14. Jahrgang | Nummer 21 | 17. Oktober 2011

Wenn Worte reden könnten

von Jochen Malmsheimer

Der „Satz“, die angesagteste Kneipe der gesamten Grammatik, war wieder einmal rappelvoll.
Unter der Woche trafen sich die Satzglieder, Wortarten und Partikel gerne im „Dativ“ oder in der „Ausnahme“, am Wochenende jedoch war der „Satz“ die einzige Möglichkeit, sich angemessen zu amüsieren.
Laute Rockmusik dröhnte aus den unter der rauchgeschwärzten Decke angebrachten Boxen, die Atmosphäre war stickig, schweiß- und bierdunstgeschwängert, tabakrauchgesättigt und nur noch bedingt atembar. Alle Tische waren besetzt, vor dem Tresen standen die Worte in Dreierreihen und warfen dem Wirt, einem stämmigen präpositionalen Ausdruck in schmuddeligem Karohemd, lautstark ihre Bestellungen zu, während zierliche studentische Hilfsverben mit übervollen Tabletts durch die Umstehenden zirkelten und die Tische, sowie die beiden Hinterzimmer versorgten.
Der Bierverbrauch war rauschorientiert und damit beeindruckend, auch Getränke mit höherer Oktanzahl wurden in ungewöhnlich hohen Dosen ausgeschenkt und kraftvoll konsumiert.
Nur die Semikola bestellten Coca.
In einer Ecke knutschten völlig selbstvergessen einige Satzteile in inniger relativischer Verschränkung, gegenüber aber, am Stammtisch, ging es hoch her.
Am unteren Ende der langen Tafel lümmelten die Laute, allen voran die Vokale, die Unmengen Bier tranken, dabei natürlich immer betrunkener wurden und sich mit einigen Konsonanten, vorzugsweise mit dem Laterallaut L, verbrüderten, um gemeinsam zu lallen.
P, B, T, D, K und das gutturale G, die Verschlusslaute, so genannt, weil man, so man sie spricht, die Luft für kurze Zeit am Ausströmen hindert, hielten gemeinsam die Luft an, bis sie rot anliefen, produzierten laufend und im Sitzen unanständige Geräusche unter der Tischplatte, blubberten mit vollem Mund oder rülpsten haltlos und schlugen sich dabei vor lauter Vergnügen auf die Serifen.
Die Nasalen M und N sprachen affektiert dazwischen, schnäuzten sich lauthals, schauten ins Taschentuch und verglichen die Ergebnisse. Die Reibelaute, allen voran das S, rieben sich an allen und versuchten unter dem Tisch mit einem harten und einem weichen Konsonanten, die so betrunken waren, dass sie nichts mehr merkten, in der Art eines steinzeitlichen Holzbohrers Feuer zu machen, die Rauchentwicklung war beachtlich, wurde aber einem Sprenglaut zugeschrieben, der, während er über die erste germanische Lautverschiebung räsonierte, vor Erregung detoniert war.
Das F tat sich, alle Geschmacksgrenzen außer Acht lassend, mit einem bierseligen P zusammen und versuchte, einen Affrikaten zu bilden, als sich dann aber beide zusammen aussprachen entstand nur ein lauwarmer Speichelnebel, der die Umgebung nässte, die Atmosphäre in die eines Tropenhauses verwandelte und einige zartbesaitete Diphthonge, wegen des dabei entstehenden Flatulenzgeräusches, zum Sitzplatzwechsel nötigte. Alle bildeten in dampfender Promiskuität wahllos Silben und scherten sich weder um Laut noch Klang.
An den Längsseiten des Tisches machten sich die Wortarten breit. Es wimmelte von Verben, Adjektiven, Substantiven, Präpositionen und Konjunktionen, dass es eine Art hatte.
