Des Blättchens 5. Jahrgang (V), Berlin, 13. Mai 2002, Heft 10

Regulierter Hedonismus

von Thomas Falkner

Nun verschwinden sie von der politischen Bildfläche – die großen Deuter und Fürsprecher des wundersamen, sich selbst und dem Westen so fremden Ostens: Kurt Biedenkopf zurechtgestutzt zum unfreiwilligen Pensionär, Manfred Stolpe verstummt unter der Last der Amtsjahre und in Schönbohms Umarmung, Reinhard Höppner als der tragische Verlierer von Magdeburg – und Wolfgang Thierse in spektakulärer Selbstdistanzierung via BILD vom Jammerossitum …
Tatsächlich scheint die Sachsen-Anhalt-Wahl in Ostdeutschland das Ende einer bestimmten Politik-Kultur gebracht zu haben: Es geht nicht mehr um das Akzeptieren und Verstehen der besonderen ostdeutschen Probleme als entscheidende kommunikative Botschaft der Politik an die Ostdeutschen, auch nicht mehr um das Werben für Akzeptanz und Verständnis nach außen – gegenüber dem Westen, gegenüber dem Bund –; erwartet werden jetzt Handeln, Tatkraft, Innovation, Erfolg. Reinhard Höppner ist auch daran gescheitert, daß er Manfred Stolpe und Kurt Biedenkopf als Interpreten beerben wollte und nicht Schröder als den Macher kopiert hat.
»Die diversen Krisensymptome des Ostens dürfen nicht länger als Handicaps – sie müssen als Herausforderung für unternehmungs- und abenteuerlustige Menschen mit Mut und Phantasie begriffen werden«, schrieben Wolfgang Engler und […]