Des Blättchens 7. Jahrgang (VII), Berlin, 24. Mai 2004, Heft 11

Antworten

Marianne Linke, PDS, Sozialministerin, Schwerin – von Ihnen geht in Mecklenburg-Strelitz die Anekdote um, derzufolge Sie anläßlich der Visitation eines dortigen Krankenhauses einem in der Diskussion undevoten Mediziner bedeutet haben sollen, »einer Ministerin widerspricht man nicht« – geschenkt, jeder hat mal eine schwache Minute; nun aber sind Sie – per Bild-Zeitung – im Gerede, Sie hätten einem einstigen Gysi-Referenten in Ihrem Mysterium einen Werkvertrag verschafft. Natürlich widersprechen Sie heftig (und möglicherweise sogar zu Recht …), dabei wäre das doch nur zeitgemäß: »Die Revolution entläßt ihre Kinder« eben nicht mehr, sondern versorgt sie.

Wolfgang Huber, EKD-Vorsitzender und Landesbischof, Berlin – Sie protestierten gegen eine Unterstützung von Jugendweihen durch Regierungsmitglieder; den Anlaß dazu bot Ihnen Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der Anfang Mai in Wittenberge eine Jugendweiherede gehalten hatte. Ihre Begründung: Damit werde die »weltanschauliche Neutralität des Staates verkehrt«. Dürfen wir nun davon ausgehen, daß Sie demnächst auch dagegen protestieren werden, daß Ihre Kirche und deren Würdenträger mit Steuergeldern alimentiert werden?

Christian Thielemann, Deutsche Oper, Generalmusikdirektor, Berlin – letztens reihten Sie sich in die Reihe jener Berliner Kunstschaffenden ein, die mit dem Weggang aus der Hauptstadt drohen, falls ihr Etat nicht aufgestockt und Ihre Einrichtung finanziell nicht der – Ostberliner ….! – Deutschen Staatsoper gleichgestellt würde; Sie haben es gut: Sie könnten gehen, aber stellen Sie sich mal vor, was passierte, wenn alle Ostberliner »Westgehälter« forderten und bei Nichterfüllung die Stadt verließen – oh, was für eine Leere!