Ronny Blaschke, Sportredakteur, Berlin – Ihr Vorname läßt vermuten, daß Sie jüngeren Datums sind und es Ihnen demzufolge noch an gewissem Überblick mangelt – anders jedenfalls können wir es uns kaum erklären, wie Sie in der Berliner Zeitung auf die Überschrift verfallen konnten »Tore fürs Vaterland. Mit den EM-Erfolgen der Fußballer hat die russische Propagandamaschine Fahrt aufgenommen«; sie erschien nämlich just an einem jener EM-Tage, an dem die deutsche Kanzlerin peinlicherweise meinte, (tv-gerecht) Fußballinteresse mimen zu müssen und sich die Tagesschau nicht entblödete, Fußball zur Spitzenmeldung zu machen.
Erich Loest, Schriftsteller, Leipzig – Strittmatter sei in der DDR ein »›egoistischer Parteigänger‹ gewesen, der sich nie für andere eingesetzt« habe; einmal darüber hinweggesehen, wie er sich für Sie und Ihr wichtigstes Buch Es geht seinen Gang eingesetzt hat und daß seine Unterschrift fehlte, als der Biermann-Ausweisung zugestimmt werden sollte, erinnern wir statt dessen an Lew Kopelew, den er durch einen mutigen, damals konspirativ nach Moskau beförderten (inzwischen seit langem veröffentlichten Brief) vor dem Ausschluß aus dem sowjetischen Schriftstellerverband und einer möglicherweise beabsichtigten erneuten Gulag-Einweisung bewahrte.
Kurt Beck, Ministerpräsident und Parteivorsitzender – die Financial Times Deutschland befand unlängst, über Sie sei »fast alles gesagt – jedenfalls das Negative«; derartige Häme nervt Sie hörbar und zusehends – trösten Sie sich: Lieber schlecht vorkommen als gar nicht, so einen Parteivorsitzenden gibt es nämlich in Deutschland auch.
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