20. Jahrgang | Nummer 4 | 13. Februar 2017

Antworten

Steve Bannon, Enfant terrible der Trump-Administration – Sie sind der Chefberater Ihres Arbeitgebers, mit Sitz im Nationalen Sicherheitsrat gar. Die rüde Antrittsrede Trumps soll ebenso Ihre Handschrift tragen wie das antimuslimische Einreiseverbot. Den hiesigen Medien gelten Sie als aggressiv, rechthaberisch, nationalistisch, klug, zum Äußersten entschlossen, mit Hang zu Tobsuchtsanfällen sowie tätlicher Gewalt gegen Frauen und als antisemitisch – so eine Zusammenstellung aus nur einem einzigen Zeitungsbeitrag.
Sie selbst sagen von sich: „Ich bin Thomas Cromwell am Hofe der Tudors.“ Das implizierte eine Gleichsetzung Trumps mit Heinrich VIII, der darob im Grabe rotieren dürfte. Allerdings ließ der seinen Cromwell, sechs Jahre nachdem er ihn zum königlichen Sekretär ernannt hatte, wegen Hochverrat und Ketzerei anklagen und hinrichten …

Slavoj Žižek, Selbstkritik Fordernder – Sie sagen, die Reaktion der Linken auf Trumps Wahl sollte sich nicht auf selbstgefällige moralische Entrüstung beschränken, sondern in harter Selbstkritik bestehen: Trumps Sieg gebe der Linken die einzigartige Chance, sich selbst zu erneuern. Und mahnen in der NZZ:
„Die Dringlichkeit der Lage ist keine Ausrede. Gerade wenn die Zeit drängt, muss man nachdenken. Wir sollten keine Angst haben, uns auf Marx zu besinnen: Bisher wollten wir unsere Welt zu schnell verändern. Nun ist die Zeit gekommen, sie selbstkritisch neu zu interpretieren und das linke Selbstverständnis zu hinterfragen.“ Wir hoffen auf offene Ohren der Linken.

Norbert Hofer (FPÖ), rechter Wiener Walzerfreund – Ihren Repräsentationsverpflichtungen konnten Sie sich auch heuer nicht entziehen. Als „Dritter Nationalratspräsident“ mieteten Sie für den „Wiener Akademiker-Ball“ am 3. Februar 2017 eine „Goldloge“ für fünf Personen zum Schnäppchenpreis von 1000 Euro. „Manchen gibt’s der Herr im Schlafe“, meint man da ein leichtes Grummeln im Hintergrund zu hören. Die 2800 Gegendemonstranten – alles Sozialneider! – waren in den Sälen der Hofburg nicht zu hören. Die wurden zum Schutze der 1500 Ballbesucher von 2800 Polizisten auf Abstand gehalten. Es haben halt noch nicht alle verstanden, dass diese von der FPÖ veranstaltete Fete nun rein gar nichts mehr mit dem „Wiener Korporations-Ball“ zu tun hat, dem die Hofburg-Betreibergesellschaft 2013 die Tore recht unwirsch verschloss. Natürlich half Ihre Partei seinerzeit uneigennützig und übernahm Ball und Mietvertrag, um „Studentenschaft, Bürgertum, Wirtschaft und Politik“ in Smoking beziehungsweise Uniform und langem Abendkleid zusammenzuführen. Ein Vernetzungstreffen der Rechten? „Aber gehn’s, meine Herrn – alles Walzer!“ Nur die Medien, wie immer und überall, nölten rum. Sie hätten die „Goldloge“ aus Steuergeldern, nämlich den Repräsentationsmitteln Ihres Amtes, bezahlt, teilte DIE PRESSE mit. Na und? Der beträgt doch sowieso nur schlappe 7674,24 Euro! Eine einigermaßen vergleichbare Loge beim Opernball kostet allein 11.500 Euro. Sie werden sich am 23. Februar wohl mit einem Tischerl für vier Personen begnügen müssen: Der kostet nur 1070 Euro plus 1560 für die Eintrittskarten. Und die Saison ist noch lange nicht zu Ende! Da Sie, wie Sie durchblicken ließen, unverdrossen nur „nach strikten Richtlinien des Parlaments“ herumrepräsentieren, werden Sie Ende des Jahres sicherlich ein verarmter Mann sein. Ihr Partei-Chef Heinz-Christian Strache war am 3. Februar nicht in der Hofburg zu sehen. Krankheitsbedingt, heißt es. Kein Wunder bei so viel Kosten und Missgunst!

