15. Jahrgang | Nummer 19 | 17. September 2012

GELD ODER LEBEN! Jetzt hilft nur der Ärzte-Streik

von Uli Gellermann

Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.
(Eid des Hippokrates)

Ein Golfplatz unweit einer deutschen Großstadt. Zwei Herren mittleren Alters ziehen ihre Golftaschen hinter sich her.

1. Arzt:
Das kann nicht mehr so weiter gehen. Mein Golftrainer nimmt jetzt glatte 40 Euro in der Stunde!

2. Arzt:
Mein Pro will sogar 45 Euro haben, wie soll ich denn bloß mein Handicap verbessern?

1. Arzt:
Die Lieferfristen von Porsche werden immer länger, die Privatschule für meinen Sohn erhöht die Preise und das Wellnesshotel für meine Frau hat die Ärzterabatte gestrichen.

2. Arzt
Letzte Woche habe ich einen Kollegen getroffen, der muss mit 180.000 im Jahr auskommen, liegt damit im Jahresdurchschnitt, schön, ist ja auch nur Hausarzt, aber wie soll der denn Butter auf´s Brot bekommen?

1. Arzt
Nur 15.000 im Monat? Arme Sau. Warum ist er nicht Radiologe geworden? Die kommen auf glatte 400.000 im Jahr vor Steuern.

2. Arzt
Trotzdem, das ganze Land ist voller Penner, die nichts arbeiten und vom Staat, also von meinen Steuergeldern ausgehalten werden. Jetzt wollen wir mal ein paar Euros mehr und schon beißen wir auf Granit.

1. Arzt
Läppische 11 Prozent wollen wir mehr! Und die Kassen weigern sich! Das ist purer Sozialismus! Da habe ich nun bei jeder Wahl FDP gewählt, stelle also praktisch den Gesundheitsminister und nun so was. Ich kann meinem Anlageberater bald nicht mehr unter die Augen kommen, bei den mickrigen Erträgen der letzten Jahre, gerade mal vier Prozent Zuwächse jährlich, wo soll da mein Spielgeld für die Börse herkommen?

2. Arzt
Und immer das Gesülze von der ärztlichen Verantwortung, Hippokrates und so, wer jeden Tag mit Patienten zu tun hat, der hat ein Recht auf Schmerzensgeld. Jetzt hilft nur noch Streik!

1. Arzt
Genau! Sollen die Patienten doch zum Tierarzt gehen, oder zum Klempner…

Beide Ärzte lassen ihre Golftaschen fallen, haken sich ein, marschieren auf der Stelle und skandieren:
Elf Prozent her
Sonst gibt es keine Ärzte mehr!
Elf Prozent her
Sonst gibt es keine Ärzte mehr!

Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus Rationalgalerie
(http://www.rationalgalerie.de/archiv/index_1_621.html)