst als Büttenredner bewerben. Den Befähigungsnachweis haben Sie vorgelegt. 500 Jahren Bauzeit sind doch für Kathedralen eine übliche Frist …

Greta Thunberg, Öko-Seglerin – Im Dienst der guten Sache wollen Sie am 23. September auf dem UN-Klimagipfel auftreten und dann im Dezember auf der UN-Klimakonferenz. Das ist lobenswert. Der Haken an der Sache ist nur, dass die eine Veranstaltung in New York und die andere in Chile stattfinden wird. Über den Ozean fliegen geht gar nicht! Also aufs Schiff. Aber die Dinger sind umweltverpestenden Dreckschleudern sondergleichen und beunruhigen zudem durch ihre Schraubengeräusche die Pottwale. Aber Ihnen wurde plötzliche Hilfe zuteil: Sie segeln nach Amerika! Natürlich nicht so prollig mit einem Windjammer oder so. Sie dürfen auf einer „emissionsfreien Yacht“ mitreisen, die ihren Strom mit Solarpaneelen erzeugt. „Malizia II“ heißt dieses Wunderwerk der Technik. Es gehört einem gewissen Pierre Casirgahi. Der Herr ist Vizepräsident des Yacht Club de Monaco. Das wird man nicht so leicht, aber wenn die Mama Caroline von Monaco heißt … Das machte uns stutzig, die Grimaldis sind nicht unbedingt die Robin Hoods in Sachen Umweltschutz. Und tatsächlich: Ihr Öko-Skipper macht sein Geld mit einer Baufirma und der Monacair, einer Helicopterfluggesellschaft. So ganz nebenbei ist er auch noch Fan schneller, sehr viel Benzin fressender Autos.
Unser Rat: Bleiben Sie besser zu Hause. Wir fürchten, Ihre Bananenschale trägt den Namen „Malizia II“ … Schade.

Markus Söder, bayerischer Klimaaktivist – Also, das macht selbst uns sprachlos.

Richard Lutz, zweckoptimistischer DB-Chef – „Wir sind auf dem Weg zu einer besseren Bahn für unsere Kunden angekommen“, erklärten Sie bei der Präsentation der Geschäftszahlen Ihres Konzerns für das erste Halbjahr 2019. Wie dieser Weg aussieht, zeigen die Zahlen: Die Pünktlichkeit der IC- und ICE-Züge lag im ersten Halbjahr durchschnittlich bei 77,2 Prozent. Das ist weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Juni waren es übrigens noch nicht einmal 70 Prozent. Hübsch finden wir die Erklärungen: Hitze und Unwetter. Das kennen wir. Nachdem die vier Hauptfeinde des Sozialismus (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) die DDR platt gemacht haben, sind sie jetzt offensichtlich über die Bundesrepublik Deutschland hergefallen. Ihr erstes Opfer: die Bahn …