15. Jahrgang | Nummer 16 | 6. August 2012

Antworten

Philip Rösler, Liberalissimus – „Ich vertrete die Auffassung, du kannst alles sagen, was du denkst, wenn du denkst.“, haben Sie mutig dem Deutschlandfunk geantwortet. Uns fällt da – aus welchen Gründen auch immer – ein alter, aber doch ziemlicher philosophischer Schlagertitel ein, der da lautet: „Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst …“

Imke Duplitzer, als deutsche Degenfechterin bei Olympia in London – Sie wünschen sich öffentlich, dass Olympia wieder zu seiner ursprünglichen Idee zurückfinde. „Dabei sein ist alles“ habe aber (auch) Ihrer Erfahrung nach „seine Bedeutung längst verloren, der sportliche Wettkampf ist zum Alibi für die Show geworden“. Mit Blick auf die mediale Inszenierung, die stetige Kommerzialisierung mit ihrer Fixierung auf Werbeverträge und Geld sowie angesichts gehäufter Bestechungsskandale folgern Sie: „Olympische Spiele sind eine Verkaufsshow mit angeschlossener Rummelbude.“ Ach, Coubertin, wie haben Ihre Nachfolger doch Ihre Idee zuschanden geritten …

Stan Weatherford, Pastor der First Baptist Church in Crystal Springs im US-Bundesstaat Mississippi – Wir haben keine Ahnung, ob Sie davon ebenso perplex waren wie wir, die wir zumindest den Offizialrassismus in den USA für leidlich überwunden hielten: Das Aufgebot eines Paares, von Ihnen getraut zu werden ist von Mitgliedern Ihrer Gemeinde mit dem Hinweis verhindert worden, dass es sich um Schwarze handele. Da dieser Umstand in Gottes eigenem Land nun aber wenigstens Kritik hervorgerufen hat und nicht schon wieder den Ku Klux Klan, besteht aber trotz unsäglicher Beschämung irgendwie noch Hoffnung – hoffentlich.

Nasir al-Madschid, saudi-arabischer Blogger – Nach mehr als einem Jahr sind Sie aus einer Haft entlassen worden, für die es in Ihrem, dem Westen freundschaftlich und fest verbundenen Land nie eine offizielle Begründung gegeben hat, wobei Sie aber wohl mit einer schiitischen Demonstration für Religionsfreiheit und politische Liberalisierung im östlich gelegenen Khobar in Verbindung gebracht worden sind. Schön, dass auch deutsche Medien Ihre Freilassung vermelden. Wären Sie allerdings Chinese und hätten im Reich der Mitte wegen etwa gleicher Vorwürfe im Gefängnis gesessen, wäre Ihnen hierzulande viel mehr und permanente Aufmerksamkeit zuteil geworden. Damit werden Sie und Ihresgleichen aber wohl warten müssen, bis auch in Saudi Arabien eine Kommunistische Partei regiert.

Om Yun Chol, erster Goldmedaillengewinner Nordkoreas in London – Mehr als das Dreifache Ihres Körpergewichts stemmend, haben Sie nicht nur eine Goldmedaille im Gewichtheben gewonnen, sondern auch noch den olympischen Rekord Ihrer Disziplin gebrochen. Und für Ihre große Leistung hatten Sie gleich auch eine sehr nachvollziehbare Erklärung parat. Mit Bezug auf den verstorbenen Staats- und Parteichef Kim Jong Il äußerten Sie: „Ich glaube, er hat auf mich aufgepasst. Es ist nur wegen ihm passiert.“ Dass trotz solch’ himmlischer Fürsorge nicht alle Olympiasiege an Nordkorea gehen, können wir uns nur damit erklären, dass Fairness zeit Lebens zu den überragenden Tugenden des großen Führers gehörte und er natürlich weiß, dass keine andere Nation einen derartigen Schutzengel hat.