20. Jahrgang | Nummer 13 | 19. Juni 2017

Medien-Mosaik

von bebe

Auch, wenn man es nicht glauben mag: Heute erlebt jede vierte Frau Gewalt in ihrer Partnerschaft. Körperlich kommt es zu Schlägen, Tritten, auch Mord. Kaum weniger schlimm ist die psychische Gewalt als Herunterputzen, Herabwürdigen und Erniedrigen vor anderen, durch Einsperren und Wegnehmen von Geld, Hinterherspionieren oder durch das Verbot, Freunde zu treffen. Trotzdem sprechen die Betroffenen darüber selten – aus Scham und Angst vor weiteren Repressalien durch den Partner oder Ex-Partner. Die Gesellschaft blendet Partnerschaftsgewalt allzu gern aus.
Nun versucht die taz-Journalistin Simone Schmollack mit ihrem neuen Buch „Und er wird es wieder tun“ die Schweigespirale zu durchbrechen. Sie ist der Beziehungsgewalt nah gekommen, hat nicht nur Betroffene nach ihren Schicksalen befragt, sondern zahlreiche Expertinnen und Experten, Polizistinnen bei Einsätzen begleitet. Sie war in Frauenhäusern und in Beratungsstellen. Ihre Recherchen hat sie außerordentlich lebendig aufgeschrieben, empathisch und dennoch mit der nötigen professionellen Distanz. Das alles ergibt ein Buch, das unbedingt gelesen werden sollte.

Simone Schmollack: „Und er wird es wieder tun“, Westend Verlag, Frankfurt am Main, 2017, 240 Seiten, 18,00 Euro.

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Kein Gebührenzahler kann verlangen, dass ein Radiosender den ganzen Tag seine Lieblingsmelodien spielt. Auch scheint es schwer möglich, eine gute Mischung zwischen den Musikstilen zu finden. Radio Brandenburg hatte es geschafft, wurde aber vor 20 Jahren durch das damals hippe Radio Eins ersetzt – kein wirklicher Grund zum Feiern! Seit es das Digitalradio gibt, kann sich jeder an anderen Anstalten orientieren. WDR 4 zum Beispiel bot speziell in der Schiene ab 20.00 Uhr und am Wochenende schon eher ein Programm, das den Hörern von Klassikern der Unterhaltungsmusik ein Zuhause gab – ein Alleinstellungsmerkmal! Seit Mai ist nicht wirklich Schluss damit, aber einige der am stärksten am Geschmack des Publikums von 50 plus ausgerichteten Sendungen wurden eingestellt. Dazu zählt die „Schallplattenbar“, die mit vielen interessanten Informationen Schlager der fünfziger bis achtziger Jahre im Programm hatte und dabei – anders als die Sender des RBB – auch keine Scheu vor ausführlichen Wiedergaben von Amiga-Titeln aus der DDR hatte. Auch die „Flimmerkiste“, die Filmmusik zu aktuellen Streifen ebenso berücksichtigte, wie die Erinnerung an Klassiker wurde eingestellt mit dem Hinweis, Kinoreminiszenzen würden gelegentlich ins Programm gestreut. Sollen meist ältere Hörer, die darauf warten, sich die übliche (gemäßigte) Pop-Berieselung antun, um auch für sie Interessantes zu erwischen? „Es geht darum, im Leben unseres Publikums ein möglichst unverzichtbarer Begleiter zu sein.“ Vielleicht zielt dieser Satz darauf ab, ältere Hörer ans Tagesprogramm zu binden. Jochen Rausch, auf der WDR 4-Homepage als „Zuständiger“ ohne Funktionsbezeichnung zitierter Programmmacher, sieht es so. Die „Schatzkiste“, in der Entdeckungen aus den WDR-Archiven der letzten 65 Jahre ausgegraben wurden: ersatzlos gestrichen. Auch das „Samstagskonzert“, in dem die Operette mit Titeln bis in die programmlich unterrepräsentierte Schellack-Zeit eine Hauptrolle spielte, wurde durch poppige Musik ersetzt. Immerhin gibt es sonntags (noch) einen Termin der heiteren Klassik, in dem verschämt auch schon mal ein Lehár-Titel gespielt wird.
Ist es an den WDR 4-, aber auch an den sonstigen Programmverantwortlichen vorbeigegangen, dass die Gebührenzahler heute nicht selten 70, 80, 90, ja sogar 100 Jahre alt werden? Die meisten von ihnen möchten das hören, was ihnen früher gefiel. Ihnen bleiben nur einzelne Sendungen auf hr4 und BRklassik. Ob diese Klientel allerdings auf der Suche nach besseren Programmen das Netz durchstöbert, darf bezweifelt werden.