Die Verben, zumal die jüngeren, waren zwanglos im lässigen Infinitiv erschienen, während die Älteren, gebeugt, meist im knitterigen Imperfekt oder, noch schlimmer, in einem ungepflegt wirkenden Plusquamperfekt gekommen waren, mit Eiresten auf dem Revers und Schuppen auf den Schultern, offensichtlich unfähig, sich noch um sich selbst zu kümmern. Das Verbum „häckseln“ etwa saß in der scheußlichen Verfassung des „er, sie, es war häckseln gewesen“ im Kreise seiner drei übel gelaunten Personalpronomina, die hinter seinem „K“ ungeniert Grimassen schnitten, und der beiden bereits beeindruckend betrunkenen Stammformen des Hilfsverbs „sein“, nämlich „war“ und „gewesen“, die erfolglos versuchten, sich gemeinsam und ohne ihr Hauptverb in ein Passiv zu setzen, aber ständig, zu Ihrem nicht geringen Missvergnügen, im Futur oder auf der Schnauze landeten.
Daneben saßen die Modalverben „dürfen, können, mögen, müssen, sollen und wollen“, die sich für etwas besseres hielten, als die restlichen Verben, weil sie „modal“ mit „mondän“ verwechselten, die Modalverben also tranken und plapperten munter durcheinander. Um den Tisch herum tobten die Verben der Bewegung, verschütteten Getränke und verglichen ihre Zeiten.
Das Lokal war sehr voll.
Das lag auch daran, dass, sobald ein Wort gesprochen war, sich dieses mit einem leisen Ploppen innerhalb der Gesellschaft materialisierte und lauthals nach Getränken verlangte, um damit sofort seinerseits wieder Worte zu bilden. Worte, die aber nach etwa zwei Minuten nicht wieder im Gespräch auftauchten, wurden durchsichtig und verwehten wieder, so dass der Laden nicht vollständig aus den Nähten platzte.
Allerdings bedeutete das für den Wirt, keine Deckel anzulegen, sondern sofort kassieren zu lassen, wer wusste schon, wann welches Wort wieder ausgesprochen würde und wie lange es darob im Laden verblieb.
„Na, wie läuft’s so?“ fragte das Hauptwort „Globalisierung“ das neben ihm sitzende Adjektiv „mürrisch“.
„Platz da!“ schrie das sich darauf sofort materialisierende „läuft’s“ , bevor das „mürrisch“ auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte und rempelte, gekrönt von seinem nach allen Seiten winkenden Apostroph, in Richtung Tresen, während das „na“, das „wie“ und das „so“ in Richtung Toilette wuselten und das Komma mit Anführungsstrichen und dem Fragezeichen in Richtung Hinterzimmer strebte, wo die Satzzeichen mit freiwilligen Bindestrichen auf eine Dartscheibe warfen.
Das „mürrisch“ zuckte nur mit „m“ und „h“ und lächelte müde, entgegnete aber nichts, es wollte eine neuerliche, ungewollte Wortbildung verhindern.
Die „Globalisierung“ grinste verständnisinnig und wandte sich wieder ihrem Getränk zu.
Nebendran waren einige Substantive in eine erregte Diskussion verwickelt.
„Ich hasse meinen Artikel, ich hasse ihn, ich hasse ihn! Nirgendwo kann man hingehen, nie ist man alleine, selbst beim Sex sitzt er auf der Bettkante, es ist zum Aus-der-Haut-fahren!“
Das Hauptwort „Holzhammer“ zitterte vor Erregung. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ohne diesen beschissenen „der“ aus dem Haus war, wahrscheinlich seit Einführung der Vokale nicht mehr, verdammter Dreck!“
„Wer hat sich Vokale eingeführt?“ wollte sein Artikel wissen, der schwerhörig und trotz der auf ihn niederprasselnden Beschimpfungen gänzlich ungerührt neben ihm saß und Tee mit Rum trank, kaum Tee, viel Rum, eigentlich nur Rum, aber aus einem Teeglas.
„Halt’s Maul!“ raunzte „Holzhammer“, „hau ab, ‚Morgenröte’ an Tisch vier braucht einen Genitivartikel.“
In einer Ecke und der dritten Person Singular Präsens Indikativ stand unglücklich das Verbum „bilden“. Es hatte, als „bildet“, im Suff sein „L“ verloren und sah sich nun als „Bidet“ dem Spott der Anderen ausgesetzt. Sein „L“ hatte sich mit zwei anderen Buchstaben des gleichen Lautwertes, einem desorientierten „U“, einem rüpelhaften „E“, einem „R“ und einem volltrunkenen „N“ zu „lullern“ zusammengetan und war auf der Toilette verschwunden.
