17. Jahrgang | Nummer 8 | 14. April 2014

XXL: 100 Jahre Erster Weltkrieg (Reprints I)
Editorial

Es gibt die Vergangenheit, und es gibt die Geschichte. Und weil letztere Rekonstruktion und Reflexion ist, gibt es die immer mal wieder anders. Im Hinblick auf den Ersten Weltkrieg ist das seit Monaten schön zu beobachten. Nicht dass da gar nichts Interessantes dabei wäre – aber manches, was sich als neu geriert, ist allenfalls für denjenigen neu, der sich noch kaum mit dem Thema befasst hat, und manche hochgeschriebene Wichtigkeit gleicht einem falsch bereiteten Soufflé: Das klatscht auch bei der ersten Berührung zusammen.
Wir haben zunächst einmal in den historischen Weltbühnen geblättert, die den in Rede stehenden Jahren 1914 bis 1918 zeitlich unmittelbar oder in nicht allzu großem Abstand nachfolgten und stießen dabei auf Untersuchungen, Darstellungen und Entlarvungen aus den Federn von unmittelbar in den Krieg Involvierten. Einiges davon wollen wir im Laufe des Jahres als Reprints dem Vergessen entreißen – auch seiner unmittelbaren historischen Authentizität wegen:

  • Kurt Tucholskys berühmte Militaria-Essays, die er als Ignaz Wrobel von Anfang 1919 bis Anfang 1920 publizierte;
  • L. Persius‘, eines Marineoffiziers, kritische Bilanz „Der Seekrieg“ (1919);
  • Andreas Ziesenitz‘ höchst anschauliche Darstellung von Spionage und Abwehr an der Front und im angrenzenden Hinterland, die zu dem klaren Fazit gelangte, dass, „wer das Ethos des Krieges predigt, auch die Fäulnis der Spionage verteidigt“ (1920) sowie
  • einen „Hattrick“ Tucholskys aus Anlass des 10. Jahrestages des Kriegsausbruches in der Weltbühne 32/1924, in der er das Thema in zwei Beiträgen (Tucholsky, Wrobel) und einem Gedicht (Theobald Tiger) erneut aufgriff.

Den Anfang machen Gedanken von Jörn Schütrumpf, der den Bogen von 1914 bis heute schlägt.

Wolfgang Schwarz