20. Jahrgang | Nummer 19 | 11. September 2017

Theodor Storm zum 200.

von Manfred Orlick

Am 14. September jährt sich der Geburtstag Theodor Storms (1817–1888) zum 200. Male. Bekannt wurde Storm vor allem mit Novellen des deutschen Realismus. Sein Geburtsjubiläum war Anlass für einige Neuerscheinungen – natürlich kein Vergleich zur Luthermania, die den Buchhandel seit Monaten erfasst hat. Der Hörverlag etwa hat mit seiner „großen Hörspiel-Edition“ ein akustisches Storm-Präsent herausgebracht. Dazu wurden die Radioarchive durchstöbert und fünf historische Hörspielbearbeitungen ausgewählt.
CD Nummer 1 präsentiert die Novelle „Pole Poppenspäler“ (eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 1954 mit Claus Biederstaedt, der jungen Christine Kaufmann und anderen), die Storm für die 1873 gegründete Jugendzeitschrift Deutsche Jugend schrieb und die noch heute zu den meistgelesenen Schullektüren gehört. Für die Novelle hatte sich Storm intensiv mit der Jugendliteratur befasst. Erzählt wird die Geschichte des norddeutschen Kunstdrechslers Paul Paulsen, der als Kind schon vom Puppenspiel fasziniert ist, und später seine Jugendliebe Lisei heiratet, die Tochter des Puppenspielers Tendler. Immer wieder muss sich die Liebe von Paul und Lisei gegen die Vorurteile ihrer Umwelt bewähren.
Auf der zweiten CD findet man die kurze Erzählung „Im Nachbarhause links“ (eine Produktion des SFB von 1976), die in Flensburg spielt und nicht nur von dem Kontakt zweier Nachbarn erzählt, sondern auch davon, wie ihre Vergangenheit miteinander verknüpft ist.
Die Novelle „Carsten Curator“ ist auf den CDs 3 und 4 vertreten. Die weniger beachtete Novelle erzählt von dem Vermögensverwalter Carsten Carstens, der eine junge und leichtlebige Frau heiratet. In der Titelrolle der SFB-Produktion aus dem Jahre 1976 ist der große Bernhard Minetti zu hören. Ebenfalls auf zwei CDs (5 und 6) ist Storms bekannteste Novelle „Der Schimmelreiter“ verteilt. Darin schilderte der Autor den Aufstieg des Hauke Haien zum Deichgrafen, der am Ende den Kampf mit der Umwelt verliert. In der Hörspielfassung des DDR-Rundfunks aus dem Jahre 1985 begegnet man den Stimmen bekannter Schauspieler wie Michael Schweighöfer, Stefan Lisewski, Erik S. Klein wieder.
Ebenfalls eine Produktion des DDR-Rundfunks, aus dem Jahre 1989, ist die Hörspielfassung der Novelle „Die Regentrude“ (CD 7). Glühende Sommerhitze beherrscht das Land, weil die Regentrude eingeschlafen ist. Die beiden Verliebten Maren und Andrees machen sich auf die Suche nach ihr und müssen dabei einige Abenteuer bestehen. „Die Regentrude“ ist eines der schönsten Kunstmärchen der deutschen Literatur, in diesem Falle vorgetragen von Anette Straube, Jörg Schüttauf, Dietrich Körner und anderen.
Rund sechs Stunden Hörgenuss bietet die Edition – ein gelungener Auftakt zum Theodor-Storm-Jubiläum 2017. Lobenswert auch das 36-seitige Booklet mit vielen Informationen und dem berühmten Essay „Theodor Storm“ von Thomas Mann, der in Storm den Meister der Novelle sah und ihn damit vom Ruf des Heimatdichters („Husumerei“) befreite.

Theodor Storm: „Die große Hörspiel-Edition“. Der Hörverlag GmbH, München 2017, 7 Audio-CDs, 29,99 Euro.