„Verdammte Zwangsartikelei!!“ brüllte „Holzhammer“ wieder, „im Englischen, alles viel einfacher, ein Artikel, man muss sich nicht in jedem Fall wieder an einen neuen gewöhnen, der einem vor dem ersten Buchstaben herum stolpert!!“
Andere Hauptwörter pflichteten im bei.
„Genau, ganz richtig, wenn schon Artikel, dann nachgestellt und mal im Wochenrhythmus wechseln!“
„Ich will ein „die“!“ röhrte der „Atlas“, „sofort!!“
„That’s right!“ lispelte das „the“, welches im Zuge eines akademischen Austauschprogramms in der Grammatik weilte und sich große Portionen Gin auf das „H“ schüttete.
„Fresse!“ giftete „Holzhammer“ genervt zurück. Er hasste zwar seine Artikel, war aber durch und durch deutsch-lingual und die Anwesenheit ausländischer Worte war ihm ein Dorn im „O“.
„Undifferenzierter Lauthaufen, englischer!“ schnauzte er in sein Glas, hieb wütend mit „-hammer“ auf den Tisch und steckte sich eine Zigarette in’s „Holz-“. Der Lärm schlug über ihm und seiner Trübsinnigkeit zusammen und er grübelte noch einige Sekunden fruchtlos über der Frage, was in drei Teufels Namen, seinen Artikel so bestimmt auftreten ließ, den einer Tasche hingegen so angenehm unbestimmt, als urplötzlich die Unterhaltung abbrach, selbst die Musik erstarb und für einen Moment war nur das Geräusch der wieder zufallenden Tür zu hören.
Alles blickte zum Eingang.
Selbst am Tisch der Siechen und Schwerbeschädigten drehte ein kriegsblindes Gerundivum, an den Mitarbeiter von „Silben auf Rädern“, einen Konjunktiv II gelehnt, den Kopf in diese Richtung und lauschte.
In der Tür stand das Wort „Oachkatzlschwoaf“. (!)
Namenlos Entsetzen.
Eigentlich musste es „namenloses Entsetzen“ heißen, aber vor lauter Grauen hatte das Adjektiv „namenlos“ vergessen, sich durch die Endung -es auf „Entsetzen“ zu beziehen. Wie erstarrt standen beide beziehungslos im Raum und wurden doch von allen verstanden.
Niemand bildete ein Wort.
Ein Backslash slashte back und sank geräuschlos an der Wand zu Boden. So etwas Grässliches hatte keiner der Anwesenden seit Wortgedenken gesehen.
Plötzlich bildeten alle gleichzeitig Laute, Worte, laute Worte, Fragen, Sätze, Fragesätze:
„Was ist passiert?“
„Wie scheußlich!“
„Ist das ansteckend?“
„Ich will raus, wo ist mein Pronomen?“
„Gehen sie doch von meinem Objekt!“
„Das ist mein Perfektstamm!“
„Nehmen sie ihre Silben aus meinem Vokal!“
„Und sie ihren Bindestrich aus meiner Parenthese!!“
„Raus, raus!“
„Wer hat ‚raus’ gerufen? Ich komme!“
„Reduplizieren sie sich doch woanders!“
„Wie konnte das passieren?“
„Erzähl‘ schon!“
„Kann mal einer die Wortbildung abschalten, wer weiß, welche Ausdrücke er benutzt!“
„Ja, abschalten, sofort abschalten!“
Als immer mehr Wörter verlangten, die automatische Wortbildung abzuschalten, was sonst nur bei geschlossenen Gesellschaften vorkam, wo man ganz unter sich sein wollte, öffnete der Wirt den Sicherungskasten im Rückraum des Tresens und legte einen alten roten Kippschalter um, sofort verschob sich die Atmosphäre ein wenig, das Licht wurde um ein oder zwei Lux dunkler und das ständige Ploppen der Wortneubildung erstarb. Die Worte, Silben, Buchstaben und die Satzzeichen, die nicht von der letzten Partie in der Dartscheibe steckten, bildeten einen Kreis um das verunstaltete Wort und forderten es lautstark auf, zu erzählen.
