15. Jahrgang | Nummer 9 | 30. April 2012

Antworten

Volker Kauder, Unions-Fraktionschef – „Der Islam ist nicht Teil unserer Tradition und Identität in Deutschland und gehört somit nicht zu Deutschland“, haben Sie uns via Passauer Neue Presse wissen lassen. Und haben in einer dialektischen Volte sonders gleichen ergänzt: „Muslime gehören aber sehr wohl zu Deutschland. Sie genießen selbstverständlich als Staatsbürger die vollen Rechte.“ Da wird es, wenn der Islam nicht zu Deutschland gehört, sich wohl um atheistische Muslime handeln, von denen Sie reden. Es sei denn, es gibt derweil auch schon christliche Muslime, die dann ja wohl sogar Chancen in Ihrer Partei haben müssten. Man weiß ja so wenig …

Adam Greenfield, IT-Visionär – In einem Spiegel-online-Interview bereiten Sie uns schon mal auf eine Zukunft vor, die ja längst begonnen hat: die permanente Überwachung und Vermessung unser selbst durch immer ausgeklügeltere, besser gesagt perfidere, Elektronik. Ihr realitätsaffiner Kommentar dazu: „So oder so: Aufhalten lässt sich die Technik nicht. Es wird immer günstiger, Daten zu erfassen und zu übertragen. Nach und nach wird jedes Kleidungsstück, jeder Laternenpfahl und jede Hausfassade ans Internet angeschlossen sein…“ Dass auch IT also in die Hose gehen kann, verbleibt immerhin als Resthoffnung.

Carsten Kühl, SPD-Finanzminister von Rheinland-Pfalz – wie wir dank Ihrer wissen, wollen SPD-regierte Länder die Wiedereinführung der Vermögenssteuer auf die Tagesordnung setzen. Ganz abgesehen davon, ob das lediglich geschieht, um im Wahlkampf populistisch Punkte sammeln zu können: Haben Sie nicht auch ein wenig Schiss davor, dass solch ein Vorschlag – sagen wir mal: durch ein Wunder – durchkommen könnte? Wer von den Betroffenen würde denn dann noch mit den Sozialdemokraten spielen? Oder wollen die Sozialdemokraten ernsthaft wieder sozialdemokratisch werden?

Richard Meng, nichtssagender Pressesprecher des Berliner Senates – Jüngst auf der wöchentlichen Senatspressekonferenz von Kollegen gebeten doch bitte das Mikrofon anzuschalten reagierten Sie vielsagend: „Das hilft Ihnen auch nichts. Ich werde nichts sagen, was sie bringen können.“ Respekt! Das war doch mal eine klare Ansage. Sonst lässt Ihresgleichen immer ganze Kaskaden wortreicher Null-Aussagen auf die armen Journalisten herabprasseln. Ihre Haltung ist da konsequenter. Weil: Was der Herre tut ist wohlgetan und geht das tumbe Volk gleich gar nichts an!

Anders Fogh Rasmussen, NATO-Generalsekretär – „Wir haben nicht die Absicht, im Iran einzugreifen“, ließen Sie im jüngsten Cicero mitteilen. Einmal abgesehen davon, dass unsereins misstrauisch wird, wenn jemand mitteilt, er habe nicht die Absicht… – hätte das nicht heißen müssen: „Wir haben nicht den Absicht den Iran anzugreifen“? Voller Vertrauen in die Lernfähigkeit selbst von NATO-Strategen vermuten wir einen Übersetzungsfehler der Redaktion. Oder bereitet da gerade jemand ganz heftig einen „persischen Frühling“ vor und Sie stellen sich nur darauf ein, mal wieder ein Massaker zu verhindern, wie Sie den Libyen-Krieg ihrer „zeitgemäßen Organisation“ im selben Atemzuge bewerteten?

René D., Leser – Sie fragen an, wie es der Redaktion immer wieder gelinge, so überaus interessante, breit gefächerte Ausgaben zustandezubringen. Gern verraten wir das Geheimnis zwar nicht, aber treue Leser haben ja durchaus ein gewisses Anrecht auf einen Blick hinter die Kulissen. Also – wir halten es einfach wie Schaubühne– und Weltbühne-Gründer Siegfried Jacobsohn und kommunizieren Ziel führend, wie das heut’ zu schön heißt, mit unseren Autoren. Etwa wie Jacobsohn an einem Sonntag (26. April 1926; apropos: An diesem Tage wurde Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt.) an Kurt Tucholsky (seinerzeit in Paris ansässig): „Ich besitze noch von Panter – 1 großen, 0 kleine, Wrobel – 1 großen, 0 kleine, Hauser 0 großen, 0 kleine, Tiger – 1 (.) Das ist ein bißchen wenig. Ich rechne also darauf, spätestens Freitag früh eine wohlassortierte Sendung zu empfangen.“ Und frotzelnd fügte Jacobsohn hinzu. „Der Sinn meines Blattes ist, daß es fast nur Beiträge enthält, die nirgends sonst stehen könnten.“