15. Jahrgang | Nummer 6 | 19. März 2012

Manches war auch – genau so

von Korff

Korff, der Redaktion zur Einrichtung der Erinnerungsecke „Manches war doch anders“ gratulierend, erbittet Nachdenken, ob gegebenenfalls auch Beiträge erscheinen dürfen, die eigentlich einer Zusatzrubrik „Manches war auch – genau so“ zugehörig wären.
Um der möglichen Antwort „Im Prinzip ja, nur was?“, zuvorzukommen, gibt Korff etwas aus seiner „geheimen Bibliothek“ als Bei-Spiel heraus. Aus Gründen des Quellenschutzes natürlich ohne Quellenangabe, was die Redaktion in diesem besonderen Fall – wenn auch ungern – hinzunehmen gebeten wird. Korff meint im Übrigen: Sollte es akkurat nicht so gewesen sein, dann halte man es mit der derzeit in zeitgeschichtlichen Studien verbreiteten Methode, wonach es ausreicht, dass es so hätte gewesen sein können, wie wir in Sonderheit aus der Fernseh-„History“ gelernt haben.
Und hier das Bei-Spiel: Dies ist ein realer Funkspruch, der zwischen Spaniern und Amerikanern stattgefunden hat – aufgenommen auf der Frequenz des spanischen maritimen Notrufs an der „Costa de Fisterra“ am 16. Oktober 1997 – und der erst im März 2006 von den spanischen Militärbehörden zur Veröffentlichung freigegeben wurde. Alle spanischen Zeitungen haben ihn gedruckt.

Spanier: Hier spricht A-853 zu Ihnen, bitte ändern Sie Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden. Sie fahren direkt auf uns zu. Entfernung 25 nautische Meilen.
Amerikaner: Wir raten Ihnen, Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern, um eine Kollision zu vermeiden.
Spanier: Negative Antwort. Wir wiederholen: Ändern Sie Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden.
Amerikaner: (eine andere amerikanische Stimme): Hier spricht der Kapitän eines Schiffes der amerikanischen Marine der Vereinigten Staaten von Amerika! Wir beharren darauf: Ändern Sie sofort Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden!
Spanier: Dies sehen wir weder als machbar noch als erforderlich an. Wir empfehlen Ihnen nochmals, Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden zu ändern, um eine Kollision zu vermeiden.
Amerikaner: (stark erregter Befehlston): Hier spricht Kapitän Richard James Howard, Kommandant des Flugzeugträgers „USS Lincoln“ der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika, des zweitgrößten Kriegsschiffs der nordamerikanischen Flotte. Uns geleiten zwei Kreuzer, fünf Zerstörer, vier U-Boote und weitere Schiffe, die uns jederzeit unterstützen können. Wir sind in Kursrichtung Persischer Golf unterwegs, um dort ein Militärmanöver vorzubereiten und in Hinblick auf eine möglich Offensive des Irak auch durchzuführen. Ich rate Ihnen nicht, ich befehle Ihnen, Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern!!! Sollten Sie sich nicht daran halten, sehen wir uns gezwungen, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, die erforderlich sind, um die Sicherheit dieses Flugzeugträgers und auch dieser militärischen Streitmacht zu garantieren. Sie sind Mitglied eines alliierten Staates, Mitglied der NATO und somit dieser militärischen Streitmacht. Gehorchen Sie unverzüglich und gehen Sie uns aus dem Weg!!!
Spanier: Hier spricht Juan Manuel Saies Alcantara. Wir sind zwei Personen. Uns begleiten unser Hund, unser Essen, zwei Bier und ein Mann von den Kanaren, der gerade schläft. Wir haben die Unterstützung der Sender „Cadena Dial de la Coruna“ und „Kanal 106 – maritimer Notruf“. Wir fahren nirgendwo hin […]. Wir befinden uns im Leuchtturm „A-853 Finisterre“ an der Küste von Galizien. Wir haben eine Scheißahnung, welchen Platz wir im Ranking der spanischen Leuchttürme einnehmen. Und Sie können die Maßnahmen einleiten, die Sie für notwendig halten […], um die Sicherheit Ihres Scheiß-Flugzeugträgers zu garantieren, zumal er gleich an den Felsen der Küste Galiziens zerschellen wird. Aus diesem Grund müssen wir darauf beharren und möchten es Ihnen nochmals ans Herz legen, dass es das Beste, Gesündeste und das Klügste für Sie und Ihre Leute ist, Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden zu ändern, um eine Kollision zu vermeiden.
Ende des Dialogs.

Allerdings fragt sich Korff: Sollte aus Gründen zeitgemäßer Aktualisierung der Kurs dieser Armada nicht vielleicht von Irak auf Iran modifiziert werden und ginge das, ohne damit Urheberrechte zu tangieren? In Bezug auf die eigentliche Gefahr, ohne Kursänderung zu zerschellen und wahrscheinlich weitere politische, Umwelt- oder gar militärische Katastrophen auszulösen, würde eine solche Modifizierung ja nichts ändern …