Das Exwort sprach zittrig und wie nach schwerster syntaktischer Anstrengung: „Ihr kanntet mich als ‚Eichhörnchenschwanz’!!“
Alle Umstehenden: „Ja, ja,… als was?“
„Eichhörnchenschwanz!“
„Als Eichhörnchenschwanz, aber wie konnte es zu … Oachkatzlschwoaf!?“
Der Wortzombie konnte noch lautlos den Begriff „Dialektpresse“ formen, dann gaben seine Buchstaben nach und er sank bewusstlos auf den Boden, ein Finalsatz goss ihm etwas Wasser auf den Anfangsbuchstaben, um ihn wieder zu beleben, doch dieses Bemühen ging im jetzt einsetzenden Tohuwabohu unter.
„Nein, nein, um Grimms Willen, eine Dialektpresse, hier in der Nähe…!“
Alles redete wild durcheinander.
„Was, Ühii!, ist ein Dialekt !?“ wollte ein Prozentzeichen mit Schluckauf wissen.
Eine adverbiale Bestimmung der Zeit antwortete: „Dialekt wird immer dann gesprochen, wenn’s physisch oder mental zur Hochsprache nicht reicht, es ist Code!“
„Code, kann man das nicht auch Ühii! netter sagen?“
„Nein, Code, das trifft die Sache im Kern!“
„Ah-hühii! Und was ist dann Dia-lek-tik?!“
„Das ist eine Persönlichkeitsstörung, die den Träger zwingt, an Photos zu lutschen.“
„Ah-hühii! Und was, im Namen der dreifaltigen Ühii! Grammatik, ist eine Dialektpresse?“
„Ihr Satzzeichen habt damit, Duden sei Dank, keine Probleme. Eine Dialektpresse ist eine Maschine, die die Wörter der Hochsprache, nachdem man sie auf der Zuführlade festgebunden hat, unter Einsatz eines zentnerschweren Gewichtes in vorher einstellbare Dialektformen presst. Dabei werden die Worte natürlich bis in ihre kleinsten Bestandteile aufgebrochen und irreparabel geschädigt. Du siehst ja, was aus einem unscheinbaren Wort, wie Eichhörnchenschwanz unter Einsatz der Dialektpresse in der Einstellung ‚Oberbayrisch’ werden kann: ‚Oachkatzlschwoaf’!! Entsetzlich, das kriegt nicht mal mehr ‚ne Fachwerkstatt wieder hin.“
„Grässlich!! Kann man nichts dagegen tun? Ühii!“
„Nein, wenn in irgendwelchen Bergvolkdialekten Wortmangel herrscht,
weil die Vertreter alles weggesprochen haben, was, Grimm sei gepriesen, nur selten vorkommt, dann ziehen marodierende Dialektpresser durch die Grammatik, schanghaien unvorsichtige Wörter und stopfen sie in ihre Presse. Selten, dass mal jemand entkommt.“
Alle schauten auf „Oachkatzlschwoaf“, der in eine stabile Seitenlage gebracht worden war und bayrisch grunzte. („Mei Voter hob i derschlong, mei Muada hob i derschlong un wennst ni die Maui höist, derschlog i di a!“)
Die Umstehenden wandten sich angeekelt ab.
„Mauii liegt doch auf Hawaii…“ bemerkte eine vorwitzige adverbiale Bestimmung des Ortes, die hier noch niemand gesehen hatte.
„Halt‘s Maul!“ schnauzte eine Silbe in ungewohnt mehrsilbiger Art.
„Was wird aus solchen Dialektopfern?“ fragte ein Interrogativpronomen.
„Wenn sie erst einmal gesprochen wurden, ist alles vorbei, dann kann man nur hoffen, dass sie gut versichert waren und auch privat etwas zur Seite legen konnten, als sie noch der Hochsprache angehörten…“
„Hoffentlich Arroganz versichert!“ warf ein Homoioteleuton ein.
