16. Jahrgang | Nummer 21 | 14. Oktober 2013

Antworten

Urban Priol & Franz-Markus Barwasser, Leuchttürme des politischen Kabaretts – „Neues aus der Anstalt“ ist wahrscheinlich schon mit der dritten, vielleicht sogar bereits mit der zweiten von bis heute 62 Ausgaben zu einem jour fixe in unserem kabarettistischen Ranking geworden, und dieser Olymp ist ein durchaus schmaler, auf dem neben Anstalt-Mitbegründer Georg Schramm keineswegs zahlreichen Kollegen Platz beschieden ist. Dass Sie allerdings am 1. Oktober Ihren Ausstieg aus der Anstalt zelebriert haben, quittieren wir einerseits zwar mit heftigem Dank für nie ermüdende und wiederholter (ein seltener, hier nichtsdestotrotz gerechtfertigter Komparativ) geniale Molestierungen, andererseits jedoch zugleich mit dem Ausdruck höchsten Bedauerns und tiefster Missbilligung! Wir rufen Ihnen nur deshalb kein verbittertes donnerndes R.I.P. nach, weil wir auf weitere Täterschaften Ihrerseits in anderen und möglichst häufigen Zusammenhängen hoffen, nein – weil wir fest damit rechnen!

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Protzbischof von Limburg – Die Baukosten für Ihr Diözesanzentrum und Ihr bischöfliches Haus betragen statt der ursprünglich geplanten, bereits in dieser Höhe nicht unbeeindruckenden fünf Millionen Euro nunmehr 31 Millionen. Die Nassauische Neue Presse hatte berichtet, dass allein Ihre Badewanne 15.000 Euro gekostet haben soll. Aber nun haben Sie uns allen via BILD Aufklärung beschieden: Auflagen des Denkmalschutzes seien die Kostentreiber; Sie selbst bräuchten „keinen pompösen Lebensstil“. Na, Gott sei Dank! Da sind wir ja wirklich beruhigt – und ziehen uns nun nur noch rasch die Hosen mit der Kneifzange an …

Anitra Eggler, Ex-Managerin diverser Internetfirmen – Die Frage, ob Facebook dazu verführe, „dass wir uns wie Vollidioten benehmen“, beantworten Sie mit „Ja.“, und Sie wissen auch, wann Ihnen dieser Gedanke das erste Mal kam: „Als ich mich dabei ertappte, ein Essensfoto zu posten. Mir fiel auf, dass in meinem Freundeskreis selbst die Allerintelligentesten anfingen, banalen Blubb zu posten. Immer wieder Essen, Kätzchen oder Kinder mit Schokomund. In den letzten beiden Jahren hat die Qualität der In­halte auf Facebook rapide abgenommen.“ Ihre Tipps für Internetgeschädigte haben Sie in einem Buch zusammengefasst: „Facebook macht blöd, blind und erfolglos“. Wer schon im Gesichtsbuch oder in vergleichbaren Netzwerken agiert, sollte es möglicherweise lesen, bevor es zu spät ist, und wer noch nicht postet, es aber in Erwägung zieht – der erst recht.

Detlef Esslinger, Autor – In der Süddeutschen Zeitung treffen Sie mit Bezug auf den Klimawandel die ebenso zutreffende wie ernüchternde Feststellung: „In den Menschen steckt viel mehr FDP, als 95,2 Prozent der Wähler vermuten würden (Die restlichen 4,8 Prozent haben die Partei noch gewählt). Jeder, der sich die Freiheit nimmt, für 300 Meter das Auto zu besteigen oder siebenmal die Woche Fleisch zu essen, verhält sich zudem absolut rational: Diese eine Autofahrt bringt erheblichen persönlichen Komfort. Der Verzicht auf diese eine Autofahrt aber brächte dem Klima überhaupt nichts.“ Teuflischer kann ein Teufelskreis nicht sein.

Stefan Sichermann, Postillion – Mit Der Postillion haben Sie ein bestens nachgefragtes und mittlerweile bereits ausgezeichnetes Satireportal entwickelt, das wir zur erheiternden Einsicht nur empfehlen können. Seit der Gründung des Postillion im Jahr 2008 würden Sie nun hauptberuflich über Schwachsinn nachdenken, lassen Sie verlauten. Das lässt auf eine steile Karriere hoffen, die eigentlich nur in der Politik enden kann.

Ruth Misselwitz, Pfarrerin in Berlin-Pankow – In einer vom Rundfunk übertragenen Predigt haben Sie Einblick dahingehend gegeben, dass sprachliche Korrektheit nun auch in der Kirchensprache angekommen ist: Sie haben von den Jüngern und Jüngerinnen Jesu gesprochen. Das war freilich überfällig, da auch Maria Magdalena und andere Frauen zu den Lehrlingen des Gesalbten zählen, was sie allerdings auch schon taten, als man noch nur den allgemeinen Begriff der „Jünger“ verwendete. Sei‘s drum – nur hoffen wir, dass der moderne Protestantismus nicht dem Vorbild der Leipziger Uni folgt, akademische Mitarbeiter grundsätzlich mit der weiblichen Berufsbezeichnung zu versehen. Wir wagen uns gar nicht vorzustellen, wie das im Falle von „Messias“ klänge…

George Soros, US-Finanztycoon – Sie fordern zu einem umfassenden Schuldennachlass für Griechenland auf, da dies das einzig Mittel sei, die dortige Situation wieder und nachhaltig zu stabilisieren. Deutschland betreffend fügen Sie besorgt und kritisch hinzu: „Deutschland sollte sich daran erinnern, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg selbst mehrfach von Schuldennachlässen und Stundungen profitiert hat, darunter auch von Griechenland. Nun aber zeigt es sich unnachgiebig.“ Wie (späte) Sieger halt so sind.