von Holger Sudau
Will einer eine Reise tun, besorgt er sich im Vorfeld wichtige Landkarten und Reiseführer über sein bevorzugtes Ziel. Wanderruten werden mit den Mitreisenden geplant, die besten Gaststätten angestrichen und manch kultureller Höhepunkt herausgeschrieben. Manchmal gibt es in den Reiseführern zu klein geratene Bilder von der gerade beschriebenen Gegend und immer wieder sehr trockene Texte über Land und Leute. Man ist zufrieden und hofft, an Ort und Stelle noch etwas Material über die Stadt, das Gebirge oder den Wald zu bekommen, vielleicht sogar einen Bildband.
Wer sich im nächsten Jahr fest vorgenommen hat, das Sachsenland zu bereisen, dem sei ein verdammt dickes Buch aus dem Aufbau Verlag ans Herz gelegt. „Nischd wie hin“ ist nicht einfach nur ein zu dick geratener Reiseführer, sondern eher ein Lesebuch für den Lese- und Reisehungrigen. Zwei bekannte Kabarettisten, Schauspieler und Autoren haben sich für dieses Buch zusammen getan, um ihre Heimat Sachsen gebührend zu würdigen. Das Buch dazu ist wohl geraten, denn es gibt neben schönen bunten Fotos auch historische Aufnahmen und einige Zeichnungen des Cartoonisten Ulrich Forchner.
Geschrieben haben dieses herrlich aussagekräftige Buch Bernd Lutz Lange und Tom Pauls. Der eine geboren in Zwickau, der andere in Leipzig. Eben waschechte Sachsen mit Hang zu Humor und Freundlichkeit.
Nach einer Gärtnerlehre gründete Lange das immer noch aktive Kabarett „Academixer“ und trat außerdem mit Gunter Böhnke in den größten Hallen und Sälen der Republik auf. Inzwischen liegen von ihm jede Menge Bücher vor, die sich mit dem Leben vor der Wende und mit seiner Kindheit beschäftigen. Unvergessen und immer noch zum Lesen bestens geeignet: „Magermilch und lange Strümpfe“, „Mauer, Jeans und Prager Frühling“ sowie „Davidstern und Weihnachtsbaum“.
Sein Buchpartner Tom Pauls ist vielen Fernsehzuschauern als Ilse Bähnert bekannt. Gemeinsam mit Uwe Steimle zog er auf dem MDR so manchen Kleingeist gehörig durch den Kakao. Immer wieder steht er in Dresden auf den Brettern, die die Welt bedeuten, oder spielt in Kulturhäusern mit dem Zwinger Trio Melodien, die das Leben schrieb. Nun begrüßt Pauls seine Fans gar in seinem eigenen Theater, das er in Pirna eingerichtet hat. Aber Achtung, die Veranstaltungen sind bisher immer ausverkauft.
Da beide Autoren tief mit dem sächsischen Land verwurzelt sind, musste es jetzt ein Buch über dieses Bundesland sein. Sie schreiben vergnügt, kundig und gut aufgelegt über ihre Lieblingsorte. Da gibt es Berichte über reizvolle Landschaften, alte Gemäuer und noch ältere Schlösser und auch mal über von den Touristen übersehene Kleinodien. Natürlich erklären sie witzig das Blaue Wunder in Dresden, die wunderbaren Dome in Zwickau und Freiberg und natürlich das gerade wieder in der Presse erwähnte Völkerschlachtdenkmal.
Da der Mensch auch essen und trinken muss, gibt es in Sachsen fast versteckte Cafes, Gaststätten mit herrlichen sächsischen Gerichten und Kneipen, die man immer wieder besuchen muss. Wer gerne durch Deutschland reist, der sollte unbedingt nach Sachsen kommen und sich im Vorfeld an diesem Text- und Bildband orientieren. Jeder wird „angefixt“ und kommt dann immer wieder nach Dresden, Leipzig, Freiberg, Zwickau und Radebeul.
Bernd-Lutz Lange / Tom Pauls: Nischd wie hin: Unsere sächsischen Lieblingsorte, Aufbau Verlag, Berlin 2013, 312 Seiten, 29,99 Euro.
Schlagwörter: Bernd-Lutz Lange, Holger Sudau, Sachsen, Tom Pauls