von Manfred Orlick
„Mein Name ist Bond. James Bond“ – diese zwei kurzen, ja abgehackten Sätze sind seit fünfzig Jahren Kult. Am 5. Oktober 1962 wurde der Action- und Agentenfilm „James Bond jagt Dr. No“ von Regisseur Terence Young in Großbritannien uraufgeführt. Der damals 32-jährige Schotte Sean Connery verkörperte den smarten Geheimagenten mit der Nummer 007 im Dienst Ihrer Majestät.
Damals ahnte noch niemand, dass der Film der Start zur erfolgreichsten Serie der Kinogeschichte werden würde. Seitdem kämpft der berühmteste Geheimagent der Welt, der stets die neueste Waffentechnik und die Lizenz zum Töten hat, gegen das Böse der Welt in Form von Superschurken, Verbrechern oder Terroristen.
In seinem ersten Fall beordert der britische Geheimdienst MI6 James Bond nach Jamaika. Man vermutet, dass ein gewisser Dr. No, ein mysteriöser Chinese, von seiner hermetisch abgeriegelten Insel aus die Raketenstarts in Cap Canaveral zu stören versucht. Wie Bond bei seinen Ermittlungen feststellt, hat der machtgierige Wissenschaftler tatsächlich ein atomtechnisch hochgerüstetes Labor auf seiner Insel, doch er verfolgt noch ein ganz anderes Ziel: die Erringung der Weltherrschaft.
Trotz seines gefährlichen Auftrags findet Bond – wie auch in seinen späteren Filmen – aber auch noch genügend Zeit, die Gesellschaft von atemberaubend schönen Frauen zu genießen. In dem Auftaktfilm ist es die verführerische Muscheltaucherin Honey, gespielt von Ursula Andress. Ihr Filmauftritt, wo sie in ihrem legendären weißen Bikini dem Meer entsteigt, machte sie weltberühmt. Im Januar 1963 kam James Bond dann zum ersten Mal in die deutschen Kinos und spielte hier allein 14 Millionen DM ein.
Als James Bond 1962 den gefährlichen Dr. No jagte, war die Figur des britischen Geheimagenten allerdings schon zehn Jahre alt. Bereits 1952 hatte der britische Schriftsteller Ian Fleming (1908-1964) die Romanfigur erfunden – natürlich während eines Winteraufenthaltes auf Jamaika. Wie Fleming später bekannte, sei er auf die James-Bond-Idee eher zufällig gekommen, weil er etwas literarische Abwechslung nötig hatte.
Wie es der Zufall weiter wollte, hatte der Ornithologie begeisterte Fleming gerade ein Fachbuch des amerikanischen Vogelkundlers James Bond gelesen. Außerdem konnte er seine Kriegserfahrungen im Nachrichtendienst und seine umfangreichen Geheimdienstkenntnisse in die Romanserie einbringen. Und für Bonds Code-Nummer 007 verwendete er einfach einen Teil einer Postleitzahl aus einem Gebiet nahe Washington. So einfach entstehen mitunter große Ideen!
Flemings aktionsreiche Romane waren in den 1950er-Jahren ein großer Erfolg. Bereits hier war James Bond schon der tadellos gekleidete Geheimagent, dazu Frauenverführer und Autonarr. Die literarische Figur war jedoch nicht so charmant wie der Film-Bond, diese Charaktereigenschaft legte er sich erst mit seiner Filmkarriere zu.
Ian Fleming und auch die Produzenten glaubten zunächst nicht an einen durchschlagenden Cinema-Erfolg oder gar an den Beginn einer langen Filmserie, doch dann spielte der eine Million Dollar teure Film das 60fache seiner Kosten ein. Das lag sicher auch an Sean Connery, der mit seiner Coolness und der britischen Eleganz die Idealbesetzung für die Hauptrolle war.
Insgesamt sieben Mal spielte der Schotte den verführerischen Geheimagenten. Innerhalb von neun Jahren folgten fünf weitere Bond-Filme, die eine regelrechte Bondmania auslösten und Connery zu einem weltweit gefeierten Superstar machten: „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963), „Goldfinger“ (1964), „Feuerball“ (1965), „Man lebt nur zweimal“ (1967) und „Diamantenfieber“ (1971), wobei „Goldfinger“ (mit Gert Fröbe in der Titelrolle des fiesen Auric Goldfinger) von vielen Fans als der beste Bond-Film angesehen wird. Der Streifen fand auch Eingang ins Guinness-Buch der Rekorde – als der am schnellsten Geld bringende Film aller Zeiten. Innerhalb von nur zwei Wochen hatte er damals sagenhafte 2,9 Millionen US-Dollar eingespielt. Auch weltweit klingelten die Kinokassen: Insgesamt kamen etwa 124 Millionen US-Dollar zusammen.
Auch Bond-Film Nummer vier, „Feuerball“, war ein durchschlagender kommerzieller Erfolg, der das Publikum vor allem mit seinen spektakulären Unterwasser-Actionszenen begeisterte. Ein New Yorker Kino spielte den Thriller sogar rund um die Uhr, um den Besucherandrang zu bewältigen.
Nach „Diamantenfieber“ quittierte Connery schließlich seinen Dienst beim MI6, er wollte als Schauspieler nicht allein auf die James-Bond-Rolle reduziert werden. 1983 schlüpfte er allerdings in „Sag niemals nie“ nochmals in die Rolle des Geheimagenten 007. Doch dieser Film gehört nicht zu den offiziellen Bond-Filmen; er ist vielmehr ein Remake des Bond-Klassikers „Feuerball“.
Nach einem kurzen Intermezzo des australischen Schauspielers George Lazenby in „Im Geheimauftrag Ihrer Majestät“ (1969) übernahm Roger Moore schließlich die Rolle des James Bond, den er in sieben Filmen verkörperte – vom Debüt „Leben und sterben lassen“ (1973) bis zu „Im Angesicht des Todes” (1985). Dieser James Bond der 70er und 80er Jahre mit einem stilvollen und eleganten Auftreten war nicht nur ein würdiger Nachfolger Connerys, er führte die Filmserie auch weiter von Erfolg zu Erfolg.
Erst im Alter von 58 (!) Jahren hängte Roger Moore seine Kino-Lizenz zum Töten schließlich an den Nagel. Es folgten bis heute Timothy Dalton (zweimal), Pierce Brosnan (viermal) und Daniel Craig (ab Herbst dreimal). Sie alle liebten und lieben schnelle Autos, schöne Frauen und einen Martini – natürlich geschüttelt, nicht gerührt.
Apropos Frauen: Neben den halsbrecherischen Verfolgungsjagden und dem coolen Titelheld gab es seit fünfzig Jahren auch immer die spannende Frage „Wer wird das nächste Bond-Girl?“ Egal ob gut oder böse – die Bond-Girls waren immer, wenn dieser politisch vielleicht nicht ganz korrekte Begriff an dieser Stelle einmal gestattet sei, eine Augenweide: von Ursula Andress über Jane Seymour, Britt Ekland, Kim Basinger, Sophie Marceau, Halle Berry bis zu demnächst Naomie Harris und Bérénice Marlohe. Nicht zuletzt aus diesem Grund hofft Bonds globale Fan-Gemeinde inständig, dass auf den smarten Geheimagenten ihrer Majestät das abschließende melancholische Urteil Hermann Hesses über das Lebensalter des Mannes nicht zutreffen möge: „Von der Wiege bis zur Bahre / sind es fünfzig Jahre.“
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