21. Jahrgang | Nummer 19 | 10. September 2018

Es war einmal

von Angelika Leitzke

Nein, nicht „Tschüss“ oder „Tschau“
war der Sommerabschied in diesem Jahr,
sondern ein
mitfühlendes „frohes Schwitzen“
oder zynisches:
„Sonne genießen!“
hallen mir noch im Ohr.

Lifestyle bei 35 Grad
für Tage und Wochen:
gefächerte Luft dem schwachen,
Hemd über Hose dem starken Geschlecht,
vor allem aber die Shorts
trotz krummbeiniger Waden –
echt!

Am besten aber
oben und unten das Ohne,
nicht nur im heißen See,
was sich denn noch vom Leibe reißen?
Jedes Gramm an Stoff wird zu viel.
Und des Nachts
niemals kurz mal durchatmen
sondern FKK im
schweißgebadeten Bett.
Ist das nicht nett?

Balkonien bei 50 Grad gegen 16 Uhr,
die Markise nicht mehr auf dem neuesten Stand,
die kurze Rast auf verbranntem Rasen
unter Bäumen, die Blätter gründlich verbrannt.
Auf dem Asphalt lassen sich Eier kochen,
geregnet hat es nicht mehr seit Wochen.
Die Waldbrandgefahr ist extrem hoch –
interessiert das die klimatisierten Räume noch?

Bedürfnislos werden heißt vielleicht jetzt die Devise,
längst haben wir sie verlernt.
Wasser als beste Alternative.
Auf Mallorca zahlen wir mehrere Riesen
für einen heißen Sommer wie diesen,
der uns gratis geschenkt.

Der Traum vom Kopf
tief in den Schnee gesteckt.
Und später
bei minus zwanzig Grad
werden wir wünschen
nur einen Tag
vom Sommer wie diesem.