Dr. Klaus Lederer, linker Kultursenator mit Bodenhaftung aus Berlin – Endlich sind Sie mit Ihrem Regierungschef Michael Müller (SPD) auf (fast) gleicher Augenhöhe, nämlich als frisch gekürtes Aufsichtsratsmitglied der Berliner Flughafengesellschaft. Für unsere Leser in Ozeanien: Das ist eine mit überbordender Fachkenntnis ausgestattete Truppe, die seit vielen, vielen Jahren versucht, einen Flughafen bei Berlin bauen zu lassen… Warum ein Kulturpolitiker in einem solchen Gremium sitzen muss? Lassen Sie sich doch bitte nicht von so blöden Fragen verunsichern, Herr Senator! Wir finden es gut, wenn in Berlin ein Kulturmensch endlich mal am Boden bleibt. Zumindest am BER. Vom „Willy-Brandt-Airport“ wird auch 2017 kein Flieger abheben. Den unfertigen Zustand hat er mit einer Baustelle gemeinsam, die in Ihre Amtszuständigkeit als Bedarfsträger fällt: die Staatsoper Unter den Linden. Auch die wird 2017 nicht fertig werden, wie Sie kürzlich inoffiziell einräumen mussten. Und 2018 sitzen Sie wieder auf der Oppositionsbank und können endlich wieder ungehindert alle geißeln, die weder einen Flughafen noch eine Oper fertigzustellen in der Lage sind. Die Reden haben Sie ja noch. Kleiner Tipp am Rande: Von Berlin braucht die Bahn bis zur polnischen Partnerstadt Warszawa derzeit fünf Stunden und 41 Minuten. Dort sollen Opernhaus und Flughafen funktionieren…

Steffen Mensching, tapferer Theaterintendant aus Rudolstadt – Sie ließen sich dieser Tage in Berlin auf eine Podiumsdiskussion mit dem verkrampften Titel „Gegen Rechts: Die Kunst, politisch Stellung zu beziehen“ ein. Dabei äußerten Sie einen ebenso banalen wie andernorts skandalerregenden Satz: „Bei uns kennt jeder jeden. Wir wollen die nicht aufgeben, die auf der anderen Seite stehen.“ Sie haben sich doch nicht etwa als heimlicher Wagenknecht-Anhänger outen wollen? Jeder gute Linke weiß doch, dass man mit „denen“ – also Leuten, die potenzielle AfD-Wähler oder noch Schlimmeres sind – nicht redet. Als guter Brecht-Kenner wissen Sie aber, dass es überhaupt nicht so einfach ist, „das Volk“ aufzulösen und ein anderes zu wählen. Wir möchten Sie in Ihrer Haltung bestärken.

Ralf Stegner, leicht eitler SPD-Vize aus Kiel – Sie betätigten sich jüngst als Frisur-Model. Ihre Frisörin wirbt nun mit Ihrem Konterfei für ihren Laden. Es gibt wahre Helden des Alltags!

Randy Crawford, Goldkehlchen – Sie gelten neben Ella Fitzgerald, Nina Simone, Aretha Franklin und Dee Dee Bridgewater zu den erfolgreichsten afro-amerikanischen Interpretinnen im Fach Jazz & Soul. Von Ihren 15 Solo-Alben zwischen 1976 und 2006 schafften es immerhin zwölf in den USA, in Großbritannien, Österreich, der Schweiz oder Deutschland in die Charts. Für „Secret Combination“ (1981) gab es zweimal Platin, für „Rich and Poor“ (1989) einmal Gold und für „Feeling Good“ (2006) noch mal Platin. Ein Platz unter den Unsterblichen im Pop-Olymp wäre Ihnen aber bereits sicher gewesen, hätten Sie lediglich den Song „Almaz“ (auf dem Album „Abstract Emotions“, 1986) eingespielt.
Am 18. Februar feiern Sie Ihren 65. Geburtstag, zu dem wir hier – so viel Aberglaube muss sein! – zwar nicht vorzeitig gratulieren, Ihnen aber doch versichern wollen, dass wir an diesem Tage auf Sie anstoßen werden!