von Wilfried Meyer
Die Sorben wollen eine eigene Partei gründen, eine Wendische Volkspartei, wird berichtet. Hört sich gut an, oder? Natürlich darf jeder in Deutschland eine Partei gründen. Aber wieso eigentlich nur eine Wendische Volkspartei? Gibt es sonst keine Stämme in Deutschland? Friesen, Holsten, Uferfranken, Moselfranken, Oberfranken, Hessen … Jeder kennt noch andere.
Warum zum Beispiel ist noch keine Cheruskische Volkspartei gegründet worden? Das Denkmal ihres größten Helden steht bereits: Der Hermann im Teutoburger Wald. Vielleicht würde der Fürst von Lippe-Detmold ihr Erster Vorsitzender, besser noch: Präsident. Einen Ehren-Vorsitzenden weiß ich auch: den Alt-Bundeskanzler und Lippe-Detmolder Gerhard Schröder, ein wahrlich echtes Cherusker-Gewächs. Hat man ihn schon mal angesprochen?
Das ist nicht alles. Zwecks »Pflege des vorpolitischen Raumes« muß die Partei flankiert werden von einem cheruskischen Heimatbund und einer cheruskischen Presse, alle öffentlich subventioniert, versteht sich. Es soll ja arbeitslose Heimatforscher und Redakteure geben. Vielleicht möchte auch jemand die cheruskische Sprache wieder beleben. Dürfte schwierig werden, aber wenn es subventioniert wird, finden sich bestimmt einige, die hundert Jahre daran arbeiten.
Und wie wäre es mit einer Partei der Uferfranken, in der Kölner und Düsseldorfer friedlich zusammen existieren? Wäre doch gelacht, wenn für so einen edlen Zweck keine öffentlichen Mittel zu bekommen wären. Es gibt ja so viele Töpfchen, die man anzapfen kann. Wer kennt schon alle Haushalts-Titel im Bundestag, im Landtag, in seiner Gemeinde? Und Fürsprecher in den zahlreichen »politischen Gremien« finden sich für alles!
Der Trick ist bekannt, wird aber leider nicht allgemein durchschaut: Man wirbt beim Parlamentskollegen um Subventionen für die eigene Gruppe und versichert gleichzeitig, man werde dafür die des Kollegen unterstützen. Hilft garantiert! Und wieder ein Topf im Haushalt, und der hat ein neues Loch. Ein sehr kleines natürlich, fällt gar nicht auf …
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