Des Blättchens 3. Jahrgang (III), Berlin, 3. April 2000, Heft 7

Mea culpa, mea maxima culpa

von Gerhard Brendler

Das Sündenbekenntnis, bekräftigt durch ein dreifaches mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa, gehört zum Text des Priesters in der Messe. Und wer mitfeiert, tut es ihm gleich. Dies öffnet das Gewissen, dämpft den Hochmut und reinigt den Geist vor dem feierlichsten Tun, das dem geweihten Priester obliegt, nämlich Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi zu verwandeln.
So vergewissert man sich noch einmal der Gegenwart Christi beim Gottesdienst, was vielleicht nicht unbedingt für jeden Christen zwingend ist; denn »… wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen«.Sei’s drum, in der Katholischen Kirche jedenfalls ist es seit 1215 so vorgeschrieben und bis heute gültig. In tausenden Kirchen geschieht dies, wenn nicht täglich, so doch wöchentlich. An Sündenbekenntnissen ganz allgemein dürfte es also nicht mangeln. So muß es schon seinen besonderen Grund haben, wenn Papst Johannes Paul II. einen Pontifikalgottesdienst am 12.März 2000 in St. Peter in Rom mit einem Schuldbekenntnis versieht, das so in der nun fast schon zweitausendjährigen Geschichte der Kirche bislang nicht zu hören war.
Den unmittelbaren Anlaß hierfür bot zweifellos die Vorbereitung auf die Pilgerreise des Papstes ins Heilige Land. Doch der bewegende Grund dürfte von der gleichen epochalen Natur sein wie das von Johannes XXIII. Begonnene Aggiornamento: Glieder, Geist und Gelenke der Kirche fit machen für eine geistig-kulturelle Führung in den Turbulenzen einer sich globalisierenden Weltgesellschaft. Um es mit […]