von Heidi Jülich
Von einem Film soll hier die Rede sein, den ich leider auch erst spät entdeckt habe; aus den meisten Kinos ist er längst raus, in den großen ist er wohl nie gelaufen.
Sei’s drum. Die Band von nebenan heißt der Streifen, produziert von Israel und Frankreich 2007 und handelnd in israelischer Einöde. Besagte Band – acht blauuniformierte Polizeimusiker aus Alexandria – ist zur Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums nach Israel eingeladen, wird aber nicht, wie vereinbart, abgeholt, landet nach einem Mißverständnis per Bus in einem falschen Ort und muß dort notgedrungen übernachten, um anderentags an den eigentlichen Bestimmungsort zu gelangen.
Mehr an »Action« passiert in diesem Film nicht. Und auch das, was in den zwölf oder dreizehn abendlichen und nächtlichen Stunden geschieht, ist sehr übersichtlich. Alles vollzieht sich langsam, nichts ist auf Effekte ausgelegt. Und: Über Politik wird keine Silbe verloren, was ja nicht selbstverständlich ist zwischen den Menschen zweier Staaten, die zwar formell nicht mehr im Kriegszustand leben, deren Verhältnis aber noch immer von beiderseitigem Mißtrauen geprägt ist wie von dem verbliebenen Trauma der Ägypter über das erlittene Desasters im Sechstagekrieg von 1967.
Aber dieser Film ist dennoch politisch, hochpolitisch. Weil die in ihm handelnden und wandelnden Menschen über diesen zufälligen und unfreiwilligen Kontakt im Gefolge einer ganz zarten Annäherung voneinander feststellen, der gleiche Mensch zu sein wie der andere – und eben umgekehrt auch. Mit Sorgen und Nöten, Hoffnungen und Wünschen, mit dem Bedarf nach Liebe und Freundschaft, nach einem irgendwie erfüllten Leben eben.
Das, und nur das, ist es, was sie am Abend dieses Tages näherbringt. Das ist eine Binsenweisheit? Ach, wenn es doch so wäre. Um wieviel weniger würde es den Machtbesessenen aller Klassen, Rassen, Religionen und Ideologien gelingen, die Menschen immer wieder aufeinanderzuhetzen.
Nein, ein kitschiges happy end muß man übrigens nicht befürchten, auch das hat dieser – übrigens mit denkbar einfachen filmischen Mitteln produzierte – Streifen sich zum Glück versagt.
Es ist ein wunderbarer Film, der die Referenz bereits mehrerer internationaler Preise gar nicht benötigt, um für sich zu werben. Wenn man ihn nur noch zu sehen bekommt. Und wenn man ihn denn zu sehen, zu begreifen und seine Botschaft zu verinnerlichen bereit ist.
Schlagwörter: Heidi Jülich