Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Magdeburg – anläßlich der gegenwärtigen »Blockpartei«-Debatte in Ihrer Partei, der CDU, meinten Sie: »Es kann nicht sein, daß wir, nur weil wir in der DDR gelebt haben, jedem ungefragt unsere Biographie servieren müssen.« Wo leben Sie denn – es ist doch seit bald nunmehr zwanzig Jahren Usus, daß sich Ostler auf jeglicher wiedervereinigter Familien- oder Freundeszusammenkunft für Ulbricht, Honecker oder sonstwas zu entschuldigen haben; noch nie vernahm man, daß sich bei gleichen Gelegenheiten für Adenauer, Globke oder sonstwas oder sonstwen entschuldigt werden mußte.
Ronald Schill, Richter i. R., vermutl. Uruguay – eine Zeitung teilte dieser Tage unter dem oft gebräuchlichen Motto »Was macht eigentlich …« mit, Sie lebten vermutlich in Uruguay; es ist irgendwie bedauerlich, daß es um Sie, der Sie vor sieben Jahren mit Hilfe Ole von Beusts (CDU) in Hamburg Innensenator geworden waren, so still geworden ist; dadurch bleiben Ihre Erfahrungen, wie man auch als aussortierter Politiker gut über die Runden kommt, ungenutzt – an Bedarf würde es sicher nicht fehlen.
Oskar Lafontaine, Berlin, Politiker – während der jüngsten Haushaltsdebatte bekam die Regierungschefin von Ihnen einen Eintrag »Angela schwätzt im Unterricht«; aber dabei wissen natürlich auch Sie, daß demonstratives Nichtzuhören und andere herausgestellte Unhöflichkeiten zum Arsenal parlamentarischer Schlagabtausche gehören – darum sind Abgeordnete Umfragen zufolge ja auch so beliebt in der Bevölkerung.
Volker Herres, neuer ARD-Programm-Direktor, Hamburg – Trallala oder Terror – pünktlicher Sendestart der Bambi-Show oder Mumbai-Brennpunkt: Sie votierten für »Trallala«, obwohl überstimmt, erwiesen Sie sich somit als Klon Ihres Vorgängers Günther Struwe – manchmal stirbt die Hoffnung schon zu Beginn.
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