19. Jahrgang | Nummer 5 | 29. Februar 2016

Antworten

Günther Oettinger, möglicher Retter der Nation – „Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen.“ Haben Sie das tatsächlich gesagt? In ihrem unnachahmlichen südwestdeutschen Singsang? Das wäre ja, lieber Günther (wenn wir zum Hamburger Du übergehen dürften) ein unwiederbringlicher Verlust für den gesamten anglo-amerikanischen Sprachraum! Doch abgesehen davon – wir hätten eine bessere Lösung. Werden Sie Volksheld! Denn wenn Sie ehrlich sind, davon träumen Sie doch, seit Sie als Provinzei die ersten Schritte getappert sind. Jetzt haben Sie die Chance: Machen Sie der Petry ein Angebot, das die nicht ablehnen kann – heiraten Sie die Dame. Bekochen Sie sie, bieten Sie ihr ein gemütliches Heim und alle anderen Finessen trauter Zweisamkeit. Mit einem Wort – holen Sie die Dame von der Straße! Das löste gleich mehrere Probleme und der Dank des Vaterlandes wäre Ihnen gewiss. Ihr Nachruhm würde den des tapferen Schneiderleins weit in den Schatten stellen. Das hatte zwar auch mit einem Streich – aber eben nur Fliegen…

Boris Palmer, Klartext-Redner aus dem Tübinger Rathaus – „Es sind nicht die Zeiten für Pippi-Langstrumpf- oder Ponyhof-Politik“, erklärten Sie dieser Tage. Mer stimme Ihne zu, natürlisch derfe de Bündnisgrüne das Verkünde deutlicher Ansache nich nur dem Seehofer-Horscht und dem Gauland aus Potsdam überlasse! Und besser hätte es die Klöckner-Julia auch nicht sagen können. Zur Erklärung für Nicht-Eingeweihte: Sie wollen die EU-Außengrenzen mit einem festen Zaun und bewaffneten Grenzern absichern. Die Waffen tragen reinen Symbolcharakter. Wer kommt denn schon auf die Idee, mit Maschinenpistolen schießen zu können?

Sauli Niinistö, realistischer Finne – Auf der jüngsten Münchener Sicherheitskonferenz fielen Sie bei einigen Polit-Kraftmeiern unangenehm auf: „Russland ist einfach da, vor unserer Tür.“ Wir meinen, wenn solch Realitätsvirus alle anderen europäischen Staatschefs befallen würden, dann könnte diesem Kontinent tatsächlich noch so etwas wie eine friedlichere Zukunft möglich sein…

Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher – Political Correctness an ihrem Ursprung sei eine gute Idee gewesen, befinden Sie. Denn: Als in den 1960er Jahren eine Menge junger männlicher US-Amerikaner aus dem ländlichen Süden in die Universitäten drängte, wäre es ganz normal gewesen, das Wort „Nigger“ mit einem gewissen Hautgout zu versehen. Doch was sich heute an US-amerikanischen Unis – und wir ergänzen: wenn sich das Phänomen auf diese beschränkte, müsste man kein Aufhebens davon machen – in dieser Hinsicht abspiele, zeige: „Es gibt keine gute Idee, der man nicht durch ihre Übertreibung jeden Sinn nehmen könnte.“ Da haben Sie leider völlig Recht. Wie wir gelernten DDR-Bürger in ganz anderen gesellschaftlichen Kontexten im Übrigen bereits vor Jahrzehnten erkennen mussten.

Christiane Schulte, Totalitarismus-Köter-Erforscherin – Chapeau! Im Februar vergangenen Jahres wiesen Sie auf einer Konferenz des „Center for Metropolitan Studies“ nach, dass die bösartigen Beißmaschinen der DDR-Grenzer direttamente Nachfahren von KZ-Wachhunden seien. Ihnen wurde daraufhin die Aufdeckung „weitreichender Kontinuitäten, […] was die Funktion der Hunde als Instrumente totalitärer Staatsgewalt“ betreffe, bescheinigt. Ganz folgerichtig erschien Ihr Aufsatz dann in der Zeitschrift des Dresdner „Hannah-Arendt-Institutes für Totalitarismusforschung“. Dumm nur: Die ganze Sache ist frei erfunden – und war als Satire gedacht. Auch Christiane Schulte ist eine Kunstfigur. Was man daraus lernen kann? Der größte Blödsinn erhält hierzulande die höchsten Weihen, wenn er nur politisch opportun ist.

Stanislaw Tillich, Radikalismus-Gegner aus Sachsen – „Ich habe Verantwortung übernommen und werde sie wahrnehmen“, erklärten Sie nach den jüngsten Ausfällen des Mobs in Bautzen und Clausnitz. Wir hören das mit Interesse. Wann treten Sie zurück?