von Horst Zippel
Die erst 1869 durch den Zusammenschluss einiger Streusiedlungen entstandene Ortschaft Dürrenbach gehört heute zur Stadt Wurzbach im Saale-Orla-Kreis im Freistaat Thüringen.
Als in die kleine Gemeinde im Jahre 1914 vom Kriegsministerium der Befehl erging, für Gott, Kaiser und Vaterland zu den Waffen zu greifen, da herrschte große Ratlosigkeit unter den Einwohnern. Am Abend trafen sich daraufhin die Männer im Wirtshaus und beratschlagten, was zu tun sei. Lange dauerte es, bis ein besonders Pfiffiger Stift und Papier zur Hand nahm und etwa folgendes Schreiben aufsetzte:
„Lieber Herr Kaiser!
Nach ausgiebiger Beratung und genauester Überprüfung und Lage der gegebenen Umstände erklären sich die Bewohner von Dürrenbach, im Lande Reuß jüngere Linie, außer Stande, in die Kriegshandlungen einzugreifen. Desweiteren haben wir es nicht vor, unsere guten Beziehungen durch militärische Operationen zu belasten.
Wir werden uns nicht in die kriegerischen Auseinandersetzungen der Großmächte einmischen!
Dürrenbach bleibt neutral!“
Auch wenn diese Zurückweisung damals nicht anerkannt wurde, so spricht man immer noch – vom neutralen Dürrenbach.
Horst Zippel ist Schriftsteller und Volkskundler und lebt in Bad Lobenstein. Seine Geschichte wurde erstmals 1989 in seinem Buch „De Rehrleskouch’n“ veröffentlicht. Die Dürrenbacher stehen noch heute zu dieser Bezeichnung. Ihr Karnevalsverein trägt den Namen „Neutral“. Und Karneval ist im Oberland eine zutiefst ernste Angelegenheit.
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