19. Jahrgang | Nummer 23 | 7. November 2016

Antworten

Günther Oettinger, Meister des ungeschliffenen Wortes – Als „Sprachpanscher des Jahres“ wurden Sie schon 2006 gewürdigt. Aber jüngst hätten Sie sich mit Aussagen, die als rassistisch, sexistisch und homophob kritisiert wurden, fast um ihr Amt als EU-Kommissar geredet. Zunächst wollten Sie Ihre Äußerungen als „salopp“ gewertet wissen, und Ihr Chef Jean-Claude Juncker schien das zu akzeptieren. Erst als sich die als „Schlitzohren“ und „Schlitzaugen“ titulierten Chinesen beschwerten, rangen Sie sich – wahrscheinlich auf Junckers Drängen – zu einer Entschuldigung durch. Schließlich sollen Sie demnächst zum Hauhaltskommissar aufsteigen. Unlängst äußerten Sie noch, sich lieber erschießen zu wollen als mit AfD-Chefin Frauke Petry verheiratet zu sein. An welcher Stelle Ihrer Beliebtheitsskala stünde denn eine baldige China-Reise?

Paul Magnette, Regierungschef Walloniens – „Absolut inakzeptabel“ nannten Sie die Aussage von Günther Oettingers, Sie und Ihre Kabinettskollegen seien „Kommunisten“, die ganz Europa blockierten. Ihre Regierung hatte die Unterzeichnung des Freihandelsvertrages zwischen der EU und Kanada (CETA) um zehn Tage verzögert und damit angeblich „Wohlstandverluste in riesigem Ausmaß“ für mehr als 500 Millionen Europäer heraufbeschworen. Ein erheblicher Teil dieser Europäer teilte indes Ihre Einwände gegen das Abkommen, und die wenigsten davon nennen sich Kommunisten. Auch den Vorwurf, die „Glaubwürdigkeit“ der EU untergraben zu haben, dürfen Sie getrost parieren: Die Schuld am miserablen Ruf, den die Union weithin genießt, tragen nicht zuletzt derzeitige und ehemalige Brüsseler Kommissare.

Oleg Popow, weltbekannt im Kostüm des Clowns Iwanuschka – Ein Vierteljahrhundert nach dem Ableben der Union, die Ihnen den Titel „Volkskünstler der UdSSR“ verliehen hatte, haben Sie selbst – 86-jährig – die Augen für immer geschlossen. Nicht in der Zirkusarena, die Ihnen die Welt bedeutete, sondern bezeichnenderweise vor dem Fernsehapparat in einem Hotelzimmer in Rostow am Don. Sie selbst hatten beklagt, dass der Zirkus vergessen werde, weil er immer seltener im Fernsehen gezeigt wird. Tatsächlich: Auch Clowns wie Sie oder der große Grock, die den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten („…das Schönste, was es im menschlichen Gesicht gibt“, wie Sie sagten), kennt man kaum noch. Heute gibt es nur noch „Comediens“. Trotzdem: „Spi spokoino, Oleg Konstantinowitsch!“ (Russisch für „Ruhe sanft!“)