„…ansonsten gibt’s die ‚Aktion Sorgenwort’, die in fast allen Lokalen, wie auch hier bei uns, als auch in den öffentlichen Nah- und Ferngesprächsmitteln, in der Syntax und im Vokabularium, also fast in der ganzen Grammatik, Rampen eingerichtet hat und ausgewiesene Sprachplätze für schwerbeschädigte Wörter, Benutzung allerdings nur mit Ausweis, wir sind doch hier im Deutschen!“
„Warum lassen wir uns das bieten?“ reifen die Worte erregt
„Genau, was soll das? Wenn Dialekt gesprochen werden muss, warum dann nicht im Flaggenalphabet? Nieder mit den Dialektpressen! Keine Wortbeschädigungen mehr! Hoch die Hochsprache!“
Jetzt kam auch Stimmung unter den Schwerbeschädigten auf, die an dem Tisch saßen, der auch für Rollkonsonanten, wie das „rrr“, gut zugänglich war.
„Mir wuiln a nimmer b‘schädigt sein, nicht! Mir san auch Worte, mir san keine Worte zwoater Klasse nicht!“ riefen sie im Chor.
„Genau!“
„Sowieso, eh klar!“
„Sozusogn, nicht!“
„A Bier, a Musi, Holladrio!“
„Genau!“
„Heidadeifi, Herrschaftszeiten, Sacklzementzefix Halleluja, nicht!“
„Mir wuiln wern, wos mir worn!!“
Die unbeschädigten Worte fielen mit ein: „Nie mehr Öchsle sondern Ochs! Keine Deern sondern Mädchen! Kein Uichtscherzerl sondern Brotende!“
„Geht auch: Knäppchen?“
„Knäppchen geht auch!“
„Duden sei Dank, das wird meinen Mitbewohner freuen, wir wohnen im gleichen Relativsatz!“
„Kein ‚aufi, gemma aufi’ sondern ‚Los, lasst uns aufsteigen!’“
„Wie ist’s denn mit: Dann kenniminemminimehr?“
„Klingt schmissig, kann bleiben!“
Alles drängte zur Tür, als diese aufging und sich zwei finster dreinblickende Termini technici hereinstehlen wollten, offensichtlich in der Absicht andere Unglückliche, wie „Eichhörnchenschwanz“, zu kidnappen und sie unter die wahrscheinlich bereits vor der Gaststätte installierte Dialektpresse zu zwingen.
Sie gerieten unter einen Hagel von Verwünschungen und Beschimpfungen und es dauerte nicht lange, da flogen die ersten Buchstaben und Gläser und während sie die Menge entfesselter Satzglieder unter Prügeln nach draußen spülte, hörte man schon, wie sich die ersten Präpositionen im Verein mit den Verben der Demontage daran machten, die Dialektpresse, die tatsächlich bereits vor der Kneipe aufgebaut war, zu demolieren.
Sie ging total zu Bruch.
Der Wirt räumte derweil die Tische ab, sammelte die Gläser ein und weckte ein Pronominaladverb, dass nachdem es die Buchstabensuppe vom Mittagessen aquavitbeschleunigt in den laufenden Handtrocknungsventilator erbrochen hatte, inmitten der geschredderten Buchstabenreste eingeschlafen war. Er zog ein Ausrufezeichen mit schmerzendem Punkt aus der Dartscheibe und löschte das Licht.
„Sauerei!“, dachte er bei sich, „und wer macht das alles wieder sauber? Scheiß Gerede hier, jeden Abend.“
„Aber es macht sich bezahlt!“ scholl es aus der alten Registrierkasse im Schankraum.
Wenn Worte reden könnten.
Dann könnten Zahlen rechnen.

Dieser Text ist Bestandteil von Jochen Malmsheimers aktuellem Soloprogramm „Wenn Worte reden könnten oder: 14 Tage im Leben einer Stunde“. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Nächste Tourneedaten: 07.11., 20 Uhr – Ahrensdburg, Marstall; 09.11., 20 Uhr – Lutterbek,. Lutterbekker; 16.11., 20 Uhr – Langenau, Pfleghofsaal; 18.11., 20 Uhr – Dormagen-Knechtsteden, Aula des Norbert Gymnasiums; 22.11., 20.15 Uhr – Würzburg, Bockshorn; 23.11., 19.30 Uhr – Glauchau, Statdttheater; 24.11., 20 Uhr – Plauen, Malzhaus.